ÖHV startet große Qualitäts- und Qualifikationsoffensive im österreichischen Tourismus

am . Veröffentlicht in Ausbildung & Karriere

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Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) will mit einer Kompetenzoffensive den Wettbewerbsvorteil Wissen ausbauen: Eine neue Kooperation soll dazu den Know-how-Transfer zwischen FHs und Hotels intensivieren.

Die ÖHV-Ausbildungsoffensive umfasse demnach Tourismusschulen, eine duale Ausbildung für Maturanten bis zu akademisch geprüften Destinationsmanagern. Die Festsetzung der Sozialversicherungsbeiträge, die Rot-Weiß-Rot-Karte und die AMS-Struktur gehörten reformiert, so die ÖHV.

ÖHV-Akademien

Die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) hat für die neue Kompetenzoffensive ihre Ausbildungssäulen, die Unternehmern-Akademie (UNA) und die Abteilungsleiter-Akademie (AKA) von den Teilnehmern evaluieren lassen: 90 % der AKA-Absolventen, 95 % der AKA-Arbeitgeber und 97 % der UNA-Absolventen empfehlen demnach das gewählte Ausbildungsangebot weiter. "Bessere Werte kann man sich nicht wünschen", erklären die ÖHV-Präsidenten Michaela Reitterer und Mag. Gregor Hoch. Das ist nicht nur für die ÖHV eine gute Nachricht, sondern noch vielmehr für die Branche: Denn Banken legen bei der Kreditvergabe großen Wert darauf: "Know-how ist in den Top-Betrieben maßgeblich für die Bonität. Wer mehr weiß, reduziert sein Risiko und erhöht seinen Profit", erklärt Hoch.

Größte Qualifikationsoffensive im österreichischen Tourismus

Der Tourismus beschäftigt immer mehr Menschen, von denen immer mehr eine weiterführende Schule oder ein Studium abgeschlossen haben und nicht wie früher eine Lehre. Dennoch sei der Rückgang der offenen Lehrstellen nicht so stark ausgeprägt wie in anderen Branchen: Er lag im Vorjahr im Gegensatz zur Gesamtwirtschaft im einstelligen Bereich. "Der Trend zu einer besseren Ausbildung, zu mehr Know-how und Kompetenz hilft uns. Den steigenden Ansprüchen der Gäste entsprechen und höhere Preise durchsetzen können wir nur mit den besten Teams", so Reitterer und Hoch bei der Präsentation der Qualitäts-, Ausbildungs- und Innovationsoffensive der ÖHV: "Wir müssen raus aus der Komfortzone und unsere Zukunft selbst gestalten. Unsere Zukunft sind gut ausgebildete Mitarbeiter und Unternehmer. Wir entwickeln unsere Ausbildungsprogramme weiter. Wir wollen hier neue Maßstäbe setzen."

ÖHV entwickelt Onlinekompetenz

Kompetenz spielerisch aufzubauen sei das Erfolgskonzept. Das, ist Hoch überzeugt, müsse in einer mitarbeiterintensiven Kommunikationsbranche wie dem Tourismus berücksichtigt werden. Die ÖHV habe deshalb in Kooperation mit den Tourismusschulen einen Wettbewerb für moderne Kommunikation, Teamwork und Motivation entwickelt.

Tourismusschüler hätten Ideen entwickelt und evaluiert, Drehbücher geschrieben, gecastet, Regie geführt, und Web 2.0-taugliche Filme unter dem Motto "Durchstarten im Hotel" gedreht: "Hut ab, die Filme sind großartig. Niemand wusste, dass wie viel Kreativität und Kompetenz im Tourismusnachwuchs steckt", gratuliert Reitterer. Aud dem ÖHV-Hotelierkongress würden die besten Filme präsentiert, die Sieger ausgezeichnet. Zu sehen sind sie unter www.durchstarten-im-hotel.at. "Wir wissen: Die Karriere des Einzelnen und der Erfolg der Branche beginnen im Kleinen. Unsere Tourismusschüler haben uns eines Besseren belehrt und hier etwas ganz Großes auf die Beine gestellt. Wir ziehen den Hut vor der Leistung", freut sich Hoch.

ÖHV-Trainee: Moderne duale Ausbildung

Der ÖHV-Trainee ist eine von der ÖHV und den renommierten Tourismusschulen Semmering entwickelte duale Ausbildung für Maturanten. Die Praxis sollen sie in Top-Betrieben der ÖHV lernen: "Es ist eine Freude, dieses Projekt mit einem so engagierten Team aus erfahrenen Branchenexperten, talentierten Nachwuchskräften und begeisterten Lehrern zum Erfolg zu führen. Noch schöner ist fast nur, die Ergebnisse zu sehen", verweist Mag. Jürgen Kürner, Direktor der Tourismusschulen Semmering, auf die vielversprechenden Karrierestarts der ersten drei Jahrgänge in Top-Hotels. Die Tourismusschulen Semmering bilden pro Jahrgang 45 Studenten in zwei Klassen aus.

Zweiter Standort: Tourismuskolleg Innsbruck

Ab September 2015 haben ÖHV-Trainees, die den praktischen Teil der Ausbildung in Vorarlberger und Tiroler Betrieben absolvieren, mit dem Tourismuskolleg Innsbruck eine Home-Base in Westösterreich. "Tirol und Vorarlberg sind Hochburgen des österreichischen Qualitätstourismus - sozusagen die Crème de la Crème, weltweit an der Spitze. Wir freuen uns, am Tourismuskolleg Innsbruck gemeinsam mit den engagierten Ausbildungsbetrieben die Servicequalität, die Arbeitgeberkompetenz und das unternehmerische Fachwissen weiterzuentwickeln", freut sich Direktor Mag. Christian Grote. Der Schwerpunkt in der Ausbildung der angehenden Diplom-Touristikkauffrauen und -männer liege in beiden renommierten Tourismusschulen auf praxisorientiertem, innovativem Qualitätsmanagement.

Revenue Manager

Online-Kompetenz sei die Grundlage für einen Beruf, der die Branche bereits jetzt prägt, wenn auch hinter den Kulissen. Die neuen Top-Verdiener im Tourismus seien gut ausgebildet, technikaffin und kommunikationsstark. Die Betten-Broker verkaufen über Online-Plattformen Zimmer weltweit, ihr Know-how entscheide über den Erfolg des Hotels - das sei die Stärke der Revenue Manager. Fundierte praxisnahe Ausbildungen dafür biete die ÖHV im runderneuerten Lehrgang für Online-Marketing & Revenue Management. "In ein paar Jahren sitzen unsere ausgezeichneten Filmproduzenten in den Buchungszentralen der Top-Betriebe, im Kontakt mit internationalen Key Accounts", ist Reitterer überzeugt.

Destinationsmanager - die wichtigsten Partner der Ferienhotellerie

Die ÖHV weitet ihr Aus- und Weiterbildungsangebot auch über die Branchengrenzen hinaus aus. Das Basiskonzept der ÖHV wurde in Kooperation mit dem Bundesverband der Österreichischen Tourismusmanager vom Management Center Innsbruck (MCI) zum Zertifikats-Lehrgang "Destination & Leadership" weiterentwickelt. Der Lehrgang dauere 14 Tage in vier Modulen, das Angebot richte sich an Unternehmer, Führungskräfte und Entscheidungsträger aus der Branche mit Verantwortung in der Destination. "Dieser Lehrgang könnte nicht in besseren Händen sein - und das ist sehr wichtig für Österreichs Tourismus: Denn es ist wenig so entscheidend für den Erfolg eines Hotels wie die Kompetenz im Destinationsmanagement", so Hoch.

ÖHV bringt FH-Know-how in die Betriebe

Die ÖHV will als Antreiber in Sachen Innovation noch weitergehen und will mit einer neuen Kooperation mit den Fachhochschulen neue Maßstäbe in der Know-how-Vermittlung setzen: "Österreichs Fachhochschulen leisten hervorragende Arbeit. Für die Unternehmen ist es im daily business allerdings alles andere als einfach, die Ergebnisse zu erfassen, geschweige denn im Betrieb umzusetzen", erklärt Hoch.

Die ÖHV habe daher zusammen mit den Tourismus-Fachhochschulen ein Konzept für den Wissenstransfer entwickelt. Die ÖGZ als Medienpartner werde in einem achtseitigen Special pro Quartal Abstracts ausgewählter Master- und Bachelor-Arbeiten veröffentlichen. Davon sollen sowohl Hotels, FHs und Absolventen gleichermaßen profitieren: "Für die Hoteliers wird es in jedem Fall ein Erkenntnisgewinn und mit dieser Kooperation werden die exzellenten Leistungen an unseren Fachhochschulen transparent. Die Jung-Akademiker verbessern mit dieser Veröffentlichung ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt", erklärt Reitterer.

Mit Ausbildung zum Erfolg im Zeitalter der Dienstleistung

Dieses Engagement und die Kompetenz mit einem Schwerpunkt auf Innovation und Qualität sei die Grundlage der modernen Tourismusausbildung in Österreich: Nicht nur neue Arbeitsplätze, auch Österreichs Exportüberschuss und 70 % der Wertschöpfung kämen aus der Dienstleistung - Tendenz steigend.  "Dafür brauchen wir hochspezialisierte und innovative Mitarbeiter. Wir haben die Talente. Wir bilden sie aus", erklärt Reitterer das ÖHV-Credo. Für die Weiterentwicklung der Branche in einem hochkompetitiven Umfeld brauchen die Unternehmer aber ein Mindestmaß an Rahmenbedingungen, die Engagement forcieren anstatt es zu bremsen.

Lohnnebenkosten runter, Sozialversicherungsbeiträge nach Aufwand

Ein klarer Nachteil für Österreichs Betriebe seien die überhöhten Lohnnebenkosten. Das müsse sich ändern. Künftig soll ein Leistungskatalog Grundlage für die Höhe der Sozialversicherungsbeiträge sein, fordert Hoch ein Umdenken. "Wir können Arbeitsunfälle, Medikamentenkosten und Geburtenrate sehr exakt prognostizieren und auch die Zahl der Beschäftigten. Die Ausgaben lassen sich sehr genau planen. Dementsprechend sollen, nach Ausschöpfung von Synergie-Effekten und Einsparpotenzialen, die Beiträge festgelegt werden", so Hoch.

Von einem professionellen Management müsse man eine realistische Planung und Budgetierung erwarten können - oder es auswechseln. Überschüsse sollten im System bleiben und die Beiträge der Folgejahre senken. "Das jetzige System von freihändig fixierten und dann nach Lust und Laune ausgegebenen und verspekulierten Geldern muss aufhören", so Hochs Aufruf an alle Vertreter der Sozialpartner und alle Abgeordneten im Nationalrat, die die "Entlastung des Faktors" jemals gefordert haben.

AMS-Bilanz als Grundlage für Rot-Weiß-Rot-Karte

Ebenfalls zu überdenken sei die Rot-Weiß-Rot-Karte: Einseitig konzipiert, entspreche sie weder den Anforderungen der Branchen, die in Österreich Arbeitsplätze schaffen, noch denen der potenziellen Arbeitnehmer: "Die Rot-Weiß-Rot-Karte spricht diese Gruppen zielgenau nicht an", kritisiert Hoch. Unter den Top-Ten der meistgesuchten Berufe in Österreich dominierten seit Jahren Tourismusberufe, ergänzt durch Handel und Gewerbe. Die industriedominierten AMS-Gremien und der Nationalrat hätten die Kriterien für die Rot-Weiß-Rot-Karte so festgelegt, dass sie der Großteil der benötigten Arbeitskräfte nicht erfülle: "Hier wurde genau am Bedarf vorbei produziert. Die, die wir brauchen, dürfen nicht rein. Und die, die die Politik will, kommen ohnehin nicht. In der Privatwirtschaft wäre so etwas unvorstellbar", kritisiert Hoch.

AMS-Struktur aus Verstaatlichten-Ära reformieren: Dienstleister rein

Die AMS-Struktur aus der Verstaatlichten-Ära habe sich überlebt. Es gebe neue Berufe, ganz neue Ansprüche und ganz neue Arbeitsformen. Arbeitsplätze entstünden in der Dienstleistung. So würde eine detaillierte Analyse des Tourismusarbeitsmarktes ganz klar ergeben, dass die Beschäftigung im Tourismus von zwei Faktoren maßgeblich beeinflusst werde: "Und das ist ganz klar nicht die Öffnung des Arbeitsmarktes, sondern die Entwicklung von Nachfrage und Angebot. Wer Arbeitsplätze im Tourismus will, darf nicht dringend benötigte Hilfskräfte aussperren, sondern muss die Nachfrage erhöhen", fordern Reitterer und Hoch eine ganzheitliche und zielgerichtete Betrachtung des Systems Qualitätstourismus in Österreich.

www.oehv.at/kongress

Tags: Land: Österreich
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