Schleswig-Holstein: Investitionen in den Tourismus notwendiger als je zuvor

am . Veröffentlicht in Strategie, Orga & Finanzen

Die Tourismusbranche Schleswig-Holstein geht mit gedämpften Erwartungen in das restliche Jahr 2012. Investitionen in Infrastruktur, Betriebe, Produkte und Marketing sind daher weiterhin unerlässlich, um  Schleswig-Holsteins im Wettbewerb zu stärken. Zu diesen Ergebnissen kommt das diesjährige Sparkassen-Tourismusbarometer.

Dessen Jahresbericht veröffentlichten jetzt der Tourismusverband Schleswig-Holstein e.V. und der Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein.

Das Tourismusjahr 2011 schloss für Schleswig-Holstein mit einem leichten Zuwachs ab. Der verregnete Sommer drückte den Zuwachs auf 0,2 Prozent. Damit liegt das Urlaubsland Schleswig-Holstein bei den Übernachtungszahlen im Deutschlandvergleich erneut unter dem Durchschnitt. Mittelfristig (2011 gegenüber 2006) war die bundesweite Nachfragedynamik mit über 12 Prozent sogar fast doppelt so hoch wie im nördlichsten Bundesland (6,4 Prozent).

Die aktuelle Entwicklung bis Ende Juni 2012 zeige sich uneinheitlich: Zwar lägen die Zahlen des Statistikamt Nord für ganz Schleswig-Holstein leicht über Vorjahresniveau, allerdings seien die Entwicklungen in einzelnen Orten sehr unterschiedlich. Über die Statistik würden schätzungsweise nur rund 30 Prozent der gesamten Übernachtungen in Schleswig-Holstein abgebildet. "Ein Zustand für einen der bedeutendsten Wirtschaftszweige Schleswig-Holstein, der dringend geändert werden muss", so Dr. Jörn Klimant, stellvertretender Vorsitzender des Tourismusverbandes  Schleswig-Holstein e.V..

Aktuelle Umfragen in den Destinationen spiegelten die uneinheitliche Tendenz im Land wider: Die meisten  der befragten Orte meldeten im Vergleich zum Vorjahr gleich bleibende Übernachtungszahlen (Veränderungsrate +1 Prozent bis -1 Prozent) bis Mitte August. Das Gesamtergebnis für das Jahr 2012 hänge nun von der Nachfrage im Herbst ab. Anders gesagt: Für die meisten Orte wäre das Erreichen des Niveaus des Vorjahres bereits ein Erfolg.

Zukunft der Tourismusförderung und -finanzierung

Die Tourismusförderung sei in der Vergangenheit sinnvoll gewesen - das zeigten die aktuellen Ergebnisse des Sparkassen-Tourismusbarometers 2012. „Die Tourismusförderung ist der Schlüssel für einen zukunftsfähigen Tourismusstandort Schleswig-Holstein und daher auch für die Zukunft unverzichtbar“, resümiert Reinhard Boll, Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes für Schleswig-Holstein. In diesem Jahr wurden die Projektträger Sparkassen- und Giroverband für Schleswig-Holstein und Tourismusverband Schleswig-Holstein e.V. bei der Erstellung der Analyse inhaltlich und finanziell durch das Wirtschaftsministerium Schleswig-Holstein unterstützt.

Sowohl im Bereich der öffentlichen Infrastruktur als auch in der Förderung einzelner Betriebe und im Tourismusmarketing sei in den letzten Jahren erfolgreich an der Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit gearbeitet worden. Die Bekämpfung des Investitionsstaus sei absolut notwendig: „Scharbeutz und St. Peter-Ording sind eindrucksvolle Beispiele für eine gelungene Neuausrichtung von Tourismusorten. Dies hätten die Gemeinden aus eigener Kraft ohne öffentliche Förderung nicht bewältigen können", so Reinhard Meyer, Minister für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Technologie des Landes Schleswig-Holstein.

Das Sparkassen-Tourismusbarometer zeige auch Erfolge der einzelbetrieblichen Förderung des Landes auf. Zwischen 2008 und 2012 investierten öffentlich geförderte Betriebe insgesamt 232,4 Millionen Euro, 28,8 Millionen Euro stammten davon aus Fördermitteln der EU, des Bundes und des Landes.

Im Jahresbericht des Sparkassen-Tourismusbarometers würden mit dem Strandgut Resort St. Peter-Ording und dem Landhotel Gasthof Oldenwöhrden gute Beispiele dargestellt. Für die Zukunft attestiere das Tourismusbarometer im Bereich der Investitionsförderung für Betriebe weiterhin hohen Bedarf. "Wir brauchen auch in Zukunft Programme, die eine gezielte Förderung der kleinen und mittleren Beherbergungsbetriebe ermöglichen. Nur so können wir den Strukturwandel bewältigen und die Lücke zu Mitbewerbern schließen", unterstreicht Reinhard Meyer die Ergebnisse.

Die Analyse des Sparkassen-Tourismusbarometers, durchgeführt von der dwif-Consulting GmbH, zeige weiterhin Defizite bei der kommunalen Infrastruktur und im betrieblichen Sektor auf. Diese Tatsache verbunden mit der immer noch schwierigen Marktposition machten Investitionen in Infrastruktur, Betriebe, Produkte und Marketing in den nächsten Jahren weiterhin unabdingbar. Allerdings stehe der wichtigste Finanzierungsbaustein auf der Kippe: Hintergrund sei die zukünftige Tourismusförderung in der neuen EU-Förderperiode ab 2014, die gegenüber der laufenden Förderperiode voraussichtlich deutlich weniger Mittel für die Infrastruktur in der Tourismuswirtschaft zur Verfügung stelle.

„Die sich abzeichnenden dramatischen Einschnitte in Tourismusförderung der neuen EU-Förderperiode 2014 bis 2020 gefährdet die Wettbewerbsfähigkeit der Tourismuswirtschaft in Schleswig-Holstein“, bilanziert Klimant.

In der laufenden EU-Förderperiode flossen demnach seit 2007 für die öffentliche Tourismusinfrastruktur Zuschüsse in Höhe von 54,1 Millionen Euro und lösten Investitionen in Höhe von 83,1 Millionen Euro aus. „Bleibt es bei den Planungen, bedeutet dies dramatische Auswirkungen auf die Tourismuswirtschaft in Schleswig-Holstein“, befürchtet Meyer. “Gemeinsam mit dem Tourismusverband und weiteren Partnern kämpfen wir für eine Beibehaltung der derzeitigen Tourismusförderung", sagte Meyer.

www.sparkassen-tourismusbarometer-sh.de  
www.sh-business.de

Tags: Bundesland: Schleswig-Holstein
Destinationen: Nordsee, Ostsee
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