Minister Blank startet mit einem Scherbenhaufen: Tobias Woitendorf verlässt den Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern

Der Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern (TMV), Tobias Woitendorf, verlässt den Verband Mitte April 2025. Die Trennung erfolge einvernehmlich, heißt es in der offiziellen Pressemeldung.
Mehr als 18 Jahre hat Tobias Woitendorf für den Dachverband der Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern gewirkt und sich dabei um den Tourismus in MV und auch weit darüber hinaus verdient gemacht. Seit 2018 war er Geschäftsführer. In dieser Zeit stellte er die Geschäftsstelle des Verbandes in Rostock mit zeitweise mehr als 50 Mitarbeitenden neu auf und vollzog den Wechsel von einer Marketingorganisation zu einer Managementeinheit, die sich der Themenbreite des Tourismus stellte und so die Branche für und mit Mecklenburg-Vorpommern national und international vernetzte. In einem beispiellosen Vorgang hatte das Wirtschaftsministerium ihn auch persönlich in der Öffentlichkeit angegriffen und in der Branche damit Befremden ausgelöst.
Verbandspräsidentin Birgit Hesse erklärt: „Tobias Woitendorf hat dem geschäftsführenden Vorstand bedeutet, dass er den Weg in eine neue Struktur nicht mitgehen möchte. Ich bedaure diesen Schritt sehr, denn mit Tobias Woitendorf verliert das Land einen bundesweit und auch international angesehenen Fachmann. Wir wünschen ihm für seinen ganz sicher weiter erfolgreichen Weg sowie persönlich alles Gute und bedanken uns ausdrücklich für seine hervorragenden Leistungen und seine Verdienste um die Entwicklung des Tourismus in Mecklenburg-Vorpommern.“ Dies darf vermutlich getrost als deutliche Kritik am neuen Wirtschaftsminister Wolfgang Blank verstanden werden, dessen Start in die Branche wohl als "vermasselt" angesehen werden kann.
Tobias Woitendorf verantwortete unter anderem die Markenentwicklung sowie richtungsweisende Kampagnen und Projekte für den Tourismus zwischen Ostsee und Seenplatte. Große Resonanz gab es auch für Veranstaltungen wie den Auftritt Mecklenburg-Vorpommerns als erstes deutsches Gastland auf der Tourismus-Leitmesse ITB 2018, den Länderauftritt auf der EXPO 2021 in Dubai oder das Gastspiel der New Yorker Philharmoniker 2022 auf der Insel Usedom. In seine Zeit als Geschäftsführer fiel die Corona-Pandemie, in der der TMV mit Öffnungs- und Hygienekonzepten bundesweit beachtete Pionierarbeit leistete. Der Verband wurde dafür mit dem Deutschen Tourismuspreis gewürdigt.
Auf Bundesebene vertrat Tobias Woitendorf Mecklenburg-Vorpommern im Vorstand des Deutschen Tourismusverbandes und im Aufsichtsrat der DTV Service GmbH. Er moderiert zentrale touristische Veranstaltungen wie den Deutschen Tourismustag oder das Deutsche Städteforum. In Mecklenburg-Vorpommern wirkte der 49-Jährige unter anderem im Landeskulturrat, im Landesplanungsbeirat, im Digitalisierungsbeirat und im Fachkräftebeirat mit.
Tobias Woitendorf erklärt: „In großer Gemeinschaft haben wir den Tourismusverband in den letzten Jahren zu einer schlagkräftigen, professionellen und modernen Einheit gemacht, die vor motivierten Mitarbeitenden und Partnern strotzte und der kein Weg zu weit war. Wenn ich den Verband nach 18 Jahren verlasse, tue ich dies mit Dankbarkeit für das von vielen Seiten eingebrachte Vertrauen, für viel Leidenschaft und Expertise. Dies zu schätzen und zu wahren, um den Tourismus im Land ernsthaft und stabil zu fördern, ist jetzt zur großen Aufgabe geworden. Ich wünsche den Verantwortlichen dafür maximalen Erfolg. Ich danke dem Team, dem Vorstand, den Mitgliedern, der Branche und den vielen progressiven politischen Kräften für ihre starke Unterstützung.“
Mit seinem Austritt aus dem TMV beendet Woitendorf auch seine Funktion als Tourismusbeauftragter des Landes Mecklenburg-Vorpommern. In dieser Rolle führte er ab 2022 gemeinsam mit dem Wirtschaftsminister den Tourismusbeirat Mecklenburg-Vorpommern und wirkte an tourismuspolitischen Themen mit.
Weiter wurde sich darauf verständigt, dass das Wirtschaftsministerium eine Strukturkommission über die Zukunft der Tourismusorganisation in Mecklenburg-Vorpommern ins Leben ruft, um den weiteren Weg der Förderung und Entwicklung des Tourismus stabil und zukunftsfähig auszurichten.
Der TMV wird demnach nach Ostern eine Mitgliederversammlung einberufen, um das mit dem Wirtschaftsministerium geeinte Vertragswerk zu beschließen. Verbandspräsidentin Birgit Hesse: „Wir sind froh und erleichtert, dass wir den Blick jetzt nach vorn richten können. Im Sinne der Mitarbeitenden, der Verbandsmitglieder, der Tourismusbranche und des gesamten Landes ist das ein gutes und beruhigendes Zeichen. Der geschäftsführende Vorstand dankt allen, die in schwierigen Wochen konstruktiv an einem Lösungsweg mitgearbeitet haben.“
„Es war ein intensiver Gesprächsprozess in den vergangenen Wochen. Wenn die Ergebnisse der Prüfung vorliegen und endgültig bewertet werden können, werden wir darüber transparent informieren. Die wichtigste Nachricht heute: wir haben uns auf eine rechtlich tragfähige Lösung geeinigt. Damit können vom TMV weiterhin Gehälter gezahlt und Verpflichtungen erfüllt werden. Vor allem können wir nun den Blick wieder nach vorne richten. In die Zukunftsstruktur werden wir die relevanten Akteure im Land einbeziehen und gemeinsam den Tourismus stärken“, erklärt Wirtschaftsminister Wolfgang Blank, kurz vor dem Saisonauftakt.
Zuvor hatte es innerhalb des Landtags bereits eine mehr als kontroverse Debatte gegeben. Auf Antrag der CDU-Fraktion nahmen die Oppositionsparteien die Regierung ins Gebet. Vor allem das Krisenmanagement, die Beschädigung der Branche und eine seltsame Verfahrensführung wurdem dem neuen Minister vorgeworfen. Dabei fielen auch die Worte vom "politischen Schmierentheater" und "Farce". Ob vor diesem Hintergrund die Branche in MV tatsächlich zur Ruhe kommt, bleibt wohl auch vor dem Hintergrund der Ergebnisse der Prüfungen abzuwarten. Blank muss jetzt liefern und zeigen, dass er einen Funken Verständnis für die Belange des Tourismus hat.
Bild: erstellt mit chatGPT/Bildgenerierung