Brandbrief: LOGIS HOTELs prangern "unsolidarische" OTAs offen an - Drei Forderungen
Corona trifft die gesamte Tourismusbranche hart – besonders betroffen sind jedoch oft die kleinen, unabhängigen Hoteliers und Gastronomen. Mit 2.400 Hotels und Restaurants in Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien, Andorra, Belgien, Luxemburg und den Niederlanden ist Logis die größte Kooperation unabhängiger Hotels und Restaurants in Europa. Und jetzt: Machen sie ihrem Unmut über die OTAs Luft.
Im März hatte Logis nach eigenen Angaben weitreichende Maßnahmen zur Unterstützung der Mitglieder mit einem Hilfspaket von 1,7 Millionen Euro beschlossen. Nun kritisieren Logis-Generaldirektor Karim Soleihavoup und Tina Weßollek, Präsidentin der deutschen Logis-Hotels, die Online-Buchungsplattformen wie Booking.com, HRS und Expedia für ihr unsolidarisches Vorgehen und fordern neue, der schwierigen Situation der Tourismusbranche angemessene Provisions- und Buchungsbedingungen.
Appell an die Gäste: Direkt buchen!
Um Arbeitsplätze zu retten, bitten die Gruppe LOGIS HOTELS Firmen und Privatkunden gleichermaßen, Engagement zu zeigen und künftige Übernachtungen nach Corona direkt bei den Hotels statt über die Buchungsportale zu buchen.
Wenn man überhaupt von einem positiven Effekt von Covid-19 sprechen könne, dann sei es die beispiellose Welle der Solidarität, die durch die Krise ausgelöst worden sei: „Auch die unabhängigen Hotels und Restaurants erfüllen ihre Aufgabe als bürgerschaftlich engagierte Unternehmen. Überall im Land stellen unsere kleinen familiengeführten Betriebe dem Pflegepersonal ihre Hotels zur Verfügung und versorgen diejenigen, die an vorderster Front kämpfen, mit Mahlzeiten“, berichtet Karim Soleilhavoup, Generaldirektor der Gruppe LOGIS HOTELS. Einige Betriebe stellen in der Krise sogar Desinfektionsmittel her – beispielsweise das Logis-Hotel Burgunderhof am Bodensee.
OTAs unsolidarisch?
Aber nicht alle zeigten sich solidarisch: „Die Online-Buchungsplattformen, die sogenannten OTAs tun es jedenfalls nicht. Das Jahr 2020 und die Coronakrise zeigen einmal mehr die Schattenseite dieser multinationalen Konzerne“, so Karim Soleilhavoup. Im Detail prangert der Logis-Chef die aktuellen Praktiken der OTAs an: Einseitige Änderungen der Verkaufsbedingungen mit unmittelbarer Wirkung auf die Hoteliers, „angsteinflößende“ Marketingpraktiken sowie Inkassomaßnahmen bei nur um wenige Tage verspäteter Bezahlung von Provisionsrechnungen über mehrere hundert Euro.
„Kurzum: Die OTAs gefährden das Überleben der Hotels. Vergessen wir nicht, dass die Geschäfte der OTAs auf einem Einkommens- und Steuermodell beruhen, das sich in zwei aussagekräftigen Zahlen und einer Fragestellung auf den Punkt bringen lässt: 18 Prozent Provision beträgt der durchschnittliche Satz, der bis zu 25 Prozent erreichen kann, den ein unabhängiger Hotelier für jede Buchung über eine der Plattformen als Provision an die OTAs überweist. Allein in Frankreich werden jährlich 400 Millionen Euro an Provisionen von den unabhängigen Hoteliers gezahlt und auf ausländische Konten überwiesen. Doch wie viel davon wird tatsächlich im eigenen Land besteuert? Ein konkretes Beispiel: der Mehrwertsteuerbetrag auf allen Rechnungen von Booking.com in Frankreich beträgt 0“, erläutert der Logis-Chef.
Und in Deutschland?
In Deutschland sehe es nicht anders aus: „Die horrenden Provisionssätze der Buchungsportale sind seit langem den Hoteliers ein Dorn im Auge, denn sie graben fast die gesamte Gewinnmarge ab und sind absolut existenzbedrohend – auch in Zeiten ohne Corona aufgrund des Preiskampfes zwischen den Hotels. Ich persönlich als Hotelier arbeite daher seit zweieinhalb Jahren nicht mehr mit booking.com zusammen“, berichtet Tina Weßollek, Präsidentin der Deutschen Logis-Hotels und zudem selbst Inhaberin und Restaurantchefin des Logis-Hotels Auberge Gutshof in Bischofswerda bei Dresden.
Zwar dürften die Hotels hoffentlich in wenigen Wochen wieder für Touristen öffnen, doch finanziell seien derzeit fast alle Betriebe am Existenzlimit. „Es gibt jedoch etwas, was jeder Bürger und Kunde für die angeschlagene Hotelbranche tun kann, ohne dabei selbst tiefer in die Tasche greifen zu müssen: Statt über die Buchungsportale kann man direkt bei den Hotels buchen. Wer Angst hat, dass Corona einen Strich durch die Rechnung macht, kann in der Regel mit jedem Hotel auch Stornierungsbedingungen abstimmen“, so Tina Weßollek.
Um lokale Arbeitsplätze in der Hotellerie und Gastronomie zu retten, zähle jetzt jede Handlung. Jeder könne dazu beitragen und die Buchungsgewohnheiten ändern. „Direkt buchen heißt auch die Tourismusbranche vor Ort direkt stärken und Einnahmen komplett in Deutschland versteuern“, so Tina Weßollek.
Die Forderungen
Um die Wiederbelebung des Marktes Seite an Seite mit den unabhängigen Hotelbesitzern zu gestalten, appelliert LOGIS HOTELS an die Plattformen, an den Verhandlungstisch zu kommen, um gemeinsam einen Plan für eine unmittelbare Unterstützung auszuarbeiten und die den inhabergeführten Hotels auferlegten Geschäftsbedingungen nachhaltig zu überdenken: „‚Partner’ zu sein bedeutet nicht, Rechnungen über Provisionen zu versenden, wenn die Kassen voll sind, sondern Lösungen zu finden, wenn sie leer sind! Deshalb richten wir alle als unabhängige Hoteliers gemeinsam die Bitte an die OTAs, mit uns zusammenzuarbeiten, um einen neuen Deal zu entwickeln“, so der Logis-Generaldirektor.
Konkret fordert LOGIS HOTELS in Vertretung aller unabhängigen Hoteliers drei konkrete Maßnahmen von den OTAs:
- Einen Plan für die unmittelbare Unterstützung der inhabergeführten Betriebe, um den Geschäftsbetrieb gemeinsam wiederzubeleben.
- Eine Senkung der Provisionen um 5 Prozentpunkte für alle Aufenthalte im Jahr 2020
- Die Angleichung der von den inhabergeführten Hotels zu zahlenden Provisionen an die der kapitalintensiven Hotelgruppen ab 2021.
„Diese Maßnahmen werden von den unabhängigen Hotelbesitzern einstimmig als dringend notwendig angesehen, um den Weg für eine dauerhafte und vertrauensvolle Zusammenarbeit im Interesse aller zu ebnen. Logis steht #FürEineLokalereWelt und das soll auch weiterhin so bleiben“, erläutert Karim Soleilhavoup.
https://www.logishotels.com/de/
Bilder: LOGIS HOTELS, Copyright A.Liebich