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Aktionsplan statt nationaler Tourismusstrategie: Deutscher Tourismusverband enttäuscht

am . Veröffentlicht in Strategie, Orga & Finanzen

Reichstag Klappstühle

 

Im einem jetzt vorgelegten Aktionsplan stellt das Bundeswirtschaftsministerium (BMWI) die Maßnahmen der nationale Tourismusstrategie vor - und zieht dabei auch noch einmal Bilanz der Tourismuspolitik in Zeiten der Pandemie. Der Inhalt ist erwartbar und wenig visionär.

Die COVID-19-Pandemie habe aus Sicht des BMWI sowohl die Prioritäten der Bundesregierung als auch das Koordinatensystem der Tourismuswirtschaft noch einmal erheblich verschoben. Die Bewältigung der gesundheitlichen Krise und der daraus resultierenden wirtschaftlichen Verwerfungen habe daher im Zentrum der Aufmerksamkeit gestanden, um die Branche zu erhalten. Dazu der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung Thomas Bareiß: „Ich bin froh, dass wir die Branche gut durch die Krise gebracht haben und jetzt mit sinkenden Infektionszahlen ein Stück weit aufatmen können. Diese Gelegenheit wollen wir nutzen und mit dem Aktionsplan im Rahmen der Nationalen Tourismusstrategie den Blick nach vorne richten. Wir alle haben das Reisen schmerzlich vermisst und es gilt diese für Deutschland so wichtige Branche mit so vielen engagierten und erfolgreichen Unternehmen an dieser Stelle zu würdigen. Wir greifen im Aktionsplan, die im Kabinett beschlossenen politischen und strategischen Ziele auf und zeigen erste Maßnahmen in Verantwortung des Wirtschaftsministeriums auf. Dies ist auch eine Einladung an alle Akteure der Reise- und Tourismuswirtschaft daran anzuknüpfen.“

Im Mittelpunkt des Aktionsplans des Bundeswirtschaftsministeriums stünden aus Sicht des BMWI die Themen Nachhaltigkeit und Digitalisierung, die zukünftige Vermarktung des Reiselandes Deutschland, eine stärkere Abstimmung zwischen den zuständigen Akteuren in der Tourismuspolitik und die Transparenz von Förderprogrammen für die Querschnittsbranche Tourismus. Eine wichtige Maßnahme stelle beispielsweise die Stärkung der Deutschen Zentrale für Tourismus e.V. mit zusätzlichen Mitteln in Höhe von 10 Millionen Euro dar, um die Vermarktung des Reiselandes Deutschland zu sichern. Ein wichtiges Vorhaben dabei sei die Entwicklung eines touristischen Knowledge Graphen zur Bündelung und freien Bereitstellung von Daten im Open-Data-Format – so werde durch Digitalisierung die Voraussetzung für innovative Produkte im Tourismus geschaffen.

In den Aktionsplan sowie die Unterstützung der Branche in der Krise seien auch die Ergebnisse eines breit angelegten Dialogprozesses mit Akteuren der Reise- und Tourismuswirtschaft geflossen. Die nationale Tourismusstrategie soll in den kommenden Jahren den Akteuren im Tourismus Orientierung bieten und gleichzeitig den Wandel des Tourismusstandorts Deutschland zukunftsgerichtet begleiten.

Nicht viel Neues

Bei genauem Hinsehen ist der Inhalt der Strategie jedoch nicht viel mehr als eine Aufzählung bereits bekannter Maßnahmen. Keine davon ist besonders visionär oder aktivierend. Das ist auch dem Deutschen Tourismusverband aufgefallen. „Eine Strategie, die weit hinter unseren Erwartungen zurückbleibt“, kritisiert Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes (DTV). „Die versprochene Strategie ist zu einem Aktionsplan geschrumpft. Konkrete Maßnahmen, die die Wettbewerbsfähigkeit des Tourismusstandorts Deutschland stärken, sind nicht ausreichend benannt. In dieser für den Tourismus existentiellen Phase und nach der mehrjährigen Vorarbeit, in die auch die Branche eingebunden war, braucht es durchschlagende Maßnahmen für einen Neustart der Branche, für Investitionen und Innovationen sowie für eine umwelt- und klimaverträgliche Entwicklung des Tourismus. Bundestag und Bundesregierung sind über den Wahltag hinaus gefordert, eine zukunftsweisende Strategie vorzulegen und mit konkreten Maßnahmen für verbesserte Rahmenbedingungen für den Deutschlandtourismus zu untersetzen."

„Es wird eine der wichtigsten Aufgaben für die nächste Legislaturperiode sein, schließlich geht es um eine Branche, die extrem unter der Corona-Pandemie zu leiden hat. Deshalb sind hier gemeinsame strategische Antworten von Bund und Ländern gefragt“, so Kunz weiter.

www.bmwi.de/Redaktion/DE/Dossier/tourismusstrategie.html
www.deutschertourismusverband.de

Bild Getty Images / Canva

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