dwif-Corona-Kompass: Wieder rund 50 Mrd. Euro Verlust im ersten Halbjahr
Nach aktuellen Berechnungen der Tourismusberatung dwif beläuft sich der Umsatzausfall in den Destinationen in Deutschland für den Zeitraum Januar bis Juni 2021 auf 50 Mrd. Euro. Der Tages- und der Übernachtungstourismus sind davon fast gleichermaßen betroffen. Die aktuellen Ergebnisse wurden am 11. November 2021 im Rahmen der Online-Reihe „dwif-Impulse“ präsentiert.
Umsatzeinbußen von rund 50 Mrd. Euro in den Destinationen in Deutschland
Die Tourismusbranche sieht sich demnach aufgrund der durch das Coronavirus ausgelösten Krise weiterhin enormen Herausforderungen gegenüber. Die Nachfrage ist eingebrochen, dann hat sie wieder angezogen, ist erneut eingebrochen, wieder angezogen und nun bangt die gesamte Branche wie sie durch den Winter 2021/2022 kommt und ob im folgenden Jahr wieder an alte Erfolge angeknüpft werden kann.
Nach aktuellen Berechnungen der Tourismusberatung dwif beläuft sich der Umsatzausfall in den Destinationen in Deutschland für den Zeitraum Januar bis Juni 2021 auf 50 Mrd. Euro. Der Tagestourismus (-24,6 Mrd. Euro) und der Übernachtungstourismus (-25,3 Mrd. Euro) sind davon fast gleichermaßen betroffen. Hierbei sind die Fahrtkosten für die An- und Abreise noch nicht berücksichtigt.
Die aktuellen Ergebnisse wurden am 11. November 2021 im Rahmen der Online-Reihe „dwif-Impulse“ präsentiert.
Tagestourismus & Freizeitwirtschaft: Rückgang der Tagesreisen um 17 Prozent
Für den Zeitraum Januar bis Oktober 2021 verzeichnet der deutschlandweite dwif-Tagesreisenmonitor einen Rückgang der Tagesreisen um rund 17 Prozent im Vergleich zu einem Normaljahr. Ab Mai 2021 war analog zu 2020 jedoch eine schnelle Regenerationsgeschwindigkeit im Gesamtmarkt zu beobachten, so dass im Sommer 2021 in einigen Kalenderwochen das Ausgangsniveau von 2019 sogar übertroffen wurde. Die Verlagerung auf „naturnahe Aktivitäten“ und Tagesausflüge im näheren Wohnumfeld war zwar noch messbar, aber nicht mehr so stark wie 2020. Dies lässt auf eine weitere Normalisierung des Marktsegmentes der Tagesausflüge schließen.
Die Freizeitwirtschaft mit ihren Einrichtungen als wichtiger Anlaufpunkt für die Aktivitäten der Einheimischen, der Tages- und Übernachtungsgäste stand zwischen Januar und April 2021 nahezu komplett still. Ab Mai liefen viele Aktivitäten wieder an. Im Sommer 2021 zwischen Juni und September lagen die Besucherzahlen noch 21 Prozent unter dem Niveau von 2019. Outdoor-Einrichtungen wie Zoos/Tierparks und Landschaftsattraktionen konnten das Niveau aus 2019 sogar bereits wieder übertreffen.
Nach einer exklusiven dwif-Umfrage im Rahmen der Sparkassen-Tourismusbarometer Ende August 2021 sah sich noch jede fünfte Freizeiteinrichtung in ihrer Existenz bedroht. 6 von 10 Einrichtungen hatten Probleme, die im Rahmen der Öffnungsschritte notwendigen Mitarbeiter*innen zu finden, somit schlägt der Arbeitskräftemangel auch voll auf die Freizeitwirtschaft durch. 56 Prozent der Einrichtungen mussten geplante Investitionen verschieben oder streichen. Mit Blick auf die Preisentwicklung sind im Gegensatz zum Gastgewerbe (Preissteigerungen) noch keine direkten Corona-Effekte zu beobachten.
Übernachtungstourismus im Sommer 2021
Aktuell (Stand November 2021) liegen bis einschließlich August 2021 flächendeckende Daten aus der amtlichen Tourismusstatistik vor. Im Zeitraum Juni bis August 2021 wurden im Vergleich zu einem Normaljahr bundesweit rund 32 Mio. gewerbliche Übernachtungen weniger verzeichnet. Dies entsprach einem Minus von 19,2 Prozent. Die Entwicklung zeigte sich länderspezifisch jedoch sehr unterschiedlich und reichte von +5 Prozent (Schleswig-Holstein) bis -50 Prozent (Berlin). Dabei entwickelte sich der Incoming-Markt weiter verhalten, während im Sommer Reisen deutscher Gäste ins Ausland durch die zunehmende Erreichbarkeit insbesondere europaweit wieder anzogen.
Seit dem Frühsommer ist eine deutliche Erholung in Wasserdestinationen und in den Bergen zu beobachten. Hier wirkten insbesondere Zuwächse durch den ausgebuchten Ferienwohnungsmarkt und ein starkes Camping-Segment. Die Recovery in Städtedestinationen gestaltet sich nach wie vor langsamer, aber mit ersten positiven Signalen. Zu den Gewinnerdestinationen im Sommer 2021 zählten die Ostsee Schleswig-Holstein, die Holsteinische Schweiz, Westmecklenburg, die Prignitz und das Fränkische Seenland. Diese Destinationen verbuchten einen Übernachtungszuwachs im Vergleich zum Sommer 2019. Unter den Regionen mit den größten Einbußen gegenüber der Zeit vor der Corona-Pandemie finden sich die Ahr (bedingt durch die Flutkatastrophe) sowie die Städtedestinationen Düsseldorf und Kreis Mettmann, Main und Taunus (mit Frankfurt/Main), Köln und der Rhein-Erft-Kreis und München wieder (-45 Prozent bis -55 Prozent), allesamt geprägt von hohen Anteilen in den Geschäftsreisesegmenten und/oder im Incoming.
Fokus Gastgewerbe
Kapazitätsbeschränkungen durch Hygiene- und Abstandsregeln drücken weiterhin auf die Auslastung der Betriebe. In den Urlaubsregionen haben viele Anbieter Preissteigerungen durchgesetzt und im Sommer 2021 von einer guten Auslastung profitiert. Dies war bereits im Sommer 2020 zu beobachten und parallel dazu sank die Gästezufriedenheit erstmals seit Jahren bundesweit, am stärksten bei der Bewertung des Preis-Leistungs-Verhältnisses in den Küstenbundesländern.
Die vermutlich größte Herausforderung für die Betriebe ist der akute Arbeitskräftemangel. So waren im August 2021 mehr als 9 Prozent weniger sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Gastgewerbe in Deutschland tätig als zum gleichen Zeitpunkt 2019, obwohl die Betriebe wieder geöffnet waren. Die Zahl der gemeldeten Ausbildungsstellen lag im September 2021 24 Prozent unter dem Niveau von 2019 und dennoch waren 26 Prozent dieser Stellen unbesetzt (2019: 18 Prozent unbesetzte Ausbildungsstellen). Viele Betriebe berichten zudem über die Abwanderung von Fachkräften in andere Branchen, was kurz- und mittelfristig zu einem zentralen Hemmfaktor für die bundesweite Tourismusentwicklung zu werden droht. Diese alarmierenden Zahlen vom touristischen Arbeitsmarkt zeigen, dass hier dringender Handlungsbedarf geboten ist.
Mehr dazu unter https://www.dwif.de/corona-kompass.html
Infografiken: dwif Consulting