GRIMMWELT Kassel eröffnet

am . Veröffentlicht in Städte- und Kulturtourismus

Eingangsbereich der GRIMMWELT; Foto: Jan Bitter


Mit einer modernen, den Brüdern Jacob und Wilhelm Grimm gewidmeten GRIMMWELT  will die documenta Stadt Kassel den Brüdern endlich ein würdiges Ausstellungshaus bieten.

In vielen Variationen soll die Ausstellung die Vielschichtigkeit des Werkes der Brüder Grimm widerspiegeln: Modern in der Herangehensweise an ein Thema, das Hergebrachte würdigend.

Oberbürgermeister Bertram Hilgen: „Die GRIMMWELT Kassel präsentiert das Wirken der Brüder Grimm auf Augenhöhe mit ihrer Bedeutung. Die Grimms sind eine kulturelle Weltmarke, die in Kassel ebenso wie die documenta und das UNESCO-Weltkulturerbe Bergpark Wilhelmshöhe beheimatet ist. Es ist deutlich: Kassel gehört in die Riege der zehn herausragenden Kulturstädte Deutschlands.“

„Die documenta Stadt Kassel hatte sich zum Ziel gesetzt, das Thema Brüder Grimm angemessen neu aufzustellen - im Hinblick auf die zu vermittelnden Inhalte, die Präsentation, das wissenschaftliche Fundament und die kulturwirtschaftliche Aspekte. Wir dürfen sagen, es ist uns gelungen, Wünsche wahr werden zu lassen. An diesem Ort vereinen sich Kunst, Kultur und Natur in zauberhafter Weise und stärken die kulturelle Strahlkraft unserer Stadt“, meint Dorothée Rhiemeier, Kulturamtsleiterin der Stadt Kassel.

Susanne Völker, Geschäftsführerin der GRIMMWELT Kassel: „Fast jeder kennt die Brüder Grimm als Märchensammler. Als Sprach- und Kulturforscher und mit ihrem gesellschaftlichen und politischen Engagement haben sie darüber hinaus ein facettenreiches Werk hinterlassen. Aus unserer Kulturgeschichte sind sie heute nicht mehr wegzudenken. Die Besucherinnen und Besucher der GRIMMWELT können sich in zauberhafte Märchenwelten begeben, in die Welt der Sprache eintauchen und anhand wertvoller Objekte, interaktiver Angebote und vielfältiger Kunstwerke die gesamte Bandbreite des Grimmschen Schaffens erleben.“

Stufen in die Welt der Grimms

„Stufen“ seien ein sowohl inhaltliches als auch in der architektonischen Form bestimmendes Thema des GRIMMWELT: Besucher jeden Alters und mit ganz unterschiedlichen Interessen, Familien mit Kindern, junge Erwachsene, Literaturinteressierte, Kunstkenner, Wissenschaftler, Forscher, Touristen sollen zeitgemäße Zugänge zu dem Wirken und dem Nachlass der Brüder Grimm vorfinden. Als Sprachforscher, als Gelehrte, als Politiker hätten die Grimms ihre Zeit, die erste Hälfte der 19. Jahrhunderts, mitgeprägt und den nachfolgenden Generationen ein großes Erbe hinterlassen. Dies will das Ausstellungshaus in Kassel zeigen: mit multimedialen Elementen, kindgerechten Erlebniszonen, der Präsentation wertvoller Exponate aus den Kasseler Grimmbeständen  - darunter das UNESCO- Weltdokumentenerbe, die Original Handexemplare der Kinder und Hausmärchen der Brüder Grimm - sowie verschiedenen  Annäherungen an die Gedanken- und Wissenswelt der Sprachgelehrten.

In der documenta Stadt Kassel ist die GRIMMWELT in zwei Jahren Bauzeit auf dem Kasseler Weinberg inmitten einer Gartendenkmals entstanden. „Die kurze Bauzeit von nur zwei Jahren ist außergewöhnlich für ein Gebäude dieses Anspruchs. Dank der Kompetenz und des hohen Engagements aller an der Entstehung Beteiligter konnte die GRIMMWELT nicht nur in kurzer Zeit, sondern auch innerhalb des vorgesehenen Kostenrahmens von 20 Millionen Euro realisiert werden. Dafür danke ich allen Beteiligten. Es ist ein besonderes Haus entstanden, das zu entdecken sich lohnt“, sagte Stadtbaurat Christof Nolda.

Die GRIMMWELT Kassel liegt an der südlichen Kante des Weinbergs inmitten einer denkmalgeschützten Parklandschaft. Terrassen, alte steinerne Treppenanlagen und Mauerfragmente prägen die Atmosphäre des Ortes. Das Ausstellungshaus und die umgebende terrassierte Parklandschaft sollen durch Bauweise und Farbgestaltung zu einem Ganzen verschmelzen. Die Treppenarchitektur des Aachener Architekturbüros kadawittfeldarchitektur setze sich im Inneren mit Split-Level-Ebenen fort. Mittelpunkt der Grimmwelt sei der zentrale Auftaktraum, von dem aus sich die einzelnen Ebenen mit ihren unterschiedlichen Themenschwerpunkten erwandern und erforschen ließen.

„Das neue Ausstellungshaus führt die Topographie des Geländes als begehbare Skulptur fort und bereichert den Park mit einer öffentlich zugänglichen Treppenanlage, die ihren Abschluss in einer Dachterrasse mit Ausblick in die Umgebung findet. Der Besucher erfährt einen Ort der Zwischentöne schafft und sich der Komplexität der deutschen Sprachwissenschaft und der bedeutenden Grimmschen Märchensammlung widmet“, so Gerhard Wittfeld, von dem für die Architektur zuständigen Büro kadawittfeldarchitektur. Nachteil: Die Besucher können nicht in unmittelbarer Nähe der Grimmwelt parken und müssen die letzten 10 bis 15 Minuten zum Haus zu Fuß zurücklegen.

"Märchenbombe" des Künstlerduos Lutz und Guggisberg; Foto: Harry Soremski

Eine Expedition in die Welt der Grimms

Die Ausstellungsgestaltung von Holzer Kobler Architekturen unternehme eine Expedition in verschiedene Gestaltungs- und Wissenswelten. Analog der Arbeitsweise von Wilhelm und Jacob Grimm sei dazu aus vielfältigen Fragmenten eine Gesamtkomposition zusammengefügt worden. „Der Betrachter wird auf diese Weise zu einem Teil der Installation: In seinem Kopf setzen sich die einzelnen Komponenten des Gesehenen neu zu einer fabelhaften Totale zusammen. Das gestalterische System aus papierartigen Wandscheiben vermag die ambivalenten Eigenarten der beiden Grimmschen Hauptwerke - des sehr strukturierten Wörterbuchs und der fantasievollen Märchen – einnehmend darzustellen“, glaubt Simone Haar, Geschäftsführerin von Holzer Kobler Architekturen.

Kassel will für ein mehrstufiges Grimmkonzept stehen

Die GRIMMWELT Kassel sei nicht der einzige Ort, an dem das Thema vertreten sei. Kassel, das ein zentraler Lebens- und Arbeitsort von Jacob und Wilhelm Grimm war, an dem sie unter anderem mit der Arbeit am Deutschen Wörterbuch begannen, verfolge ein dezentrales Grimmkonzept: An der Universität Kassel, die eine Grimmprofessur habe, werde geforscht; die der Universität angeschlossene Murhardtsche Landesbibliothek betreue den Buchbestand, der weltweit digital einsehbar sei. Die GRIMMWELT Kassel soll der neue und moderne Ort für die Präsentation und Vermittlung des vielfältigen Grimmschen Schaffens sein.

Ein Buch, das mehr sein will als ein Katalog

„DIE GRIMMWELT. Von ÄRSCHLEIN bis ZETTEL“, erschienen im Sieveking Verlag, soll genauso vielfältig und ungewöhnlich wie die Ausstellung sein. „Wir wollten eine lebendige und liebevoll gestaltete Publikation, die zu jedem Ausstellungsbereich einen literarisch oder wissenschaftlich fundierten Text enthält“, ergänzte Dorothée Rhiemeier. Das Ergebnis sei ein Lese- und Bilderbuch, dessen Autoren aus Kunst und Wissenschaft - wie zum Beispiel Siri Hustvedt, Hans Magnus Enzensberger, Yoko Tawada, Anke te Heesen, Holger Erhardt, Stefan Willer und Alexander Kluge - den Grimmschen Kosmos bis in die Gegenwart trügen. Zahlreiche Abbildungen aus der Ausstellung rundeten den Eindruck ab.

Bau der GRIMMWELT Kassel in Zahlen  

  • 4 Monate Bauzeit: September 2013 bis September 2015
  • Rund 20 Mio. Euro Baubudget eingehalten
  • 50 ausführende Firmen auf dem Bau
  • 65 Firmen im Innenausbau
  • 49 Filme bei Illuminieren und Lizenzverträge, u.a.mit Warner Brothers, Universal Studios
  • 15 künstlerische Installationen und entsprechende Verträge
  • 25 Autorenverträge
  • 22.500 cbm Gebäudevolumen stehen im Park
  • 2.650 qm Nutzfläche ohne Dach
  • 2.000 qm Dachfläche
  • 1.600 qm Ausstellungsfläche

www.grimmwelt.de
www.grimmwelt.kassel.de
www.stadt-kassel.de

Bilder: "Märchenbombe" des Künstlerduos Lutz und Guggisberg; Foto: Harry Soremski / Eingangsbereich der GRIMMWELT; Foto: Jan Bitter

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