Dr. Manfred Zeiner - dwif-Consulting GmbH: "Ist das Postulieren weiterer Wachstumsziele angesichts dessen überhaupt sinnvoll..."

am . Veröffentlicht in 2018

Manfred Zeiner dwif"Langsam zeigt sich mancherorts nun ein gewisses Sättigungsgefühl und erste Überlastungsängste bei den Bereisten werden laut."


Wie wird sich die touristische Nachfrage entwickeln?

Wo man auch hinschaut, ein Ende des Wachstums ist derzeit nicht in Sicht. Deutschland ist weltweit eines von ganz wenigen als sicher eingestuften Reisezielen. Ein Aspekt, der im internationalen Tourismus extrem wichtig ist. Die stabilen Preise sind ein weiterer Pluspunkt, der für Deutschland spricht. Der Stellenwert von Freizeit und Erholung im Wertekanon ist schon sehr hoch und nichts deutet darauf hin, dass sich kurzfristig daran etwas ändert. Dennoch gibt es einige Unsicherheiten, deren Auswirkungen im Moment schwer abzuschätzen sind. Die Entwicklungen in der Türkei und auch in Spanien (Katalonien) sind dabei besonders zu beachten, da diese Länder für viele Deutsche als Urlaubsparadies gelten. Ob Fahrverbote in deutschen Städten aufgrund von CO2-Belastungen verhängt werden und dadurch der Tagestourismus in die Städte leiden wird oder die Fußball WM in Russland die daheimgebliebenen Urlaub zum „public viewing“ animiert, bleibt abzuwarten. Eine florierende Wirtschaft, geringe Arbeitslosenzahlen und hoffentlich ausbleibende Wetterkapriolen werden dafür sorgen, dass auch 2018 wieder Rekordzahlen im Tourismus bringen wird.

Was wird uns 2018 beschäftigen?

Die letzten Jahre waren durch ein kontinuierliches Wachstum im Deutschlandtourismus geprägt. Wachstum all überall und Rekord auf Rekord. Selbst ehemals ruhig Wohnquartiere werden dank Airbnb und Co langsam aber sicher zum Touristenkiez. Langsam zeigt sich mancherorts nun ein gewisses Sättigungsgefühl und erste Überlastungsängste bei den Bereisten werden laut. Gepaart mit einer vereinzelt erkennbaren kritischen Haltung gegenüber allem Ausländischen und Fremden ist das kein guter Nährboden für weiteres touristisches Wachstum. Wie kann man diesen latenten oder auch offenkundigen Ängsten vor einer Überfremdung effektiv entgegenwirken? Ist das Postulieren weiterer Wachstumsziele angesichts dessen überhaupt sinnvoll oder müssen wir uns viel stärker auf eine sinnvolle Konsolidierung und stärkere Wertschöpfungsorientierung des Tourismus einstellen und den Schwerpunkt der Bemühungen auf Qualitätsverbesserungen für alle (Touristen und Einheimische) legen? Viele neue Aufgaben, die sich da für die Touristiker in der Republik abzeichnen.

Was wird uns 2018 überraschen?

(Hoffentlich) pünktliche und extrem schnelle Züge verbinden Hamburg und München mit Berlin und mildern damit das Dilemma ein Wenig, dass die deutsche Hauptstadt auch 2018 nur als Randnotiz in den internationalen Flugplänen auftaucht. Die Unterbringung von Freunden und Verwandten in den eigenen vier Wänden wird von unseren Gerichten trotz Airbnb & Co weiterhin als erlaubt eingestuft. Die Nutzenstiftung durch den Tourismus wird von immer mehr Kommunen aufgrund von harten Zahlen, Daten und Fakten als gesicherte Erkenntnis und die Förderung des Tourismus daher nicht mehr als lästige Pflicht, sondern als lohnendes Investment und wichtiger Beitrag zur Regionalentwicklung angesehen. Selbst in der Politik ist der Tourismus als wichtiges Aktionsfeld anerkannt, vielleicht sogar mit Ministerrang, wenn denn die Koalitionsgespräche noch in 2018 erfolgreich abgeschlossen werden.

dwif-Consulting GmbH, München, 20. Dezember 2017

 

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