Sparkassen-Tourismusbarometer: Niedersachsen braucht Angebote für Ältere

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Das Sparkassen-Tourismusbarometer zieht eine positive Bilanz: Mit nahezu 40 Millionen Übernachtungen im Jahr 2011 hat Niedersachsen sogar die bisherige Bestmarke aus dem Expo-Jahr 2000 übertroffen. Aber es gibt auch Warnzeichen: Niedersachsen dürfe den demographischen Wandel nicht verschlafen.

Mit 2,5 Prozent mehr Übernachtungen und 5,7 Prozent mehr Besuchern zeigte das Land 2011, dass die Krise überwunden sei. Die Auslastungen der Bettenkapazitäten stiegen ebenso wie der Umsatz und die Investitionen. Die Zahl der Insolvenzen sei zurückgegangen. 2012 deute sich ein weiteres Rekordjahr an.

Für Thomas Mang, Präsident des Sparkassenverbandes Niedersachsen, sei der Erfolg kein Zufall. „Gestiegene Gewinne erhöhen die Investitionsbereitschaft der Betriebe und nach der Krise kommt der Aufschwung“, betonte Mang. Endlich sei genug Geld in den Betrieben, um in Größe und Qualitätssicherung zu investieren. Nur so sei langfristig der Erfolg auch zu festigen.

Touristiker setzen aktiv auf Facebook und Twitter

Die Studie, die jährlich vom Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Institut für Fremdenverkehr in München (dwif) durch umfangreiche Befragungen von sogenannten Wetterstationen – ein Netzwerk aus Freizeit- und Tourismusstationen quer durch Niedersachsen – erstellt wird, zeigte auch: Fast die Hälfte der Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen im Tourismus nutzten bereits „social media“. 90 Prozent seien auf Facebook aktiv. Twitter gehöre für mehr als ein Drittel zum täglichen Geschäft, um Kunden anzusprechen. Filme für You Tube lieferten ein Fünftel der Befragten. Damit seien die Angebote bei den 14- bis 29-Jährigen, die diese Sozialen Medien laut Tourismusbarometer hauptsächlich nutzten, gut platziert.

Die „Ostfriesische Küste“ habe mehr als 5300 Fans auf Facebook. „Die Nordsee“ beschäftige zwei Watt-Reporter, die ihre Erlebnisse direkt aus dem Schlick in die Welt twitterten. Bei „WattWiki“ schreibe jeder, der möchte, seine Mythen, Erinnerungen und skurrilen Ideen auf die Seite. So entstehe ein amüsanter Fremdenführer im weltweiten Netz (www.watt-wiki.com).

Hannover-Hildesheim: Plus von neun Prozent

Durch die einfache, aber gezielte weltweite Vermarktung zögen die Regionen auch langsam mehr Ausländer als Urlauber an. Vereinfacht gesagt seien die Schweizer auf den Inseln, die Dänen und Niederländer in den Bergen und die Briten in Hannover zu finden. Wenn 2011 auch 8,4 Prozent mehr Ausländer in Niedersachsen übernachteten, bleibe dieses Segment weiterhin ausbaufähig. Gewinner waren bei den Übernachtungen insgesamt die Mittelweser (plus 9,3 Prozent) und Unterelbe-Unterweser (plus 6,6 Prozent), Ostfriesland und das Braunschweiger Land mit jeweils rund vier Prozent. In Hannover-Hildesheim (+9,3 Prozent) konnten rund 360.000 Übernachtungen mehr gezählt werden – der absolute Spitzenwert in Niedersachsen.. Den größten Zuwachs bei den niedersächsischen Städten verzeichnete Wolfenbüttel (plus 30,1 Prozent).

Bei den Besucherzahlen von Freizeiteinrichtungen lagen 2011 die Zoos und Tierparks, Naturinfozentren sowie Stadtführungen und Burgen/Schlösser vorn. Das Reiseland Niedersachsen glänzt zudem durch Platz zwei bundesweit bei den fahrradfreundlichen Betrieben (dicht hinter Bayern) sowie bei den ADAC-geprüften Campingplätzen (ebenfalls dicht hinter Bayern).

Senioren der Zukunft gewinnen – 3000 Fachkräfte fehlen

Alarm schlugen die Verfasser der Studie in zwei Punkten: Niedersachsen dürfe den demographischen Wandel nicht verschlafen. „Es müssten mehr und genau abgestimmte Urlaubsangebote für Ältere geschaffen werden“, forderte Dr. Manfred Zeiner, Geschäftsführer des dwif. Für das Schwerpunktthema der diesjährigen Untersuchung führte Zeiner eine Modellrechnung an. Danach könne es bei den über 60-Jährigen trotz steigender Bevölkerungszahlen in dem Segment zu einem Rückgang der längeren Urlaubsreisen bis 2025 in Niedersachsen kommen. Bei der Zielgruppe ab 60 Jahren sei deshalb eine erhöhte Kundenbindung notwendig. „Die Tourismuswirtschaft muss auch die Senioren der Zukunft gewinnen, indem sie Erwachsene mittleren Alters als Gäste gewinnt“, sagte Zeiner. Zudem fehlten jetzt schon Fachkräfte im Tourismus, und zwar in der  Größenordnung von 3000 Mitarbeitern im Gastgewerbe Niedersachsens. „Das ist keine Randnotiz, da muss schnell etwas passieren“, betonte Mang.

Auch die dramatisch sinkende Zahl der Auszubildenden in dem Sektor sei ein Alarmzeichen, betonte Mang. Doch sei der „weiche“ Faktor Personal maßgeblich für die Wettbewerbsfähigkeit des Reiselandes Niedersachsen. Neue Anreizsysteme bei Weiterbildung, Arbeitszeitregelung, Gehalt und Kinderbetreuung müssten entwickelt werden. Zudem stehe rund ein Drittel der Betriebe im Gastgewerbe Niedersachsens in den nächsten fünf Jahren vor der Herausforderung, die Unternehmensnachfolge zu regeln.

http://www.svn.de/

Tags: Bundesland: Niedersachsen
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