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Fokussierung statt Gießkanne: „Tourismusstrategie Thüringen 2025“ liegt vor

am . Veröffentlicht in Strategie, Orga & Finanzen

thueringen strategie cover


Eine „offensive Produktentwicklung“ soll die Qualität im Thüringen-Tourismus steigern. Die neue Tourismusstrategie soll vor allem eines leisten: Konzentration statt Gleichverteilung der Ressourcen.

Thüringen will mit dem neuen Konzept den Rahmen für seine Tourismuspolitik bis 2025 abstecken. Die neue „Tourismusstrategie Thüringen“ fokussiere vor allem auf die vier Themen Marketing, wirtschaftliche Situation der Betriebe, Organisationsstrukturen und Digitalisierung, sagte Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee in Erfurt bei der Vorstellung des Papiers. „Das sind die vier Stellschrauben, die entscheidend sind für eine ganzheitliche touristische Entwicklung in den kommenden Jahren“, so der Minister. Das Profil Thüringens müsse geschärft, die Wertschöpfung der Unternehmen gesteigert, die Strukturen gestrafft und die Digitalisierung konsequent genutzt werden. Geplant sei zudem eine „Produktentwicklungsoffensive“, die zu mehr und vor allem qualitativ hochwertigeren Angeboten in allen Thüringer Reisegebieten und Regionen führen soll. Dies schließe die proaktive Akquisition neuer Investitionen etwa in Hotels oder Ferienparks ein.

Zentraler Punkt: Beim Marketing werde man auf eine konsequente Kundenorientierung umschalten, sagte Tiefensee. „Wir betrachten Thüringen konsequent aus der Sicht des Reisenden und Urlaubers und fragen: Was sind die zentralen Motive, als Tourist unser Land zu besuchen?“ Im Kern gebe es vier solcher Motive („Kennerschaft“, z.B. in Kultur oder Geschichte; „Faszination“, z.B.  von bestimmten Orten und Zeiten; „Sehnsucht“, z.B.  nach Natur, Entspannung, neuen Erfahrungen; „Neugierde“, z.B. auf Unbekanntes, Neues jenseits des Mainstreams), denen für die allererste Kundenansprache vier überregional bekannte Leitprodukte – Weimar, Wartburg, Rennsteig und Erfurt – zugeordnet seien. „Das sind vier auch überregional sehr bekannte Ziele in Thüringen, deren Zugkraft wir aus Marketinggründen nutzen wollen, um zusätzliche Touristen ins Land zu locken“, so der Minister.

Einmal hier, gehe es darum, die Thüringen-Besucher auch für andere Ziele und Regionen im Land zu interessieren. „Dafür wollen wir mit einer Offensive zur Produktentwicklung und Angebotsverbesserung in allen Regionen Thüringens die Grundlage schaffen“, so der Minister weiter. Dabei werde die Thüringer Tourismus GmbH (TTG) eine wichtige Rolle im Umsetzungsmanagement spielen und das notwendige Know-how bereitstellen. Zugleich werde man auf die erst 2016 gegründete Informationsplattform „Tourismusnetzwerk Thüringen“ zurückgreifen. Wesentlich sei allerdings die Bereitschaft der Tourismusorganisationen und Leistungsträger vor Ort, gemeinsam an einer verbesserten Qualität und Vermarktung des Reiselands Thüringen zu arbeiten – „denn erfolgreiche Produktentwicklung entsteht aus den Regionen heraus im Zusammenspiel mit den Tourismusorten und lokalen Leistungsträgern“.

„Unser primäres Ziel ist weniger die Steigerung der Ankünfte und Übernachtungen“, sagte der Wirtschaftsminister. „Entscheidend ist die Steigerung des Umsatzes in den Betrieben.“ Viel zu oft werde die Strategie verfolgt, mit nied­igen Preisen Gäste anzulocken. „Das allerdings bewirkt eine Abwärtsspirale: niedrige Preise, unattraktive Bezahlung, wenig Gewinn, wenig Investitionen und mittelmäßiger Service. Das müssen wir ändern.“

Weitere wichtige Punkte: Im Bereich der Digitalisierung wolle man dafür sorgen, dass auch kleinere touristische Anbieter Zugang zu den großen Buchungsplattformen bekommen. „Dafür müssen wir bei uns in Thüringen Ordnung im Datendschungel schaffen – also wegkommen von vielen kleinen, unkoordinierten Einzelaktivitäten hin zu einer gemeinsamen Contentdatenbank, in der alle Inhalte nach einer vorgegebenen Struktur erfasst und vor allem miteinander verknüpft sind.“

„Viele Regionen und Akteure stehen bereits in den Startlöchern, um die Umsetzung unserer neuen Tourismusstrategie konstruktiv zu begleiten“, sagte Tiefensee, der sich zugleich für die breite Beteiligung und Unterstützung in der Erarbeitungsphase bedankte. „Deshalb bin ich zuversichtlich, dass wir gemeinsam in den kommenden Jahren einen echten Quantensprung im Thüringen-Tourismus schaffen können, von dem am Ende alle Regionen und Anbieter profitieren.“ Das sei schon deshalb notwendig, weil der Tourismus über direkte und indirekte Effekte mit rund 3,1 Milliarden Euro Umsatz, 80.500 Beschäftigten und einem Anteil von 3,7 Prozent  am Volkseinkommen zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen im Freistaat zähle. Allerdings sei Tourismus ein Thema, das nicht nur das Gastgewerbe im engeren Sinne betreffe. „Die Gemeinde, der Landkreis, letztlich die Bevölkerung müssen es als komplexe Aufgabe annehmen. Nur wenn das gesamte Umfeld stimmt, werden wir erfolgreich sein“, so der Minister.

Bereits an der Erarbeitung der Tourismusstrategie zwischen April 2016 und Juni 2017 härren sich eine Vielzahl von Einrichtungen, Verbänden und Interessengruppen beteiligt, u.a. TTG, regionale Tourismusorganisationen, Touristinformationen, Branchenvertreter wie Industrie- und Handelskammern, DEHOGA Thüringen, Heilbäderverband, Verband der Campingwirtschaft, Jugendherbergswerk, Klassik-Stiftung, Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Ministerien und kommunale Spitzenverbände.

Download der Strategie: http://apps.thueringen.de/de/publikationen/pic/pubdownload1720.pdf

www.thueringer-wirtschaftsministerium.de

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