Sparkassen-Tourismusbarometer: Benchmark-Wissen zur Corona-Krise

am . Veröffentlicht in Statistik & Benchmarks

OSV-Tourismusbarometer

 

Das Sparkassen-Tourismusbarometer des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hat reagiert und erweitert seinen Schwerpunkt auf die aktuellen Probleme der Tourismusbranche infolge der Corona-Krise. Erste Ergebnisse liegen jetzt vor, eine umfassende Analyse soll Ende Juni im Tourismusbarometer-Jahresbericht 2020 vorliegen.

Wann die Zeit nach der Corona-Krise beginne und das öffentliche Leben, die Freizeitgestaltung und das Reisen wieder möglich sind, ist offen. „Genau deshalb,“ so der Geschäftsführende Präsident des OSV, Dr. Michael Ermrich, „setzt der OSV das Sparkassen-Tourismusbarometer dafür ein, wofür es bekannt ist und in der Branche, in der Politik sowie bei den Sparkassen und ihren kommunalen Trägern geschätzt wird: Es bietet Orientierung anhand von belastbaren Daten und wissenschaftlich fundierten Einschätzungen.“ Die Berechnungen dazu führt die dwif-Consulting GmbH durch.

Betriebe und Einrichtungen brauchen jetzt Hilfe

Die Politik und die Finanzbranche hätten in dieser Krise sofort reagiert. In kürzester Zeit wurden Hilfs- und Rettungsmaßnahmen für die gesamte Wirtschaft auf den Weg gebracht. „Die Sparkassen sind für Ihre Kunden da, mit Krediten und Gesprächen, aber auch mit Informationen, die ihnen helfen, die Situation zu meistern“, meint Ermrich. „Das können neben Tilgungsaussetzungen auch Anträge auf KfW-Förderdarlehen zur Überbrückung der Krise sein.“ Die Sparkassen waren zu Beginn der Krise wegen eine schleppenden Kreditvergabe auch in die Kritik geraten.

2,6 Milliarden Euro Verlust in ostdeutschen Destinationen

Gehe man davon aus, dass die Reise- und Bewegungseinschränkungen nur bis Ende April andauerten, sei mit rund 2,6 Milliarden Euro Verlust in den ostdeutschen Destinationen durch die Auswirkungen des Corona-Virus allein im März und April 2020 zu rechnen. So musste z. B. der Osterreiseverkehr in diesem Jahr komplett ausfallen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Hochrechnung der dwif-Consulting GmbH. Der Tagestourismus habe daran einen Anteil von 50 Prozent. Die Folgen für den Arbeitsmarkt seien derzeit noch nicht seriös abzuschätzen.

1,3 Milliarden Euro Umsatzausfall im Übernachtungstourismus

Die Nachfrage bei Übernachtungen habe in diesem Zeitraum in Ostdeutschland voraussichtlich einen Anteil an den Übernachtungen im Gesamtjahr von 12 bis 15 Prozent (abhängig vom Bundesland und Destinationstyp). In vorläufigen Schätzungen bedeute dies einen Umsatzausfall im Übernachtungstourismus in Höhe von bis zu 1,3 Milliarden Euro. Neben den akuten Effekten seien im weiteren Saisonverlauf 2020 Folgen zu erwarten: Urlaubsgebiete müssen sich aufgrund von Stornierungen und einer Zurückhaltung bei Vorbuchungen, z. B. aufgrund eines subjektiven Unsicherheitsempfinden, auf extreme Nachfragerückgänge einstellen. Sie können allenfalls auf ein Kurzfristgeschäft hoffen.

Auch in Städten mit starkem Veranstaltungsgeschäft sei eine weitere Zuspitzung zu erwarten: Immer mehr Veranstaltungen auch für den Mai oder Juni 2020 sind oder werden abgesagt. Der internationale Reiseverkehr werde länger brauchen, um wieder anzuspringen. Das Tourismusbarometer rät den Betrieben und Destinationen in Ostdeutschland, sich schon jetzt auf die Zeit nach der Krise einzustellen. Dazu können die Gastgeber kurzfristige Maßnahmen umsetzen wie z. B. eine aktive transparente Kommunikation betreiben, innovative virtuelle Erlebnisse entwickeln oder Alternativmärkte erschließen.

DEHOGA-Umfrage: Rückgang der Unternehmensumsätze

Eine DEHOGA-Blitzumfrage im Gastgewerbe Anfang März, an der knapp 10.000 Betriebe aus ganz Deutschland teilnahmen, zeige wie früh die Kunden reagiert hätten. Bereits vor landes- und bundesweiten Maßnahmen wie dem touristischen Übernachtungsverbot oder Gastronomieschließungen gingen die Umsätze bis 4./5. März um 31 Prozent zurück, die der Neubuchungen sogar um 38 Prozent.

Existenz bedroht: Umsätze weggebrochen – Fixkosten bleiben

Hohe Kosten und geringe Liquidität belasten die gastgewerblichen Betriebe schwer und bedrohen mancherorts sogar die Existenz. Durch die vergleichsweise niedrigen Eigenkapitalquoten verfügten die meisten gastgewerblichen Betriebe über wenig Reserven, eine derartige Krise länger durchzustehen. In Ostdeutschland seien die Gastronomiebetriebe besser aufgestellt als im Bundesdurchschnitt. Doch nicht nur die dramatischen Umsatzeinbußen träfen die Branche. Die hohen Fixkostenbelastungen stellten ein weiteres Problem dar. Personal- und Mietaufwandsquoten zwischen 35 und 46 Prozent schränkten die Liquidität ein.

Blick nach vorn

Für viele Betriebe sei daher eine schnelle Unterstützung von außen wichtig. Staatliche Hilfsmaßnahmen in Form von Kapitalzuflüssen oder Kostenentlastungen müssten die Betriebe schnell und unbürokratisch erreichen, betont das Sparkassen-Tourismusbarometer. Zusätzliche Zinsbelastungen und Umsatzeinbußen könnten künftige Investitionen behindern. Denn die Branche müsse auch jetzt nach vorn blicken. Es ist zu erwarten, dass sich nach Ende der Corona-Krise die Gastronomie schnell und die Beherbergung mittelfristig regeneriere.

Das Sparkassen-Tourismusbarometer will die aktuelle Entwicklung weiter beobachten. Sobald neue belastbare Zahlen vorlägen, würden diese ausgewertet und veröffentlicht.

Den kompletten Kurzbericht mit der Corona-Sonderanalyse und Zahlen sowie weitere Informationen zum Sparkassen-Tourismusbarometer gibt es hier: https://osv-online.de/wp-content/uploads/TB_Kurzbericht-1_2020.pdf

www.osv-online.de

Bild: Screenshot aus dem Kurzbericht / dwif

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