Nationalpark-Gutachten Nordschwarzwald geht an PricewaterhouseCoopers und Ö:Konzept

am . Veröffentlicht in Natur- und Aktivtourismus

Alexander Bonde, Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Baden-Württemberg, hat die Beratungsunternehmen berufen, die das unabhängige Gutachtens zu einem möglichen Nationalpark im Nordschwarzwald erstellen sollen.

„Mit der heutigen Vergabe des Nationalpark-Gutachtens stellen wir die entscheidenden Weichen dafür, die Diskussion auf eine sachliche Grundlage zu stellen. Mit PricewaterhouseCoopers und Ö:Konzept haben wir in dem komplexen, EU-weiten Vergabeverfahren zwei sehr leistungsfähigen Anbietern den Zuschlag erteilt“, sagte der Minister.

Die Gutachtenvergabe war zuvor im sogenannten Lenkungskreis Nationalpark mit den Landräten aus den Kreisen Freudenstadt, Calw, Rastatt sowie Ortenaukreis, dem Oberbürgermeister des Stadtkreises Baden-Baden und den Regierungspräsidenten von Freiburg und Karlsruhe einvernehmlich erörtert worden. Die grün-rote Landesregierung führe damit Planungen der schwarz-gelben Vorgängerregierung fort, die bereits den konkreten Suchraum von rund 17.000 Hektar Staatswald identifiziert habe.

In dem angedachten Entwicklungsnationalpark soll die Natur im Lauf der nächsten 30 Jahre auf 10.000 Hektar - also zehn mal zehn Kilometern - sich selbst überlassen werden. Besucherinnen und Besucher könnten den Wald auf Wegen und Loipen auch weiterhin betreten und genießen.

„Die Landesregierung ist davon überzeugt, dass ein Nationalpark der Region wichtige strukturpolitische Impulse und einen Mehrwert für Naturschutz, aber auch für Tourismus und regionales Gewerbe gibt. Aber auch unsere Einschätzung stellen wir selbstverständlich auf den Prüfstand und unterwerfen diese den unabhängigen Gutachtern“, betonte Bonde. Das Gutachten solle wertvolle Erkenntnisse bringen, welche Auswirkungen ein Nationalpark im Nordschwarzwald auf die Region haben könnte - im Hinblick auf den Tourismus, die Holzwirtschaft, Industrie, Handel und Gewerbe, den Naturschutz und den Wald.

Umfassendes Gutachten als Diskussionsgrundlage

Die Beratungsunternehmen PricewaterhouseCoopers (Frankfurt a. M.) und Ö:Konzept (Freiburg) würden damit beauftragt, die Auswirkungen eines möglichen Nationalparks umfassend zu untersuchen. Darüber hinaus würden regionale Arbeitskreise zu verschiedenen Themenbereichen eingerichtet, in denen Experten aus der Region ihren Sachverstand einbrächten. Die Gutachter sollen vor Ort im Nordschwarzwald intensiv mit diesen regionalen Arbeitskreisen zusammenarbeiten, deren Ergebnisse in das Gutachten einfließen werden.

„Das in der Region vorhandene Wissen ist uns besonders wichtig. Gemeinsam sollen Gutachter und regionale Arbeitskreise eine fundierte Diskussionsgrundlage schaffen und dabei den regionalen Sachverstand und die örtlichen Experten - vom Forst über die Regionalwirtschaft, den Tourismus bis hin zum Naturschutz - ganz bewusst mit einbinden“, betonte Minister Bonde. Die Ergebnisse des umfassenden Gutachtens über einen möglichen Nationalpark im Nordschwarzwald sollen bis Ende 2012 vorliegen und würden dann gemeinsam mit der Region ausgewertet und intensiv diskutiert.

Modellprojekt für Bürgerbeteiligung

„Noch nie wurde ein Projekt so früh und so breit in der Öffentlichkeit diskutiert, noch nie hatten die Bürgerinnen und Bürger so viele Möglichkeiten, sich einzubringen wie bei der Diskussion über einen möglichen Nationalpark im Nordschwarzwald. Die Region war von Anfang an eingebunden und wird es auch weiterhin sein. Die Ergebnisse des Gutachtens werden wir transparent und ergebnisoffen diskutieren, um dann zu einer Entscheidung zu kommen“, zeigte Bonde das weitere Vorgehen auf.

Das Gutachten teile sich in vier Module auf. Im Modul 1 sei es Aufgabe der renommierten internationalen Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers, die Module 2-4 zu koordinieren und zu einem Gesamtgutachten zusammenzufassen. Im Modul 2 werde vom gleichen Auftragnehmer in Zusammenarbeit mit Kohl & Partner, einer Tourismusagentur aus Stuttgart mit einschlägigen Erfahrungen auch im Schwarzwald, eine Teilstudie zu den sozioökonomischen Auswirkungen eines Nationalparks im Nordschwarzwald erstellt. Neben den Auswirkungen auf den Tourismus sollen auch die unmittelbaren und mittelbaren lokalen, regionalen und überregionalen Folgen für Industrie, Handel und Gewerbe, insbesondere aber auch die Folgen für die holzbe- und -verarbeitende Industrie untersucht werden.

Die Teilstudien zu den Auswirkungen auf die Forstwirtschaft (Modul 3) sowie auf Biodiversität und Umwelt (Modul 4) würden von der Firma Ö:Konzept aus Freiburg in Kooperation mit zahlreichen wissenschaftlichen Instituten, unter anderem der Universität Freiburg, erstellt. Hierbei gehe es vor allem um die Auswirkungen der Stilllegung von Waldflächen auf die Strukturvielfalt und Biodiversität typischer Artengemeinschaften des Nordschwarzwaldes, aber auch um die Lösung möglicher Zielkonflikte innerhalb laufender Naturschutzaktivitäten und um die Auswirkungen auf das Grundwasser sowie auf Still- und Fließgewässer. Ö:konzept habe bereits in jüngerer Vergangenheit gemeinsam mit der Gesellschaft für ökologische Gutachten intensive naturschutzfachliche Untersuchungen im Nordschwarzwald durchgeführt.

Regionale Arbeitskreise würden zu den Themen Waldumbau und Borkenkäfer, Wildtiermanagement, Auerhuhn, Infrastruktur, Naturschutz, Tourismus und Naturpark gebildet. In diesen Arbeitskreisen werden die örtlichen Experten beraten und ihre Ergebnisse an die Gutachter weitergeben, so dass diese ebenfalls in das Gutachten einfließen.

Eine wichtige Grundlage für die in den Gutachten zu klärenden Aspekte sei weiterhin ein Katalog mit über 1.500 Fragen zu dem möglichen Nationalpark. Diese seien das Resultat der Rückmeldungen einer Postwurfsendung in der möglichen Nationalparkregion im Nordschwarzwald, bei der 120.000 Haushalte angeschrieben worden seien. Ein weiterer Teil der Fragen stamme aus einer Arbeitstagung vom September 2011 in Bad Wildbad sowie vielen weiteren Veranstaltungen in der Region. Auf der Fachtagung in Bad-Wildbad hätten die zahlreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmer das Thema Nationalpark in verschiedenen Workshops unter unterschiedlichsten Aspekten diskutiert.

www.mlr.baden-wuerttemberg.de/nationalpark

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