Neue Wege in der Seilbahnfinanzierung

am . Veröffentlicht in Planungen & Attraktionsentwicklung

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Die finanzielle Lage etlicher Seilbahnbetriebe in der Schweiz ist angespannt. Da den Seilbahnen eine Scharnierfunktion zukommt, sei davon der ganze alpine Raum stark betroffen. Mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses habe sich diese angespannte Lage noch verschärft. Auf einer gemeinsamen Tagung der Schweizerischen Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB und Seilbahnen Schweiz wurden vor diesem Hintergrund neue Wege in der Seilbahnfinanzierung aufgezeigt.

Gefragt seien demnach stärker betriebsübergreifende, regionale Ansätze, die auch Kooperationen und Spezialisierungen unter den Seilbahnen und mit anderen touristischen Leistungsträgern umfassten. An der Tagung nahmen über 100 Experten aus der Seilbahnbranche und der Regionalentwicklung teil.

Ein interessantes Modell wurde von Lionel Eperon, Leiter des Amtes für Wirtschaftsentwicklung und Gewerbe des Kantons Waadt, aufgezeigt. Unter Federführung des Kantons wurde für die Waadtländer Alpen ein regional koordiniertes Vorgehen gewählt. Die einzelnen Destinationen spezialisierten sich auf ein bestimmtes Segment (z.B. alpin oder nordisch) statt sich durch austauschbare Angebote gegenseitig zu konkurrenzieren. Die Waadtländer Alpen träten nach Außen als Region einheitlich auf. Die Zahl der Verkehrsvereine konnte von neun auf fünf reduziert werden und jene der Bergbahnunternehmen von 13 auf fünf. Dadurch könnten einerseits Kosten eingespart werden, andererseits seien die verbleibenden Unternehmen größer und dadurch konkurrenzfähiger.

Der Kanton konnte hier eine führende Rolle einnehmen durch entsprechende finanzielle Anreize. Nach einem Moratorium der Seilbahnfinanzierung im Jahr 2011 wurden wieder neue Finanzierungen gewährt unter der Voraussetzung, dass sich die Unternehmen beim neuen, regionalen Ansatz beteiligten.

Ebenfalls eine sehr starke Rolle spiele der Kanton im Fall von Freiburg. Die Bergbahnen in den Freiburger Alpen standen und stehen vor erheblichem Erneuerungsbedarf. Betroffen seien insbesondere die fünf Bergbahngesellschaften Charmey, Moléson, Jaun, La Berra und Schwarzsee. Diese Unternehmen wurden in der Freiburger Seilbahnen AG unter dem Präsidium von Philippe Menoud zusammengefasst. Auf Grund ihrer großen Bedeutung für den kantonalen Tourismus steuert der Kanton 49% des Aktienkapitals bei. Weitere 25% stammen von den regionalen Gebietskörperschaften. Dank dieser weitreichenden Unterstützung der öffentlichen Hand war eine Modernisierung der Bergbahnen möglich. Die Bahnen seien nun wieder konkurrenzfähig.

Von einer derart weitreichenden Unterstützung durch die öffentliche Hand seien die Walliser Bergbahnen weit entfernt. Gemäß Berno Stoffel, Vizepräsident der Walliser Bergbahnen, liege der Anteil der kantonalen Unterstützung im Wallis bei ca. 15%, respektive 27 Mio. Fr. pro Jahr. Der Investitionsbedarf für die Erneuerung der bestehenden Bahnen werde demgegenüber auf 1 Mrd. Fr. geschätzt. Aktuell werden aber nur rund 200 Mio. Fr. jährlich investiert. Das Wallis verliere so laufend an Konkurrenzfähigkeit, auch gegenüber dem benachbarten Ausland.

Berno Stoffel forderte denn auch auf der Tagung gleich mehrere Korrekturen: Für die Bergbahnen sei eine Rückerstattung auf den Stromkosten von 5 Rappen pro kWh zu gewähren; Innovationen in den Bergbahnen müssten über Innotour und die KTI finanziert werden; die Unterstützung des Kantons sei substanziell zu erhöhen und der Kanton solle zudem die Erstellung eines Masterplanes für die Bergbahnen mitfinanzieren.

Neben der öffentlichen Hand spielten die Banken bei der Bergbahnfinanzierung eine entscheidende Rolle. Mario Kalbermatter, Leiter der Region Oberwallis der Walliser Kantonalbank zeigte dies eindrücklich anhand einiger Kennzahlen und Fallbeispiele auf. Die Banken würden nur einsteigen, wenn die Bahnen langfristig rentabel seien. Ein Weg dazu seien Zusammenschlüsse von Bergbahnen wie sie in Zermatt vollzogen worden seien. Dank dem Zusammenschluss im Jahr 2002 von drei vormals getrennten Bahnunternehmen zu den Zermatt Bergbahnen konnte der Umsatz um die Hälfte gesteigert und der Cash Flow fast verdoppelt werden. Entsprechend stünden mehr Mittel für Investitionen zur Verfügung. Von den 357 Mio. Fr. an Investitionen, welche seit 2002 getätigt wurden, konnten 280 Mio. Fr. aus eigenen Mitteln finanziert werden und nur 77 Mio. Fr. mussten auf dem Kapitalmarkt aufgenommen werden.

Seitens des Bundes wurde im Februar 2015 ein Impulsprogramm zur Abfederung der Auswirkungen der Zweitwohnungsinitiative präsentiert. Das Impulsprogramm sehe unter anderem vor, dass über die Regionalpolitik des Bundes 200 Mio. Fr. zweckgebunden zur Bewältigung des Strukturwandels im Tourismus bereit gestellt werden. Diese Mittel kämen zum richtigen Zeitpunkt, um auch auf die Auswirkungen der Aufhebung des Euro-Mindestkurses zu reagieren. Valerie Donzel und Richard Kämpf vom Seco zeigten sich an der Tagung überzeugt, dass von diesem Impulsprogramm auch die Bergbahnen maßgeblich profitieren könnten.

Mit dem Impulsprogramm soll aber nicht einfach Strukturerhaltung betrieben werden. Gefördert werden sollen vielmehr Projekte, welche in eine klare Destinationsstrategie eingebunden seien und welche die Attraktivität der Destinationen steigerten. Ein konkretes Beispiel aus der Vergangenheit sei die CabriO-Bahn Stanserhorn. Mit dem Impulsprogramm sollen zudem verstärkt Kooperationen unter den Bahnen und mit anderen Leistungsträgern gefördert werden.

Auch der Aspekt der Innovationen (vgl. Forderung von Berno Stoffel) soll durch zusätzliche Mittel bei Innotour gebührend berücksichtigt werden. Das Impulsprogramm unterstütze damit klar den integrierten regionalen Ansatz, wie er als Thema der vorliegenden Tagung gewählt wurde.

Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB und Seilbahnen Schweiz wollen die Suche nach Lösungsansätzen zum Thema der Seilbahnfinanzierung auch über die Tagung hinaus weiter führen. Unter Federführung der SAB soll eine Task Force eingesetzt werden, welche sich Gedanken macht über die langfristige Ausrichtung des alpinen Tourismus insbesondere in den vielen kleineren und mittleren Destinationen.

www.sab.ch

Bild: http://pixabay.com/de/seilbahn-schweiz-natur-europ%C3%A4ische-641652/

Tags: Land: Schweiz
Destinationen: Alpen
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