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In Mecklenburg-Vorpommern verschärft sich die Lage: So will die Tourismusbranche die Saison retten

am . Veröffentlicht in Strategie, Orga & Finanzen

Statistik MV

 

Die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern hat heftig zu kämpfen. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Landestourismusverbandes unter knapp 350 Beherbergungsunternehmen, darunter Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze, sowie rund 130 Freizeitanbieter, hervor. Um frühzeitig aus der Krise herauszukommen, sollen ab Ostern klare Corona-Regeln gelten.

Laut Umfrage sind aktuell 29 Prozent der Beherbergungsbetriebe und 30 Prozent der Freizeitanbieter auf staatliche Hilfe angewiesen (vgl. Beherberger Januar 2021: 59 Prozent). Die Art der benötigten Hilfen verteilt sich dabei wie folgt bei den Beherbergungsunternehmen: 87 Prozent haben Kurzarbeitergeld beantragt (Freizeitanbieter: 21 Prozent), 55 Prozent nutzen die Überbrückungshilfe III Plus (Freizeitanbieter: 21 Prozent), 65 Prozent die Überbrückungshilfe IV (Freizeitanbieter: 25 Prozent), 23 Prozent Kredite oder Darlehen (Freizeitanbieter: elf Prozent), 16 Prozent nicht rückzahlbare Zuschüsse (Freizeitanbieter: zwölf Prozent) und sechs Prozent einen möglichen zeitlichen Aufschub zur Bedienung ihrer Verbindlichkeiten (Freizeitanbieter: fünf Prozent).

Blieben staatliche Hilfen aus, müssten sieben Prozent der Beherberger ihr Geschäft unmittelbar aufgeben, 23 Prozent zu Ende März und 16 Prozent zu Ende Juni; 54 Prozent könnten darüber hinaus bestehen. Bei den Freizeitanbietern sehe es ähnlich aus: Beim Ausbleiben der Hilfen müssten 13 Prozent der Beherberger unmittelbar aufgeben, 16 Prozent würden bis Ende März und 19 Prozent bis Ende Juni durchhalten; 52 Prozent könnten darüber hinaus existieren. Fast jeder vierte Beherbergungsbetrieb (24 Prozent) und jeder dritte Freizeitanbieter (34 Prozent) bezeichnet seine wirtschaftliche Lage als gefährdet beziehungsweise akut gefährdet.

Tobias Woitendorf, Geschäftsführer des Landestourismusverbandes, hat klare Erwartungen: „Die wirtschaftliche Lage im Tourismus ist durch die aktuellen Einschränkungen auch ohne förmlichen Lockdown sehr angespannt. Es fehlt an Umsätzen, Planungssicherheit, Beschäftigung und Perspektive. Und es greift die Angst um sich, dass der Tourismusmotor so spät wie im vergangenen Jahr auf Touren kommen darf. Die Tourismusbranche Mecklenburg-Vorpommern wünscht sich einen klaren, nachvollziehbaren und verständlichen Handlungsrahmen für Gäste und Gastgeber, der spätestens ab Ostern zum Tragen kommt und mehr Handlungsfreiheit als die aktuell geltenden 2G-Plus-Regeln bringt. Um eine verlässliche Planungsrundlage für die Saison 2022 zu schaffen, bereite die Branche einen Vorschlag für Corona-Regeln zum Reisen ab Ostern vor."

Zurückhaltung beim Buchen: Dennoch optimistischer als 2021

Der unmittelbare Einfluss der Pandemie wird vor allem beim Buchungsverhalten deutlich: Mehr als jeder zweite Beherberger (55,2 Prozent) gab an, dass Gäste für den gesamten Reisezeitraum zurückhaltender buchen, rund 37 Prozent konstatieren dieses Verhalten für die Sommersaison, 32 Prozent nehmen für diesen Zeitraum mehr Buchungen wahr.

In Bezug auf die Auslastung und im Vergleich zum Vorjahr blickt die Branche etwas optimistischer ins Jahr: Folgende Auslastung erwarten die Beherbergungsbetriebe in den kommenden Monaten: für Februar rund 22 Prozent, für März rund 26 Prozent (März 2021: 19,3 Prozent), für April rund 51 Prozent (April 2021: 37,5 Prozent) und für Mai rund 65 Prozent (Mai 2021: 57,7 Prozent).

Personalmangel wird zum Dauerthema

Rund jedes dritte Beherbergungsunternehmen (33,5 Prozent) hat durch die pandemiebedingten Einschränkungen Beschäftigte verloren und zwar durchschnittlich 27 Prozent. Der Mitarbeiterschwund geht bei rund jedem vierten Beherbergungsunternehmen sowie bei rund 40 Prozent der Freizeitanbieter mit einer Reduzierung des Angebotes einher. So gaben die Befragten an, dass in der Gastronomie vor allem an der Stellschraube Öffnungszeiten gedreht wird. Zudem haben manche Restaurants das À-la-carte-Geschäft eingestellt, während im Beherbergungsbereich Arbeitskraft und Zeit gespart werden, indem zum Beispiel Betten nicht mehr vorab bezogen und Zimmer-Service seltener angeboten wird.

Tourismusbranche MV schlägt Dreiklang für Regeln ab Ostern vor

Wie sollen Gäste und Gastgeber den Urlaub 2022 trotz Corona vorausschauend planen? Welche Regeln können bei Anreise und während des Aufenthaltes im Urlaubsland Mecklenburg-Vorpommern gelten? Mit diesen Fragen hat sich die Tourismusbranche des Bundeslandes befasst und im Vorfeld der Ministerpräsidentenkonferenz am 24. Januar ein schlankes Ideen- und Forderungspapier vorgelegt, das ab dem 1. April im Hinblick auf Ostern relative Planungssicherheit geben soll. Es setzt mit 3G für Innenbereiche, einem Anreisetest und Testfreiheit für vollständig Geimpfte einen möglichen Rahmen für das Reisen in Mecklenburg-Vorpommern.

Dazu Tobias Woitendorf: „Die Osterregeln sollen einfach nachvollziehbar sein und Gesundheitsschutz genauso gewährleisten wie möglichst wirtschaftliches Arbeiten unter den gegebenen Pandemiebedingungen. Es ist besser, einen Plan zu haben als keinen, auch wenn er nur mit Bleistift gezeichnet ist. Das Lösen von den stark beschränkenden 2G-Plus-Regeln ist für viele Unternehmen wichtig. Es würde einen echten Saisonstart ermöglichen, der in diesem Jahr früher als 2021 gelingen sollte.“

Folgendes ist demnach im Ansatz vorgesehen: Alle Gäste ab zwölf Jahre benötigen für die Anreise nach Mecklenburg-Vorpommern einen negativen Corona-Test; eine Ausnahme soll für Geboosterte gelten. Während des Aufenthaltes soll für Innenbereiche die 3G-Regelung gelten, sprich, der Zutritt für Geimpfte, Genesene oder Getestete möglich sein. Dabei gelten Impfzertifikate, die digital – zum Beispiel in der Corona-Warn-App oder der CoV-Pass-App – oder als Dokument erbracht werden. Das Tragen medizinischer Mund-Nase-Bedeckungen in Innenbereichen soll weiterhin gelten. Zudem empfiehlt die Branche, das Thema Kontaktnachverfolgung nicht gänzlich ad acta zu legen, auch wenn die Lizenz des Landes für die Luca-App nicht verlängert wird und die Gesundheitsämter häufig überlastet sind.

Neben den Osterregeln: Forderungen aus dem Tourismus für mehr Klarheit

Die einfachen und verständlichen Regeln, die aus Sicht der Tourismusbranche Mecklenburg-Vorpommern landesweit – und gern auch darüber hinaus – ab Ostern gelten sollten, sind unter www.tourismus.mv  veröffentlicht. Sie enthalten auch einige Forderungen für zu klärende Fragen:

  • So sollen unter anderem Regeln zum Impfstatus und zum Testen rechtzeitig festgelegt und kommuniziert werden. Dazu gehört eine klare Definition und Abgrenzung von verschiedenen Status (vollständig geimpft, genesen, geboostert).
  • Idealerweise soll auch die Corona-Verordnung vereinfacht und lesbarer gestaltet werden.
  • Vonnöten seien ausreichende Testkapazitäten, wobei besonders auch Kinder ab zwölf Jahre mitgedacht werden sollten. Die Testvergütung sollte angepasst werden.
  • Bei Zusammenkünften von ausschließlich Geimpften und Genesenen solle es künftig keine zahlenmäßige Begrenzung geben, unter 3G-Bedingungen könnte die maximale Personenzahl auf 50 beschränkt werden.
  • Als notwendig erachtet wird überdies eine klare Positionierung zur Kontaktnachverfolgung.
  • Möglichst geprüft werden solle die öffentliche Förderung zur Umsetzung einer digitalen und automatisierten Impfnachweiskontrolle durch z. B. Integration in Buchungsstrecken und Meldescheinsysteme.

Hohe Sicherheitsstandards im Tourismus mit Siegel „Mehr Sicherheit im Urlaubsland MV“

Gesundheitsschutz für Gäste und Mitarbeiter*innen ist für die Tourismusbranche weiterhin wichtig. Für die Einhaltung von Schutzmaßnahmen und Hygieneregeln steht seit Dezember 2020 das Siegel „Mehr Sicherheit im Urlaubsland MV“. Derzeit beteiligen sich 1.010 Unternehmen, darunter Hotels und Freizeitanbieter, an der Initiative, die auch im dritten Pandemiejahr fortgesetzt werden soll.

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