dwif-Fakten-Kompass: Aktuelle Entwicklungen im Deutschland-Tourismus Winter 2024/2025

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dwif-Fakten-Kompass: Aktuelle Entwicklungen im Deutschland-Tourismus Winter 2024/2025

 

Mit dem dwif-Fakten-Kompass liefert das Deutsche Wirtschaftswissenschaftliche Institut für Fremdenverkehr (dwif) seit Anfang 2020 regelmäßig datenbasierte Einblicke in die aktuelle Lage im Deutschland-Tourismus. Auch im Winter 2024/25 analysiert das Beratungsunternehmen Entwicklungen in Destinationen, im Gastgewerbe und in der Freizeitwirtschaft auf Basis eigener Erhebungen und amtlicher Daten. Die Saisonbilanz von November 2024 bis Februar 2025 habe dabei gezeigt: Deutschland verzeichnete mit 115,3 Millionen Übernachtungen den zweitstärksten Winter der Geschichte. Der Dezember stellte mit 30,93 Millionen Übernachtungen einen neuen Höchstwert auf.

Das dwif geht bei seiner Analyse folgenden Fragen nach:

  • Wie lief die Wintersaison 2024/25 im Deutschland-Tourismus?
  • Welche Länder und Regionen haben im Übernachtungstourismus wie performt, wo gibt es Potenziale?
  • Wie steht es um den Tagestourismus und die Freizeitwirtschaft?
  • Welche Trends lassen sich für die Sommersaison 2025 ableiten?

Winterbilanz 2024/2025 - Kennzahlen aus dem dwif-Fakten-Kompass:

  • Mit 30,93 Mio. Übernachtungen verbuchte das Reiseland Deutschland den Dezember mit dem höchsten Tourismusaufkommen in der Geschichte!
  • Der gesamte Winter 2024/25 war mit starken 115,3 Mio. Übernachtungen der Winter mit der zweitstärksten Nachfrage aller Zeiten im Deutschland-Tourismus (Top 1: 2019/2020 mit 120,3 Mio.)!
  • Freizeitwirtschaft: Erfreuliche Zuwächse bei gleichzeitigem Preisanstieg. 9,2 Mio. Besucher*innen in unserem aktuellen Sample bedeuteten ein Plus von 2,4 Prozent im Winter 2024/25.
  • Gastgewerbe: Im Winter 2024/25 stieg der RevPAR in der Hotellerie laut STR-Global auf rund 67 Euro – bei moderater Preisentwicklung und guter Auslastung. Ein positives Signal für die Wirtschaftlichkeit der Betriebe.

Tagestourismus und Freizeitwirtschaft: Zurückhaltung beim Ausflugsverhalten – moderates Wachstum bei Freizeiteinrichtungen

Der Tagestourismus bleibe ein zentrales wirtschaftliches Standbein für viele touristische Einrichtungen in Deutschland. Im Zeitraum von November 2024 bis Februar 2025 lag die Tagesreiseintensität laut dwif-Tagesreisenmonitor auf ähnlichem Niveau wie im Vorjahreszeitraum. Das dwif-Tagesreisen-EKG habe jedoch weiterhin eine deutschlandweite Zurückhaltung bei den Ausflugsaktivitäten gezeigt. Die durchschnittliche Zahl privater Tagesreisen pro Kopf sei 2024 deutlich unter dem Niveau der Jahre 2018 und 2019 geblieben. Nur in den Sommermonaten habe die Tagesreiseintensität vorpandemische Werte erreicht.

Die Gründe seien laut dwif vielfältig: ungünstige Witterungslagen im Frühjahr und Frühsommer 2024, punktuelle Extremwetterereignisse sowie Großereignisse wie die Fußball-Europameisterschaft, die erfahrungsgemäß die Ausflugsaktivitäten dämpfen. Auch im November und Dezember 2024 lagen die Tagesreisezahlen der Statistik zu Folge meist unter denen des Vorjahres.

Hinzu kommen wirtschaftliche und politische Unsicherheiten, die das Konsumverhalten beeinflussen. In einer Sonderauswertung des dwif-Tagesreisenmonitors haben 36,2 Prozent der Befragten angegeben, 2024 weniger Tagesausflüge zu unternehmen als üblich.

Vor diesem Hintergrund rechne das dwif kurzfristig nicht mit einer deutlichen Belebung des Tagestourismus. Umso wichtiger seien Investitionen in passgenaue Produkte und eine zielgerichtete Ansprache relevanter Zielgruppen.

Freizeitwirtschaft mit differenzierter Entwicklung

Die Freizeiteinrichtungen verzeichneten laut diwf im Winter 2024/25 ein Besucherwachstum von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Besonders deutlich sollen touristische Verkehrsträger zugelegt haben – sie verzeichneten ein Plus von rund 19 Prozent. Erlebnisangebote haben leicht zulegt, während Kultureinrichtungen in etwa das Vorjahresniveau erreicht haben sollen. Natur- und Landschaftsattraktionen verloren den Zahlen nach hingegen rund 12 Prozent, was angesichts der geringen saisonalen Bedeutung im Winter nicht überraschend sei.

Die Nachfrage habe sich im Verlauf der Saison dynamisch entwickelt: Im November stiegen die Besucherzahlen um 12 Prozent, im Dezember um 2 und im Januar um 5 Prozent. Der Februar sei dagegen mit einem Minus von 7 Prozent schwach ausgefallen. Diese Schwankungen spiegeln laut dwif das aktuelle Konsumklima wider. Gäste wägen demnach stärker zwischen Tagesausflug und Kurzreise ab, vor allem in der Ferienzeit.

Die Preise in der Freizeitwirtschaft seien zu Jahresbeginn 2025 im Vergleich zum Vorjahr um rund 4 Prozent angestiegen. Auch höherpreisige Angebote sollen Akzeptanz gefunden haben, sofern sie einen nachvollziehbaren Erlebnis- oder Erholungswert boten.

Übernachtungstourismus: Zweitstärkster Winter aller Zeiten – Städte und Küstenregionen im Aufwind

Eine stabile Auslastung in den Wintermonaten sei für viele Destinationen von zentraler Bedeutung gewesen, um den Betrieb ganzjährig aufrechterhalten zu können – und das längst nicht mehr nur in klassischen Wintersportregionen. Auch Städte und Küstenorte profitieren laut dwif zunehmend von einer wachsenden Winterreise-Nachfrage.

Für den Zeitraum November 2024 bis Februar 2025 weise die amtliche Statistik rund 115,3 Millionen Übernachtungen aus. Damit verfehle die Saison den bisherigen Rekordwinter 2019/20 zwar um fünf Millionen Übernachtungen, lag aber eine Million über dem Vorjahreszeitraum. Es handele sich um den zweitstärksten Winter in der Geschichte des Deutschland-Tourismus.

Im Monatsverlauf seien die Übernachtungszahlen im November um 4,2 Prozent und im Dezember um 1,3 Prozent angestiegen. Lediglich im Februar habe es ein Minus von 5,9 Prozent gegeben. Der Dezember habe mit 30,93 Millionen Übernachtungen einen neuen historischen Höchstwert erreicht.

Das Wachstum sei insbesondere auf die hohe Nachfrage in den Städten zurückzuführen. Geschäftliche Reisen, ein vielfältiges Freizeitangebot und wetterunabhängige Erlebnisse machen urbane Räume zu stabilen Ganzjahreszielen. Auch Küstendestinationen wie Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein sollen erneut Zuwächse verzeichnet haben. Gäste schätzen dort laut der Umfrage ruhige Naturerlebnisse, Wellnessangebote sowie komfortable Ferienunterkünfte mit Sauna oder Kamin.

Neben den Küsten sollen sich auch Bayern, Nordrhein-Westfalen, Thüringen und Rheinland-Pfalz profeliert haben. Im Vergleich zum Winter 2019/20 übertrafen nur Hamburg, Schleswig-Holstein und Brandenburg die damaligen Spitzenwerte – und das bereits im zweiten Jahr in Folge. Innerhalb der Destinationstypen entwickelten sich laut dwif die Küstenregionen mit einem Plus von 3,7 Prozent am stärksten, während Seendestinationen ein leichtes Minus von 1,2 Prozent verbuchten.

Auslandsnachfrage weiter im Aufwärtstrend

Auch die internationale Nachfrage erhole sich weiter. Insgesamt sollen deutsche Destinationen im Winter 2024/25 rund 21,3 Millionen Übernachtungen aus dem Ausland gezählt haben - ein Zuwachs von 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Besonders stark sollen sich die Quellmärkte Niederlande, USA und Polen gezeigt haben, die bereits wieder das Niveau des Rekordwinters 2019/20 erreichten oder sogar übertreffen konnten. Zu den Wachstumstreibern haben neben der Hotellerie auch die Ferienwohnungen gezählt. Der Campingmarkt soll ebenfalls zugelegt haben, wenngleich auf niedrigerem Niveau.

Gastgewerbe unter Druck – leichte Erholung bei Preisen und Auslastung

Nach den pandemiebedingten Turbulenzen sei im Gastgewerbe weiterhin keine nachhaltige Stabilisierung in Sicht. Die Stimmung zum Jahresbeginn 2025 bleibe angespannt: Der Geschäftsklimaindex lag laut dwif bei minus acht – der niedrigste Wert seit dem Frühsommer 2022 (minus 23).

Im Jahr 2024 habe das Gastgewerbe in Deutschland inflationsbereinigt einen Umsatzrückgang von 2,6 Prozent verzeichnet. Besonders betroffen sei die Gastronomie gewesen mit einem realen Minus von 3,8 Prozent. Beherbergungsbetriebe sollen sich etwas stabiler entwickelt haben. Zwar sei der nominale Umsatz im Jahresvergleich um 2,4 Prozent gestiegen, bereinigt um Preissteigerungen habe sich jedoch ein leichtes Minus von 0,4 Prozent ergeben.

Die Strukturkennzahlen zeigen laut dwif ebenfalls ein differenziertes Bild: Im Jahr 2023 wurden bundesweit 1.272 Betriebe mehr gegründet als abgemeldet. Mit rund 48.000 An- und Abmeldungen blieb die Fluktuation unter dem Niveau früherer Jahre. Allerdings liege die Gesamtzahl gastgewerblicher Betriebe rund neun Prozent unter dem Stand von 2019. Besonders auffällig: Über 90 Prozent der Betriebsschließungen seien auf gastronomische Betriebe entfallen.

Trotz struktureller Herausforderungen sei die Zahl der Insolvenzen im Gastgewerbe 2023 um rund 24 Prozent im Vergleich zu 2019 zurückgegangen – gegenüber 2013 sogar um über 35 Prozent. Kurzfristig bleibe die Lage jedoch angespannt: Im Vergleich zum Vorjahr seien mehr als 400 zusätzliche Insolvenzverfahren verzeichnet worden.

Nachfolgeproblematik bleibt

Ein zentrales Problem bleibe die Unternehmensnachfolge. Nach Schätzungen der DIHK stehen deutschlandweit rund 85.000 Betriebe aus dem Tourismussektor zur Übergabe an. Demgegenüber stehen nur etwa 13.000 potenzielle Nachfolger*innen. Die Branche fordere daher klarere Rahmenbedingungen und Anreize für unternehmerische Selbstständigkeit.

Preisniveau stabilisiert sich

Während Preissteigerungen im Winter 2023/24 das Branchengespräch bestimmten, zeige sich die Entwicklung im Winter 2024/25 deutlich moderater. Die Übernachtungspreise stiegen laut STR Global im Bundesdurchschnitt nur um 0,8 Prozent. Diese Stabilität ermögliche Gästen eine schrittweise Anpassung an das neue Preisniveau und eröffne Betrieben Investitionsspielräume. Der durchschnittliche RevPAR habe mit 66,60 Euro ein leicht verbessertes Niveau erreicht und bestätige eine solide Auslastung.

 

Weitere Informationen: https://www.dwif.de/

Bild: © dwif

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