Beherbergungsverbot bleibt: Tourismusverbände unzufrieden

am . Veröffentlicht in Politik & Recht

Norbert Kunz

 

Das Corona-Kabinett konnte sich nicht auf eine einheitliche Linie im Umgang mit dem beherbergungsverbot einigen. Daher bleibt es grundsätzlich zunächst bestehen - vermutlich bis Anfang November. Die Branche ist enttäuscht bis wütend.

Zu den Ergebnissen der heutigen Beratung der Bundeskanzlerin mit den Regierungschefs der Länder erklärt der Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverbandes, Norbert Kunz: „Es ist herber Rückschlag für das Reiseland Deutschland, dass die Beherbergungsverbote in vielen Bundesländern zunächst weiter Bestand haben. Der Urlaub in Deutschland hat, wenn man die Regeln einhält, kein besonderes Gefährdungspotential. Die Gastgeber von Ferienwohnungen und Hotels haben bewiesen, dass sie die Kontakt- und Hygieneregeln ernst nehmen und umsetzen. Über 45 Millionen Übernachtungen im ganzen Land allein im Juli zeigen das deutlich. Übernachtungen sind nicht das Problem und sollten deshalb weiterhin möglich sein."

Das neue Herbstgutachten der Wirtschaftsforschungsinstitute zeige zudem, wie wichtig es sei, die Wirtschaft am Laufen zu halten. Das gelte insbesondere für die Tourismuswirtschaft mit rund 3 Millionen Beschäftigten, die durch die Corona-Pandemie mit am härtesten betroffen ist. 35 Mrd. € Umsatzverluste mussten die Unternehmen der Branche durch den Lockdown allein im ersten Halbjahr verkraften. Langsam gehe vielen Betrieben die Luft aus.

Deshalb sei es gleichzeitig wichtig, dass endlich passgenaue Hilfen im Tourismus ankommen. Eine reine Verlängerung der Überbrückungshilfen reiche nicht aus. Die geringen Mittelabrufe zeigten, dass die Hilfen nach wie vor nicht ausreichend passten. Notwendig sei eine Taskforce aus Politik, Tourismusbranche und Virologen, die praktikable und wirksame Lösungen für die kommenden Wochen und Monate erarbeite. Der Gesundheitsschutz und die wirtschaftliche Erholung seien zwei Seiten derselben Medaille. Es bleibe Aufgabe der Regierungschefs in Bund und Ländern, beides zu berücksichtigen.

Weitere Branchenverbände unzufrieden

Für Tourismus NRW, den touristischen Dachverband in Nordrhein-Westfalen, werde die schwierige Lage der Branche durch den Beschluss weiter verschärft. „Mit der gestrigen Entscheidung bleibt es bei den verwirrenden Regelungen. Bürger werden zudem eindringlich aufgefordert, am besten gar nicht zu verreisen, auch innerhalb Deutschlands nicht. Das trifft unsere Branche hart und ist nicht nachvollziehbar. Die Betriebe kämpfen mit der sorgsamen Umsetzung strenger Schutzauflagen nicht nur um ihr Überleben, sondern auch erfolgreich um das Wohl ihrer Gäste. Das hat der Sommer eindrucksvoll gezeigt. Die Notwendigkeit, jetzt im Herbst Umsätze zu machen, um Verluste aufzuholen, wird durch das Fortbestehen des Beherbergungsverbots in vielen Bundesländern erheblich erschwert, da es für weitere Verunsicherung bei eigentlich reisewilligen Menschen sorgt“, erklärt Dr. Heike-Döll-König, Geschäftsführerin des Tourismus NRW. Zugleich appelliert sie an die nordrhein-westfälische Landesregierung, an ihrer bisherigen Linie festzuhalten und zumindest in Nordrhein-Westfalen von einer Umsetzung des Beherbergungsverbots abzusehen.

www.deutschertourismusverband.de

Bild: DTV

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