“Reisen für Alle” startet in Bayern
Als Teil des Aktionsplans „Bayern Barrierefrei 2023“ wurde die BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH (by.TM) im Rahmen einer Urkundenunterzeichnung von der Bayerischen Staatsregierung mit der Federführung für die Einführung des bundesweiten Kennzeichnungssystems „Reisen für Alle“ in Bayern betraut.
Ziel des Kennzeichnungssystems sei die Entwicklung und Vermarktung barrierefreier Angebote entlang der touristischen Servicekette. Die by.TM biete demnach künftig bayerischen Leistungsträgern die Erhebung und Zertifizierung von Angeboten an, die auch für mobilitäts- und/oder aktivitätseingeschränkten Gäste erlebbar seien. Zudem seien Seminare mit praktischen Simulationsübungen geplant, bei denen Leistungsträger für das Thema sensibilisiert und im Umgang mit Gästen mit Handicap geschult würden.
„Gastfreundschaft hat in Bayern Tradition und soll auch für Gäste mit Mobilitäts- und/oder Aktivitätseinschränkungen erlebbar sein. Bereits jetzt bieten zahlreiche Regionen und Betriebe in Bayern tolle Angebote an, die die Reisebedürfnisse von Menschen mit Behinderungen erfüllen, häufig fehlt es allerdings an einer entsprechenden Information“, so Martin Spantig, Geschäftsführer der by.TM. „Mit dem Bundesprojekt „Reisen für Alle“ ist erstmals eine bundesweit einheitliche Darstellung von geprüften Informationen über barrierefreie Angebote möglich, die wir, die BAYERN TOURISMUS Marketing GmbH, nun mit Priorität vorantreiben werden.“
Basierend auf der Zielvereinbarung von Behinderten- und Hotelverbänden beinhalte das Kennzeichnungssystem bundesweit einheitliche Qualitätskriterien für Menschen mit Gehbehinderung, Rollstuhlfahrer, Hörbehinderung, gehörlose Menschen, Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen, Blinde und Menschen mit Sehbehinderungen.
Die Daten und Angaben zur Barrierefreiheit der teilnehmenden Betriebe würden von externen, speziell geschulten Sachverständigen vor Ort erhoben und geprüft. Eine Selbsteinschätzung des Betriebs sei nicht möglich, eine zentrale Prüfstelle vergebe im Anschluss die Kennzeichnung. Nähere Informationen zum Kennzeichnungssystem finden Sie unter: www.reisen-fuer-alle.de.
Reisen für Alle – warum mitmachen?
„Urlaub ‚ohne Einschränkungen‛ wird im Tourismus zunehmend als Qualitätskriterium angesehen“, so Spantig. „Barrierefreiheit spielt nicht nur für gut zehn Millionen Deutsche mit staatlich anerkannter Behinderung eine wesentliche Rolle bei der Wahl ihres Urlaubsziels. Von barrierefreien Angeboten profitieren z.B. auch Familien mit Kleinkindern, Menschen mit vorübergehenden Einschränkungen oder Senioren. Gerade im Hinblick auf den demografischen Wandel können Betriebe, die sich im Rahmen des Kennzeichnungssystems zertifizieren lassen, ein enormes ökonomisches Potenzial ausnutzen.“ Laut einer Studie des Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit würden 48,4% der befragten Menschen mit Mobilitäts- und Aktivitätseinschränkungen häufiger verreisen, wenn es zusätzliche barrierefreie Angebote gäbe, 37% haben bereits aufgrund mangelnder barrierefreier Angebote auf eine Reise verzichtet. (Quelle: Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit, Ökonomische Impulse eines barrierefreien Tourismus für Alle, 2003).
„Es geht nicht darum, dass jeder teilnehmende Betrieb eine vollständige Barrierefreiheit vorweisen kann. Wichtig ist insbesondere die verlässliche Information über das bestehende Angebot, auch wenn dies nur für einzelne Anspruchsgruppen ausgelegt ist“, betont Spantig.
Wer schnell ist, spart jetzt Geld
Mit Hilfe einer Anschubfinanzierung des Bayerischen Wirtschaftsministeriums können für die ersten 100 Betriebe die Kosten für Erhebung und Zertifizierung übernommen werden. „So geben wir Betrieben einen Anreiz ihre Angebote überprüfen zu lassen, sie gegebenenfalls an die Reisebedürfnisse von Menschen mit Mobilitäts- und Aktivitätseinschränkungen anzupassen und sich erfolgreich zu profilieren“, so Spantig. Außerdem werden 10 Pilotregionen gesucht, die anhand eines bestimmten Urlaubsthemas (z.B. Urlaub in den Bergen, Urlaub in der Stadt…) entlang der touristischen Servicekette kostenfrei erhoben und zertifiziert werden. Ebenfalls werden vier Schulungen mit je 20 kostenfreien Plätzen zur Sensibilisierung und Qualifizierung von Leistungsträgern angeboten. Weitere Informationen zur Teilnahme finden Leistungsträger unter www.daby.bayern.by/barrierefrei.
Bild: © www.bayern.by/GoranGajanin