Studie zeigt stabile Schneebedingungen im Allgäu bis 2054
Im Allgäuer Familienskigebiet Eschach stellte Dr. Andreas Gobiet von GeoSphere Austria die gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst (DWD) erarbeitete Studie „Entwicklung der Naturschnee- und Beschneiungsbedingungen in den Allgäuer Skigebieten“ vor. Auftraggeber war die Allgäuer Bergbahn Initiative (ABBI e.V.). Die Analyse kam zu dem Ergebnis, dass das Allgäu auch in den kommenden Jahrzehnten vielerorts geeignete Bedingungen für Wintersport bietet.
Moderate Veränderungen bis 2054 erwartet
Für den Zeitraum bis 2054 sollen die Expertinnen und Experten einen Temperaturanstieg im Winter von 0,8 bis 1,1 Grad Celsius prognostiziert haben. Die Dauer der natürlichen Schneedecke werde sich je nach Höhenlage um durchschnittlich 15 Prozent verkürzen – um etwa sechs Prozent auf 1.600 Metern und rund 20 Prozent auf 900 Metern. In tieferen Lagen sollen die potenziellen Beschneistunden im Dezember um etwa 20 Prozent zurückgehen.
Nach Aussage von Dr. Gobiet bleibe die winterliche Schneelandschaft in den kommenden 30 Jahren weitgehend erhalten. Sowohl natürliche Schneedecken als auch technische Beschneiungsmöglichkeiten seien weiterhin gegeben. Langfristig hänge die Entwicklung jedoch von der globalen Klimapolitik ab. „Im günstigen Fall ist langfristig eine Stabilisierung des Klimas und der Schneedecke möglich. Ohne ambitionierten Klimaschutz wird die Schneelage langfristig allerdings sehr stark eingeschränkt sein“, so Gobiet.
Reaktionen der Bergbahnen
Ralf Speck, Vorsitzender der Allgäu Tirol Bergwelt und Geschäftsführer der Alpspitzbahn Nesselwang, betonte: „Das Ergebnis der Studie war keine Überraschung für die Bergbahnen. Für uns ist entscheidend, dass wir diese Auswirkungen durch effizientes Arbeiten und zielgerichtete Maßnahmen kompensieren können. Das heißt konkret, aktuell neueste Technik verwenden und dadurch Beschneiungszeiten deutlich verringern.“ Henrik Volpert, Vorstand Allgäuer Bergbahninitiative e.V., Oberstdorfer Bergbahn AG & Nebelhornbahn AG sagte: „Wir sehen uns mit unserer Strategie in der Region gut aufgestellt. Der Winter ist wichtig und wird auch weiterhin wichtig bleiben, aber wir können mit unseren Angeboten in Zukunft dank technischer Entwicklungen noch flexibler reagieren.“
Ganzjahrestourismus im Fokus
Die Studie habe auch die Zunahme sogenannter trockener Wandertage im Herbst, Winter und Frühjahr untersucht. Diese sollen laut Gobiet Chancen für Angebote jenseits des Schnees geboten haben. „Ihr denkt den Tourismus ganzjährig“, sagte er mit Blick auf die zahlreichen Initiativen in der Region.
Die Fortschrittslandkarte Allgäu zeige derzeit 64 Transformationsprojekte, die nach Höhenlage und Themenfeldern gegliedert seien. Sie sehe die Weiterentwicklung des Skisports dort vor, wo dieser nachhaltig betrieben werden könne. Ergänzend sollen neue Angebote in den Bereichen Winterwandern, Gesundheit, Kultur, Bildung und Kulinarik entstehen. Prof. Dr. Ralf Roth von der Deutschen Sporthochschule Köln lobte den verantwortungsvollen Umgang mit dem Lebensraum: „Wir glauben an den Winter im Allgäu. Schnee ist ein Alleinstellungsmerkmal und Sehnsuchtsgut. Allgäuer Bergbahnen investieren in die Zukunft, um einzigartige Erlebnisse zu schaffen.“
Doppelstrategie für den Wintertourismus
Stefan Egenter, Geschäftsführer der Allgäu GmbH, betonte die Bedeutung einer Doppelstrategie: „Wir sind mit unserer Allgäuer Winterstrategie richtig unterwegs. Wir sichern und entwickeln das Kernangebot rund um Skisport und schaffen parallel Angebote, die mit und ohne Schnee attraktive Reiseanlässe bieten. Wir müssen das eine tun, ohne das andere zu lassen.“
Hohe wirtschaftliche Bedeutung des Wintertourismus
Eine aktuelle Studie des Deutschen Wirtschaftswissenschaftlichen Instituts für Fremdenverkehr e.V. (dwif) habe die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus im Allgäu bestätigt. Mit 23,6 Millionen Übernachtungen und 38 Millionen Tagesreisen habe die Region einen Bruttoumsatz von knapp vier Milliarden Euro generiert. Nur vier Prozent aller Reiseziele weltweit sollen laut dwif einen vergleichbaren Ganzjahrestourismus vorweisen können.
Bergbahnen als wirtschaftlicher Motor
Bergbahnen sollen nach Angaben des dwif einen zentralen Beitrag zur regionalen Wertschöpfung geleistet haben. 1.000 Euro Umsatz bei einer Seilbahn erzeuge rund 5.300 Euro Umsatz in der Region, etwa in Hotellerie, Skischulen, Gastronomie oder Handwerk. Eine 2023 vorgestellte Montenius-Studie habe diesen Effekt auch für die Allgäuer Bergbahnen bestätigt. Im Winter sei die Wertschöpfung sogar höher als im Sommer.
Wintersport als Teil der Allgäuer Identität
Der Wintersport präge das Allgäu auch gesellschaftlich. Vereine und Skischulen, wie die Skischule Frey Haslach im Familienskigebiet Schwärzenlifte in Eschach, sollen sich für die Nachwuchsförderung engagieren. Bereits in dritter Generation sollen die Schwärzenlifte ein familienorientiertes Angebot sichern. Der Tourismus trage so nicht nur zur regionalen Wirtschaftskraft bei, sondern stärke auch die Lebensqualität im ländlichen Raum.
Mehr Informationen: Businessportal Allgäu GmbH - B2B
Bild: © Allgaeu GmbH, Simone Zehnpfennig