JENA fehlt was ohne... - Kampagne für ein Weltoffenes Thüringen gestartet

Die Stadt Jena hat sich im Januar 2024 der Initiative Weltoffenes Thüringen angeschlossen und startet nun die Kampagne „Jena fehlt was ohne…“. Die Kampagne soll zeigen, welche Auswirkungen es hätte, wenn Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Migrationsgeschichte nicht Teil der Stadt wären und Touristen bzw. Gäste aus dem Ausland nicht mehr kämen.
Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche betonte bei der Vorstellung der Kampagne, dass Weltoffenheit die Gelingensbedingung für eine erfolgreiche Zukunft ist. „Wir sind überzeugt: Wenn die Weltoffenheit hier vor Ort verloren geht, geht noch viel mehr verloren. Deshalb müssen wir in der Mitte der Gesellschaft alle zusammenstehen. Jena wäre nicht die lebendige und dynamische Stadt, die sie heute ist, ohne die wertvollen Beiträge unserer ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger. Ihr Engagement, ihre Kultur und ihre Perspektiven bereichern unser gemeinsames Leben in vielfältiger Weise und sichern nicht zuletzt Jenas Erfolg."
Durch die Vorstellung von Menschen aus Jena sollen die Konsequenzen für Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Tourismus in Jena aufgezeigt werden.
Jena ohne Esra
Die in Syrien geborene Esra lebt seit 2016 in Jena. Die junge Frau gehört zu den 18 Prozent der Stadtbevölkerung mit Migrationsgeschichte. Fast 19.000 Frauen, Männer und Kinder leben mittlerweile in Jena. Wären sie nicht– wie Esra – hierher gezogen, wäre Jena in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft.
Damit wäre Jena keine Großstadt mehr – und somit auch weniger lebenswert. Denn für jeden zusätzlichen Einwohner bekommt die Stadt Geld vom Land Thüringen. Konkret sind es 1.665 Euro für jede neue Bürgerin und jeden neuen Bürger. Ohne Esra und alle anderen ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger hätte Jena rund 23 Millionen Euro weniger zur Verfügung, um wichtige Projekte in den Bereichen Verkehr, Gesundheit, Soziales und Infrastruktur zu finanzieren.
Jena ohne Ngozi
Ngozi aus Nigeria arbeitet seit 2021 als Ingenieur in Jena. Er zählt zu den fast 9 Prozent der Fachkräfte in Jena, die nicht aus Deutschland kommen.
Seit 2018 ist der Anteil ausländischer Beschäftigter hier von 6,8 Prozent kontinuierlich auf fast 9 Prozent angestiegen. Viele Menschen mit Migrationsgeschichte in Jena haben wie Ngozi einen hohen Bildungsstand: Mehr als 70 Prozent besitzen den höchsten Schulabschluss – was in Deutschland dem Abitur beziehungsweise der allgemeinen Hochschulreife entspricht. Dies sind 10 Prozent mehr im Vergleich zur Gruppe ohne Migrationsgeschichte Ein Grund ist, dass ein Teil der ausländischen Beschäftigten bereits für ein Studium nach Jena gekommen war. Aber auch bei den Geflüchteten verfügen 40 Prozent über den höchsten Schulabschluss.
Ohne Menschen wie Ngozi wäre Jenas Wirtschaft weniger erfolgreich: Der Anstieg der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten von 2018 bis 2023 basiert zu 44 Prozent auf Fach- und Arbeitskräften mit ausländischem Pass. Mehr als 70 Prozent der derzeit in Jena beschäftigten ausländischen Arbeitskräfte sind Fachkräfte, Spezialisten und Experten. Mit ihrer Arbeitsleistung stärken sie den Wohlstand der Stadt. Zudem halten Menschen aus dem Ausland zahlreiche Betriebe in Bereichen wie der Gastronomie, im Einzelhandel oder der Pflege am Laufen. Ohne ihre Unterstützung könnten einige Unternehmen gar nicht mehr fortbestehen. Auch jeder zehnte Auszubildende in Jena stammt bereits aus dem Ausland.
Jena ohne Anh
Anh aus China studiert seit dem vergangenen Sommer an der Friedrich-Schiller-Universität (FSU). Etwa ein Viertel aller Studierenden in Jena kommt wie Anh nicht aus Deutschland.
An der FSU liegt der Anteil ausländischer Studierender bei gut 14 Prozent, an der Ernst-Abbe-Hochschule (EAH) sogar bei 19 Prozent. An der FSU kommen die meisten internationalen Studierenden wie Anh aus China (359), gefolgt von Indien (255) und dem Iran (166). An der EAH sind die häufigsten Herkunftsländer Indien (336), Marokko (97) und China (79).
Nicht nur der Anteil ausländischer Studierender ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Besonderes Augenmerk wurde auch darauf gelegt, Professorinnen und Professoren aus dem Ausland zu berufen: Zwischen 2015 und 2020 sind insgesamt 18 Professorinnen und Professoren mit ausländischer Staatsangehörigkeit an der FSU ernannt worden. Damit liegt ihr Anteil an den seither Berufenen bei 11,8 Prozent.
Ohne Studierende wie Anh stünden weniger Gelder zur Verfügung, um Professuren, Lehrstühle und Forschungsprojekte zu finanzieren. Und weniger ausländische Forschende bedeutet auch: weniger internationale Sichtbarkeit für den Forschungs- und Wissenschaftsstandort Jena.
Die vielen internationalen Studierenden machen Jena daher nicht nur lebendiger, sondern auch international bedeutsamer.
Jena ohne Jason
Jason aus den Vereinigten Staaten macht auf seiner Deutschlandreise Station in Jena. Der 50-Jährige möchte das Planetarium besuchen – so wie jedes Jahr mehr als 170.000 Gäste aus aller Welt. Im Jahr 2023 zählte die Tourismusbranche in Jena mehr als 385.000 Übernachtungen.
Ohne die Touristen und Gäste aus dem Ausland wie Jason hätte Jena etwa ein Drittel weniger Übernachtungen und Besuche in den zahlreichen Kultureinrichtungen. Damit hätten auch der Einzelhandel und die Gastronomie weniger Kunden, Geschäfte müssten schließen.
Ohne seine internationalen Gäste wäre Jena also nicht nur kulturell ärmer, sondern auch finanziell, da ohne sie ein Teil der Einnahmen wegfielen.
Weitere Informationen: https://rathaus.jena.de/de/weltoffenes-jena
Bild: © Stadt Jena, Foto: Steffen Walther, Bearbeitung Stadt Jena