Große Bühne für kleine Erzeuger: Neues Start-up für regionale Produkte

am . Veröffentlicht in Kulinarik & Gastronomie

regiothek


Drei Gründer aus Niederbayern haben eine völlig neue Brücke zwischen regionalen Lebensmittelerzeugern und Verbrauchern gebaut.

Wo bekomme ich Milch, Eier, Kartoffeln oder Gemüse direkt vom Erzeuger? Wo wird in meiner Umgebung noch handwerklich gebacken und gekäst, mit Achtung vor dem Tier geschlachtet oder leckere Feinkost aus regionalen Zutaten hergestellt? Wo kaufe ich Lebensmittel mit Charakter und Geschichte - und mit möglichst wenigen Zusatzstoffen? Und in welchem Lokal finde ich auf der Speisekarte, was genau in dieser Gegend wächst und gedeiht? Kurz: Wo kann ich regionale Produkte finden? Ein Passauer Start-up will eine Brücke bauen zwischen Idealen und unserem tatsächlichen Konsum: Die "Regiothek" macht kleine, engagierte Betriebe sichtbar, die sich jeden Tag um diese Ideale bemühen.

Hinter der digitalen Informations- und Netzwerkplattform stehen drei Passauer Existenzgründer: Alexander Treml (30), Anton Kohlbauer (32) und Simon Nestmeier (29). Ihre Vision: "Wie Millionen von VerbraucherInnen wünschen auch wir uns eine umweltfreundliche, gesunde und vielfältige Land- und Lebensmittelwirtschaft", sagt Alexander Treml. Die Regiothek, gefördert mit einem Existenzgründerstipendium von rund 120.000 Euro und begleitet vom Netzwerk der Industrie- und Handelskammer Niederbayern, soll diesen Traum zunächst in Niederbayern Wirklichkeit werden lassen.

Es war der Holzofen einer kleinen Bäckerei in der Nähe von Passau, der den Zündfunken für die Regiothek versprühte. Zufällig war Alex dort für einen Studentenjob gelandet: Brot und Semmeln auf den umliegenden Märkten verkaufen, und dem Bäcker-Müller und seinen Leuten bei allem helfen, was gerade so ansteht. In Alex" Kopf passierten vor allem drei Dinge: Begeistertes Staunen darüber, dass es diesen winzigen Betrieb mit eigener Mühle, traditionellem Holzofen und Bio-Rohstoffen aus der Umgebung überhaupt noch gibt. Zweitens: leicht unangenehmes Staunen darüber, wie wenig er selbst über Getreide, Saaten, Mahlen und Backen wusste, trotz des täglichen Brotes. Und drittens die Erkenntnis: Hier gibt es jeden Tag so viel Arbeit, dass die Bäckersleute nicht wirklich dazu kommen, den Menschen da draußen zu erzählen, was sie Großartiges zu bieten haben.

Im Internet fand Alex ein paar statische Verzeichnisse von Anbietern regionaler Produkte, an anderer Stelle Infos zu Nahrungsmitteln und Ernährung, viel Unklarheit um den Begriff "Regionalität" und so manche ungepflegte Seite von eigentlich sehr gepflegten Betrieben. Orientierung? Schwierig. Zwei mal drei macht vier: Die Idee zur Regiothek war da. Informationen bündeln, Transparenz schaffen, im Sinne engagierter Betriebe und Menschen, die sich dafür interessieren, wo ihr Essen herkommt.

Nicht nur dem Bäckermeister aus dem Passauer Umland, auch den Inhabern von anderen kleinen Lebensmittel-Betrieben sowie Freunden und Bekannten erschien die Idee großartig. Mit dem Programmierer Anton Kohlbauer und dem Wirtschafts- und Sozialwissenschaftler Simon Nestmeier fand Alexander Treml, selbst Informatik-Masterabsolvent der Uni Passau, die optimalen Mitstreiter für das Projekt. Die drei tüftelten und probierten und redeten mit einem Haufen Leute, bewarben sich mit der Regiothek für das Gründerstipendium des Bundeswirtschaftsministeriums - und überzeugten die Jury. Denn die Zahlen geben den Passauer Gründern Recht: Laut Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (2017) wird auch in der Lebensmittelbranche das mobile Internet immer wichtiger: Bereits jeder vierte Deutsche (27%) nutzt sein Smartphone beim Nahrungsmittelkauf.  

Die Regiothek will regionale Erzeuger ohne großen Marketingfokus mit den Kommunikationserwartungen des digitalen Verbrauchers versöhnen: "Für kleine Betriebe stellt die Kommunikation nach außen eine große Herausforderung dar. Umweltbewusst wirtschaftenden Landwirten mit Hofläden und Markständen, Imkern, handwerklichen Lebensmittelverarbeitern, kleinen (Bio-)Läden und Gastro-Betrieben mit regionalem Speisenangebot steht ein finanziell und zeitlich recht begrenztes Marketingbudget zur Verfügung. Damit begegnen sie Verbrauchern, die sich größtmögliche Nachhaltigkeit und Transparenz wünschen und zunehmend moderne Technologien nutzen, um sich zu informieren", sagt Alex Kreml.

Die Regiothek biete ein umfassendes Online-Kommunikationsinstrument mit großer Reichweite. Der Auftritt leiste mehr als eine betriebseigene Internetseite und kann diese ersetzen oder ergänzen. Damit erlangen die kleinen, engagierten Betriebe der Lebensmittelwirtschaft die notwendige Präsenz in der modernen Welt. "Auf dass sie auch in 50 Jahren noch für uns ernten und melken, gärtnern und backen, wursten, käsen, saften und kochen", so die Hoffnungen der drei Passauer Gründer. Sie wollen ihr Portal, das seit einem Jahr am Markt ist, weiter ausbauen. In einer späteren Version der Regiothek erfahren Verbraucher alles über aktuelle Angeboten, Hoffeste oder Führungen und von spannenden Entwicklungen im Betrieb. Durch so genannte Push-Funktionalitäten können User in der Umgebung unmittelbar erreicht werden. Mehr Informationen: www.regiothek.de

https://www.regiothek.de/

Quelle und Foto: obx-news/Regiothek

 

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