Neue Finanzierungsmodelle gesucht
Die Finanzierung des öffentlichen Tourismus steht auf wackeligen Füßen. Im Rahmen des Deutschen Städte- und Kulturforums 2012 in Kassel diskutierte die Branche auf Einladung des Deutschen Tourismusverbandes e.V. (DTV) und der Kassel Marketing GmbH neue Finanzierungsmodelle.
„Immer häufiger wird die ‚freiwilige Aufgabe Tourismus’ von den Kommunen angesichts klammer Haushalte auf den Prüfstand gestellt“, sagte Peter Siemering, Vize-Präsident des DTV auf der Fachtagung. Eine pauschale Steuerabgabe wie die sogenannte „Bettensteuer“, die mittlerweile von 21 Städten und Gemeinden auf Übernachtungen erhoben werde, lehne der DTV weiter ab. „Wir fordern freiwillige Lösungen und eine Zweckbindung der Mittel für den Tourismus sowie ein Mitspracherecht bei der Verwendung“, sagte Peter Siemering. Am 11. Juli 2012 erwartet die Branche das richtungsweisende Urteil des Bundesverwaltungsgerichts in Leipzig zur „Bettensteuer“.
Investitionen in die touristische Infrastruktur, wie beispielsweise Mobilitätsangebote und Ortsgestaltung, fielen in die Kernkompetenz der Gemeinden, Städte und Kreise. Der DTV appellierte an die öffentliche Hand, die touristische Infrastruktur sicher zu stellen und weiter in den Wirtschaftsfaktor Tourismus zu investieren. „Der Tourismus in Deutschland ist mit 2,9 Millionen ortsgebundenen Arbeitsplätzen und Konsumausgaben in Höhe von fast 280 Milliarden Euro eine unverzichtbare Stütze der inländischen Wirtschaft“, so Peter Siemering. Auch das touristische Marketing auf Landes-, Regional- und lokaler Ebene sei gefährdet.
„Neben der öffentlichen Hand sind aber auch die Unternehmen vor Ort und der Gast gefragt, um Infrastruktur und Marketing in eine gesicherte Zukunft zu führen“, sagte Peter Siemering. Der DTV spreche sich dafür aus, die vorhandenen Finanzierungsinstrumente wie Kurtaxe oder Fremdenverkehrsabgabe auszuschöpfen. „Unternehmen, die vom Tourismus profitieren, sollen ihren Beitrag auf freiwilliger Basis leisten. Das betrifft neben Hoteliers und Gastronomen auch Einzelhändler, deren Umsätze in beachtlichem Maße von Urlaubern und Tagestouristen bestimmt werden“, so der DTV-Vize-Präsident.
Freiwillige Kooperationsmodelle
Ein Beispiel für ein partnerschaftliches Finanzierungsmodell zwischen Kommune und Leistungsträgern sei der Nürnberger Tourismusfonds. Das Prinzip: Für jeden Euro aus der Tourismuswirtschaft zahle die Stadt Nürnberg einen Euro dazu. Mit dieser freiwilligen Initiative des Verkehrsvereins und der Stadt Nürnberg würden Marketingmaßnahmen finanziert.
Das Finanzierungskonzept Rostock setze ebenfalls auf die Tourismuswirtschaft, jedoch ohne dauerhafte kommunale Aufstockung der Mittel. Beherbergungsbetriebe und andere touristische Leistungsträger zahlten freiwillig eine Marketingumlage und entschieden über die Verwendung der Gelder für Marketingmaßnahmen.
http://www.deutschertourismusverband.de