Wirtschaftspressekonferenz auf der EUROBIKE 2024: Die Fahrradbranche zeigt sich resilient

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Wirtschaftspressekonferenz auf der EUROBIKE 2024

 

Die Eurobike 2024 in Frankfurt hat begonnen und zeigt die neuesten Trends und Entwicklungen der Fahrradbranche. Nach Rekordjahren während der Pandemie und den Herausforderungen durch gestörte Lieferketten und ein gedämpftes Konsumklima verzeichnete die Branche 2023 Rückgänge in Verkäufen, Produktion und Beschäftigung. Dennoch bleibt der Optimismus für die Zukunft des Fahrrads als Verkehrsmittel ungebrochen.

Rückgänge und Anpassungen

In den EU27-Staaten und dem Vereinigten Königreich gingen die Verkäufe von Pedelecs 2023 um sieben Prozent auf 5,1 Millionen Einheiten zurück. Insgesamt sanken die Fahrradverkäufe um 16,5 Prozent auf 16,8 Millionen Einheiten. Deutschland bleibt laut den Marktdaten der Confederation of the European Bicycle Industry (CONEBI) der stärkste Markt, sowohl für Pedelecs als auch für unmotorisierte Fahrräder. Die Branche erwirtschaftete einen Umsatz von 19,3 Milliarden Euro, was einem Rückgang von 8,9 Prozent im Vergleich zu 2022 entspricht. Zudem sank die Beschäftigung um 5,5 Prozent auf rund 170.000 Arbeitsplätze in 1.200 Unternehmen.

Branchenstimmen und Zukunftsperspektiven

Manuel Marsilio, Geschäftsführer von CONEBI kommentierte die Entwicklung: „Im Jahr 2023 erlebte die europäische Fahrradindustrie einen „Reset“, indem sie sich an die grundsätzliche wirtschaftliche Realität, die außergewöhnlich positiven Verkaufszahlen während der Pandemiejahre und die Störungen in der Lieferkette anpasste. Die Verkäufe gingen zurück, unter anderem wegen der steigenden Lebenshaltungskosten und der geringeren Kaufkraft der europäischen Verbraucher. Dennoch zeigte sich die Branche insgesamt widerstandsfähig, und die Aussichten in Bezug auf eine wachsende Fahrradnutzung sind weiterhin vielversprechend.“

Umfragen von Cycling Industries Europe (CIE) stützen diesen Optimismus: 52 Prozent der Mitglieder erwarten 2024 höhere Umsätze. Auch seitens der europäischen Politik gebe es Anlass, optimistisch zu sein, wie CIE-Geschäftsführer Kevin Mayne erläutert: „Radfahren hatte in Europa noch nie ein stärkeres politisches Moment. In der im April verabschiedeten European Declaration on Cycling wird das Fahrrad als inklusives, erschwingliches und wirtschaftlich erfolgreiches Fortbewegungs- und Freizeitmittel anerkannt. 4,5 Milliarden Euro sind die zugesagten Infrastrukturausgaben in den aktuellen EU-Haushalten und CIE geht davon aus, dass dieser Wert durch weitere Gelder in anderen Haushaltsausgaben der EU und Mitgliedsstaaten noch weiter gesteigert wird. Mit diesem Anreiz blicken unsere Mitglieder optimistisch in die Zukunft. Fast zwei Drittel planen, ihre Ausgaben für Vermögenswerte, Innovationen und Marketing beizubehalten oder zu erhöhen.“

Innovationen und Kooperationen

Der europäische Markt sei in vielen Bereichen der Industrie wegweisend und zeige gute Voraussetzungen dafür, die lokale Produktion zu steigern und neue Niederlassungen internationaler Unternehmen ansiedeln zu können. Joshua Hon, Gründer und Team Captain beim Fahrradhersteller Tern Bicycles erkenne einige Handlungsaufträge für die Fahrradindustrie und ihre Interessenvertreter: „Es ist für uns alle in der Fahrradbranche wichtig, uns anzupassen, weiterzuentwickeln und zu innovieren. Dazu gehören natürlich Produkte, aber auch, unsere bestehenden Geschäftsmodelle auf den Prüfstand zu stellen.“ Um für die richtigen Bedingungen für eine erfolgreiche Zukunft der Fahrradindustrie zu schaffen, stehen resiliente Lieferketten, Nachhaltigkeit sowie klare und transparente Standards und Regularien im Fokus der Branche. Es gelte, die Kundschaft und damit die bestehenden und potenziellen Radfahrerinnen und Radfahrer zielgerecht mit den richtigen Botschaften und Marketingmaßnahmen anzusprechen.

Schulterschluss auf der Eurobike

Die Eurobike biete mit mehr als 1 800 Ausstellern, 150 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche, einem vielseitig und hochkarätig besetztem Konferenz- und Vortragsprogramm das perfekte Setting für den globalen Austausch, um diese für den zukünftigen Erfolg so zentralen Themen voranzutreiben. Stefan Reisinger, Geschäftsführer von Eurobike-Veranstalter fairnamic, erläuterte: „Die Fahrrad- und Ecomobility-Branche ist überall auf der Welt Schlüssel für Gesundheit, Fitness, nachhaltige Mobilität und damit Lebensqualität. Mit diesem starken Schulterschluss kann die Branche ihre Erfolgsgeschichte auf der Eurobike 2024 ideal fortsetzen.“

Florian Walberg, Gründer und Geschäftsführer beim E-Scooter-Hersteller Egret, ergänzte das Podium der Pressekonferenz als Vertreter der Ecomobility-Industrie und betrachtet die Eurobike als zentrale Messe seiner Branche. E-Scooter seien in der öffentlichen Wahrnehmung stark von Sharing-Anbietern geprägt, obgleich diese nur einen Bruchteil der in diesem Segment produzierten Fahrzeuge stellen. Wer die Fahrzeuge privat benutzt, nehme sie meist mit in die Wohnung oder ins Büro. Die E-Scooter-Industrie weise etwa bei Antrieben, Bremsen und Batterien mitunter starke Überschneidungen zur Fahrradindustrie auf. Florian Walberg erklärte: „E-Scooter und Fahrrad ergänzen sich optimal im Mobilitätsmix. Während Fahrräder häufig für Mittel- und Langstrecken eingesetzt werden, sind E-Scooter das perfekte Fahrzeug für die Kurzstrecke, die sogenannte „letzte Meile“. Beide Mobilitätsformen verfolgen dabei das gleiche Ziel: Menschen mobil machen und die Verkehrslage in Städten entspannen. Das sieht man auch daran, dass der Handel verstärkt beide Fahrzeugklassen Seite an Seite anbietet. Ich freue mich, dass die Fahrrad- und E-Scooter-Industrien partnerschaftlich agieren und wir mit Egret auf der Eurobike nicht nur Aussteller auf Augenhöhe, sondern auch Repräsentant und Ansprechpartner für unsere Branche sind.“

Weitere Informationen: EUROBIKE - Die Bike- und Ecomobility-Plattform

 

Bild: © Messe Friedrichshafen GmbH/Silke Magino, Wirtschaftspressekonferenz 2024 - Kevin Mayne, CEO Cycling Industries Europe, Manuel Marsilio, General Manager Confederation of the European Bicycle Industry (CONEBI), Joshua Hon, Founder Tern Bicycles, Florian Walberg, Founder Egret, Stefan Reisinger, CEO fairnamic GmbH und Moderator Frank Puscher

 

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