Allianz pro Schiene, BSN und VDB: Brancheninitiativen für besseren Schienennahverkehr

Die Allianz pro Schiene, der Bundesverband SchienenNahverkehr (BSN) und der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) haben auf einer Bundespressekonferenz in Berlin ihre Initiativen für eine leistungsfähigere Schiene präsentiert. Anlass war die Vorstellung der lang erwarteten Eckpunkte zur Bahnstrategie durch den Bundesverkehrsminister.
„Es ist eine gute Nachricht für alle Bahnreisenden in Deutschland, dass wir mit dem heutigen Tag erstmals seit 30 Jahren Schwarz auf Weiß haben, welche strategischen Eckpfeiler der Bund für den Schienenverkehr in Deutschland hat“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, stellvertretend für die drei Verbände. „Was noch fehlt, ist die Verbindlichkeit und Konkretisierung. Der Bundesverkehrsminister sollte im Bundestag um einen breiten Rückhalt werben, damit aus dem Fundament eine Strategie wird, die auch die nächste und übernächste Legislaturperiode überdauert,“ ergänzte Flege.
Gemeinsame Selbstverpflichtung und Effizienzpotenziale
Aufgabenträger sollen gemeinsam mit Verkehrsunternehmen, Gewerkschaften und Verbänden konkrete Maßnahmen zur Effizienzsteigerung im Schienennahverkehr erarbeitet haben. „Es geht darum, dass Bahnreisende mehr und besseren Nahverkehr pro Euro Steuergeld bekommen“, erklärte Flege. „Wir haben Maßnahmen identifiziert, mit denen ab den 2030er Jahren dreistellige Millionenbeträge für die Verbesserung des Nahverkehrsangebots frei werden.“
Ein zentrales Element sei die Vereinheitlichung von Standards bei der Bestellung neuer Fahrzeuge. „Wir alle kennen es vom Bahnfahren: Jeder Regionalzug sieht anders aus. Es gibt unterschiedlich viele und breite Türen, unterschiedliche WCs und unterschiedlich lange Züge“, sagte Jan Görnemann, Sprecher der Geschäftsführung des BSN. „Dabei ist es sowohl für die Aufgabenträger als auch für die Hersteller so viel einfacher, wenn wir uns bei der Bestellung neuer Züge auf einheitliche Standards einigen. 22 Aufgabenträger haben sich in unserer Charta dazu verpflichtet, sich an diese neuen, einheitlichen Standards zu halten – das ist ein riesiger Fortschritt für die Branche und den gesamten Nahverkehr auf der Schiene. Dies hat dann beispielsweise auch positive Auswirkungen auf die Ausbildung von Fahrpersonalen sowie auf die Optimierung von Werkstatt- und Instandhaltungsprozessen. Das hebt Synergien, die dem laufenden Betrieb direkt zugutekommen können. Wir fordern nicht einfach nur mehr Geld vom Bund, wir straffen auch selbst unsere Strukturen.“
Bahnindustrie will Prozesse vereinfachen und Digitalisierung voranbringen
Auch die Bahnindustrie habe konkrete Beiträge zur Modernisierung des Nahverkehrs angekündigt. VDB-Hauptgeschäftsführerin Sarah Stark forderte: „Wir wollen den Nahverkehr auf der Schiene insgesamt pragmatisch, standardisiert und zukunftsorientiert weiterentwickeln. Die Bahnindustrie steht für einen Dialog zur deutlichen Vereinfachung des aufwändigen Prozesses zwischen Fahrzeugbestellern und -herstellern im Vorfeld von öffentlichen Ausschreibungen zur Verfügung. So würde unter anderem eine höhere Standardisierung des ,Bestellkataloges‘ kürzere Liefertermine begünstigen. In einem Weißbuch hat die Industrie solche Beschleunigungspotenziale in der Fahrzeugentwicklung und -beschaffung festgehalten.“
Maßnahmen gegen Fachkräftemangel im Fokus
Ein weiteres Handlungsfeld sei die Fachkräftesicherung. „Wir haben zusammen mit unseren Mitgliedsunternehmen eine gemeinsame Qualifizierung für Oberleitungsmonteure entwickelt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Im Pilotjahr 2025 haben wir die ersten Monteure erfolgreich ausgebildet. Und die Initiative ist so stark nachgefragt, dass wir künftig in noch kürzeren Abständen weiterbilden werden. Auch damit leisten wir einen Beitrag zu einem gelingenden Zusammenspiel von Branche und Politik“, erklärte Stark.
Mehr Informationen: Allianz pro Schiene - Das Verkehrsbündnis für mehr Schienenverkehr
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