Umfrage zu Barrierefreiheit: 1. Platz für München
Aus Sicht der Münchener ist die bayerische Hauptstadt die barrierefreiste Metropole in Deutschland, Schlusslicht ist Hamburg - das ergab eine repräsentative Umfrage der Aktion Mensch zum Thema "Wie barrierefrei ist meine Stadt?"
Anlass der Umfrage sei der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung, der sich am 5. Mai 2012 zum 20. Mal jähre. Unter dem Motto "Jede Barriere ist eine zu viel" starten Organisationen der Behinderten- und Selbsthilfe mit Unterstützung der Aktion Mensch bundesweit über 600 Aktionen auf den Straßen und Plätzen der Republik. "Mit den Aktionen am 5. Mai machen wir Barrieren sichtbar, die zahlreiche Menschen daran hindern, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben", erklärt Martin Georgi, Vorstand der Aktion Mensch. "Die hohe Anzahl an Barrieren können wir nicht weiter hinnehmen, wenn wir eine inklusive Gesellschaft in Deutschland wollen."
Ob im Restaurant, in der Altstadt oder auf der Suche nach einer barrierefreien Wohnung: Immer wieder stoßen Bundesbürger mit und ohne Behinderung auf Hindernisse. So scheitere der Rollstuhlfahrer an einer Treppe ohne Rampe genauso wie die Mutter mit Kinderwagen oder der Radfahrer. Hürden wie diese hat die Aktion Mensch nun anhand von 15 Kriterien (z.B. öffentliche Infrastruktur oder öffentliche Einrichtungen) in den fünf deutschen Metropolen Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt am Main in ihrem Barriereindex ausgewertet. Das Ergebnis: 80 Prozent der Befragten sehen ihre Stadt nicht als Vorbild für Barrierefreiheit. Dabei kämen die Münchener mit den Barrieren in ihrer Stadt am besten zurecht. Danach folgten Frankfurt und fast gleichauf Berlin. Defizite wiesen in den Augen ihrer Bürger vor allem Köln und knapp dahinter Hamburg auf. Interessant dabei sei, dass die Kölner und Münchener Einwohner mit Behinderung ihrer Stadt bessere Noten gäben, als Befragte ohne Behinderung.
Gefragt nach dem Handlungsbedarf setzten die Befragten unterschiedliche Prioritäten. So seien sich Berliner, Hamburger und Münchner einig, dass vor allem die Zugänglichkeit öffentlicher Gebäude verbessert werden müsse. In Köln liege der größte Handlungsbedarf jedoch in der Nutzbarkeit von Wegen und öffentlichem Nahverkehr. In Frankfurt müsse nach Einschätzung der Befragten insbesondere der barrierefreie Wohnungsbau ausgeweitet werden.
Insgesamt wünschten sich über zwei Drittel der Befragten in Bildungseinrichtungen (77 Prozent) und am Arbeitsplatz (75 Prozent) eine gleichberechtigte Teilhabe. 75 Prozent aller Befragten seien der Ansicht, dass Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen und gesellschaftlichen Minderheiten abgebaut werden müssten. Diese These stützten vor allem die Kölner und Hamburger, die Münchener sähen hier weniger Handlungsbedarf.
Auf die Frage, wer grundsätzlich zum Abbau von räumlichen Barrieren und Vorurteilen beitragen könne, antworten die Bundesbürger durchaus selbstkritisch: Zwei Drittel sähen hier jeden Menschen in der Verantwortung. Wichtige Impulse würden von der Kommunalpolitik (46 Prozent), der Bundespolitik (40 Prozent) sowie den Unternehmen (35 Prozent) erwartet.
"Die Umfrage in den Großstädten macht deutlich, dass Barrierefreiheit kein Nischenthema der Behindertenhilfe- und Selbsthilfe mehr ist, sondern längst in den Köpfen aller angekommen ist", kommentiert Georgi die Ergebnisse der Studie.