Schweizer Tourismus will mehr Differenzierung und Qualitätsstreben

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2012 war kein leichtes Jahr für die Schweizer Tourismsbranche. Der starke Franken drückte Ankünfte und Übernachtungen. Schweiz Tourismus glaubt jedoch Licht am Ende des Tunnels zu sehen.

Die Zeichen stünden gut, dass nach einem schwierigen 2012 und weiteren anspruchsvollen Monaten im laufenden Jahr ein Ende der Rückgänge in Sicht sei. Die Aufwärtsentwicklung beginne dann aber auf tiefem Niveau – die Branche bleibe gefordert. Schweiz Tourismus sieht sich nach eigenen Angaben in der eingeschlagenen Dualstrategie bestätigt und blicke zuversichtlich in die Zukunft – mit sich bietenden Chancen, Innovationen und der starken Maxime «Qualität».

Die Bilanz der Schweizer Hotellogiernächte (LN) für das Jahr 2012 schließe wie erwartet mit einem Minus (-2% auf insgesamt 34,8 Millionen LN) ab, stützend wirkten dabei die loyalen Schweizer Gäste (-0,4% / 15’690’035 LN). Bemerkenswert sei auch die leichte Zunahme der registrierten Ankünfte in Schweizer Hotels (+0,4%) – die währungsbedingte Verteuerung der Schweiz führte demnach zu keinem Abbruch des Interesses an unserem Reiseland, aber zu kürzeren Aufenthalten.

Bei der ausländischen Nachfrage fielen vor allem die Rückgänge aus dem Euroraum negativ ins Gewicht (-9,1% / 9’597’022 LN), besonders wertvoll seien darum die markanten Zuwächse aus potenzialstarken Wachstumsmärkten wie China (+23,4% / 835’699 LN), den Golfstaaten (+23,9% / 518’838 LN), Russland (+9,3% / 561’490 LN) oder Südostasien (+13,8% / 352’616 LN). Dieses Wachstum sei umso erfreulicher, da es der von Schweiz Tourismus (ST) eingeschlagenen Dualstrategie recht gebe.

Zwei parallele Ansätze für nachhaltiges Wachstum

«ST vollzieht mit ihrer Dualstrategie in den nächsten Jahren einen Marketingspagat», führt Jürg Schmid, Direktor Schweiz Tourismus, aus. «Wir halten in Nahmärkten mit erheblichem Gästevolumen die hohe Präsenz und bauen gleichzeitig unser Engagement in den wachstumsstarken Fernmärkten deutlich aus.»

In Letzteren – vor allem Brasilien, China, den Golfstaaten, Indien, Korea, Russland und Südostasien – soll die Schweiz wichtige Marktanteile gewinnen, indem auf bestehende Top-Reiseprodukte ergänzende und aufbauende Reiserouten in weniger bekannte Regionen des Landes vermarktet würden, aber auch durch die Förderung von Individualreisen und Monodestinations-Reisen (also Reisen nur in die Schweiz).

Auf China zum Beispiel ruht große Hoffnung: «Das hoch gesteckte Ziel von 2 Millionen Übernachtungen durch chinesische Gäste bis 2022 erachte ich absolut als realistisch», erklärt Jürg Schmid. «Verglichen mit heutigen Hotelübernachtungsvolumen der Herkunftsmärkte würde sich China damit auf Platz 3 hinter der Schweiz und Deutschland einreihen.» Diese durch die Dualstrategie erfolgsversprechende Ausgangslage sei zwingend notwendig: Auch wenn im Verlaufe des angebrochenen Jahres eine Ende der Rückgänge erreicht werden könnte, sehe sich die Branche grossen Herausforderungen gegenüber.

Handlungsfelder mit Folgen für die Zukunft

ST identifiziert vornehmlich drei Handlungsfelder, die in kommenden Zeiten richtungsweisend seien.

  • Tourismuszonen: Die Städte seien kompetitiv und diversifiziert, der alpine und ländliche Tourismus stehe jedoch vor der anspruchsvollsten Ausganglage.  Ziel sei die Erschliessung von neuen Nachfragen innerhalb des Freizeittourismus. Dies versuche ST durch eine konsequente Märktediversifikation, aber auch durch die Diversifikation der Produkte und die Spezialisierung in neue Segmente.
  • Differenzierung: Wer teurer sei, müsse besser und anders sein.  Die Schweiz werde sich nie über den Preis differenzieren können, vielmehr müsse das über die Qualität und das Erlebnis geschehen. ST treibe daher Qualitätstransparenz und nachhaltige Spezialisierungen voran.
  • Standort Schweiz im internationalen Wettbewerb: Der Tourismus stehe im globalen Wettbewerb, dabei seien die Schweizer Rahmenbedingungen nachteilig. Bei gleich hoch bleibenden Qualitätsstandards müssten die Schweizer Leistungsträger nach Möglichkeiten suchen, die Produktionskosten spürbar zu senken – kleine Betriebe seien hier besonders herausgefordert. Dazu brauche es politische Überzeugungsarbeit und die Suche nach glaubwürdigen Kooperationen mit Nutzen für alle Beteiligten.

«Um diese Herausforderungen erfolgreich anzupacken, gibt es kein einfaches Patentrezept, aber zwei entscheidende Zutaten: Investitionen in die Qualität und leidenschaftliches Engagement für den Gast», so Jürg Schmid.

Hotelbewertungen: Qualität und Transparenz durch TrustYou

Um dem großen Stellenwert von Gästemeinungen und -bewertungen bei der Ferienplanung Rechnung zu tragen, setze ST als erste nationale Tourismusorganisation bei den Hotels auf das Online-Reputationsanalysetool TrustYou und damit auf breit abgestützte Gästemeinungen: Auf MySwitzerland.com/hotels würden Hotels mit dem sogenannten TrustScore versehen. Dabei handele es sich um eine Aggregation von Gästemeinungen zum jeweiligen Hotel, die aus über 250 Webseiten weltweit gesammelt würden. ST fördere damit die Transparenz der Hotelqualität: Dem Gast erschließe sich per Mausklick das gesamte Spektrum an Erfahrungsberichten zum ausgewählten Hotel, in allen Sprachen, transparent und ehrlich.

Award «Das freundlichste Hotel der Schweiz»

Die Besten zutage fördern und branchenweit zu Höchstleistungen anspornen: Das seien die Zieledes neuen Awards. Dem Award «Das freundlichste Hotel der Schweiz», der in vier Kategorien vergeben werde, liege ebenfalls die breit abgestützte Aggregation von Gästebewertungen durch TrustYou zugrunde, die durch ein eigens gebildetes Experten-Gremium validiert und verifiziert werde. Die Awards würden anlässlich des 16. Schweizer Ferientags am 28. Mai 2013 in Bern erstmals verliehen.

Ausgesuchte Hotels für inspirierende Meetings

Qualität stehe ebenfalls im Zentrum der neuen Hotelkooperation von Schweiz Tourismus, die sich dem wichtigen Meetings-Segment widme: Jede fünfte in der Schweiz generierte Hotelübernachtung entfalle auf Meetings-Gäste, die Wertschöpfung für dieses Segment sei mit durchschnittlich 330 Schweizer Franken pro Übernachtung hoch. Für eine noch einfachere Planung können Meetings-Verantwortliche auf eine neue ST-Hotelkooperation zählen: «Seminarhotels mit Inspiration. Wo Meetings zu Erlebnissen werden.».

50 Hotels an einzigartiger Lage oder mit inspirierendem Ambiente richteten sich auf die Bedürfnisse von Meetings und Seminaren aus, von Schlosshotels über Stadtoasen und ehemalige Klöster bis zu Weingüter, Gipfelhotels und Hotels in Kombination mit authentischen, modern ausgestatteten Alphütten. Die Umgebung der Hotels warte mit einer hohen Erlebnisvielfalt und attraktivem Rahmenprogramm auf. All die Hotels erfüllten strikte Kriterien, deren Einhaltung von einer Jury überprüft werde.

MySwitzerland.com/inspiration führe diese Hotels auf, zum Beispiel das Pilatus Kulm (LU) auf über 2.000 Metern Höhe oder das Montagne Alternative in Commeire (VS), einem Weiler mit umgebauten alten Scheunen als Unterkünfte und Meetingsräume.

http://www.stnet.ch/
Bild: http://pixabay.com/de/users/Simon/

Tags: Land: Schweiz
Destinationen: Alpen
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