O'zapft is - nicht mehr: Das Oktoberfest ist abgesagt - Wiesn-Wirte zeigen Verständnis

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Oktoberfest, Menschenmassen

 

Es war im Prinzip nur eine Frage der Zeit, doch jetzt ist es amtlich: das Oktoberfest findet 2010 nicht statt. 6 Mio. Besucher weniger in München.

„Es tut uns weh, es ist unglaublich schade“, sagte Ministerpräsident Markus Söder in der Bayerischen Staatskanzlei, wo er zusammen mit Münchens OB Dieter Reiter in einer Pressekonferenz erklärte, warum die Wiesn 2020 ausfallen muss. „Wir sind übereingekommen, dass das Risiko schlicht und ergreifend zu hoch ist.“

Das Oktoberfest 2020 sollte eigentlich vom 19. September bis zum 4. Oktober 2020 stattfinden. In Zeiten von Covid-19 wäre die Gefahr einer Ansteckung in den meist voll besetzten Bierzelten und bei den vielen Menschen in den Straßen und Gassen auf der Theresienwiese aber zu groß. Für die Stadt ist das auch wirtschaftlich ein herber Verlust. Medienberichten zufolge generiert das Fest jährlich rund 1,2 bis 1,3 Mrd. Euro. Die fehlen den Leistungsträgern vor Ort jetzt.

Für Münchens Oberbürgermeister sei der 21. April 2020 „ein etwas trauriger Tag“, sagte Dieter Reiter am Vormittag in der Staatskanzlei. Die Wiesn sei das zentrale Münchner Fest und Highlight des Jahres – jedenfalls für sehr viele Menschen. „Und es einfach nicht stattfinden zu lassen, ist schon eine bittere Pille.“

„Das wird jetzt ganz viele Menschen erst einmal enttäuschen“, sagt Reiter. Aber schon der Name „größtes Volksfest der Welt“ zeige, worum es hier ginge: „Wir haben circa zwei Millionen ausländische Besucher, wir haben ein Volksfest, bei dem die Menschen nah beinandersitzen“. Der Oberbürgermeister weiter: „Ich bin ein großer Wiesn-Fan, nicht nur wegen meiner Aufgabe, anzuzapfen, sondern ich bin quasi jeden Tag draußen. Das ist eine der schwersten Absagen, die man treffen kann.“ Die Gesundheit der Menschen habe aber oberste Priorität.

Ein sichtlich betroffener Oberbürgermeister sprach von „mehreren Herzen, die in seiner Brust" schlügen, aber leider könne es das Oktoberfest „in dieser Zeit einfach nicht geben“. Für ihn persönlich sei das traditionelle Anzapfen im Schottenhamel-Zelt eine der zentralen Amtshandlungen des Münchner OBs. „Ich hoffe, dass wir 2021, nein, ich bin sicher, dass wir 2021 wieder ein Oktoberfest sehen werden – bis dahin hoffentlich unter anderen Vorgaben. Bis dahin muss ich um Nachsicht bitten, dass es keine andere Lösung gab.“

„Ein Gesamtkunstwerk, das man ganz oder gar nicht macht“

Auch Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner bedauert den Ausfall des Oktoberfests 2020: „Eine Entscheidung, die uns alle traurig macht: Mich persönlich macht sie tief betroffen. Ein Fest für Millionen, das für München steht, für die Lebensfreude, für Bayern steht, kann nicht stattfinden.“ Natürlich trage er diese Entscheidung vollumfänglich mit, so Baumgärtner: „Sie ist die richtige Entscheidung, weil wir – derzeit jedenfalls – nicht sicherstellen können, dass wir eine Wiesn haben, die für alle nur Freude bereitet, aber keine Gefahr bedeutet.“

Baumgärtner denke besonders an die Menschen, die auf dem Oktoberfest 2020 ihr Geld verdient hätten: „Egal, ob's der Festwirt ist, der Karussellbetreiber, der Breznverkäufer ...“ Für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei es ein schweres Jahr. „Gleichwohl gilt“, so der Wirtschaftsreferent: „Die Wiesn ist ein Gesamtkunstwerk, das man entweder ganz oder gar nicht macht – und dieses Gesamtkunstwerk kann man auch nicht nach hinten verschieben oder in einer kleineren Form machen.“ Abschließend macht Baumgärtner aber Mut und blickt zuversichtlich ins Jahr 2021: „Lassen Sie uns zusammen alles dafür tun, dass wir in 2021 eine gesunde, freudige, glückliche und erfüllende Wiesn feiern können.“

Die Münchner Wiesnwirte reagieren laut Pressemeldung mit großem Bedauern, aber ebenso großem Verständnis darauf, dass das Oktoberfest 2020 nicht stattfinden kann.

„Angesichts der Tatsache, dass es wohl noch einige Zeit dauern wird, einen Impfstoff und wirksame Medikamente gegen Covid-19 zu entwickeln, war dieser Schritt logisch und notwendig“, sagt der Sprecher der Münchner Wiesnwirte, Peter Inselkammer. „Die Gesundheit unserer Gäste liegt uns besonders am Herzen und hat oberste Priorität.“

Natürlich bedauert Inselkammer, der auf dem Oktoberfest das Armbrustschützenzelt führt, den Wiesn-Ausfall – für die Münchner, die ihre Wiesn so lieben, aber besonders für die vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: „Für rund 10.000 Menschen ist das ein herber finanzieller Schlag“.

„Ein Oktoberfest light war für uns nie eine Option,“ meint Wirtesprecher Christian Schottenhamel. Das habe mit dem Charakter eines Volksfestes auch nichts zu tun, ergänzt Peter Inselkammer, und Christian Schottenhamel ist sich sicher: „Aber es kommen auch wieder bessere Zeiten!“

Es ist das erste mal seit dem Krieg, dass das Fest ausfällt. Das Oktoberfest war 1810 anlässlich der Hochzeit des bayerischen Thronfolgers Ludwig - des späteren Königs Ludwig I. - ins Leben gerufen worde und laut Tagesschau im 19. Jahrhundert zweimal wegen einer Cholera-Epidemie ausgefallen.

Vom Fest wäre jetzt ebenfalls ein zu großes Infektionsrisiko ausgegangen. Oder wie Markus Söder es formulierte: "Ein Bierzelt lebt von der Nähe, davon, keinen Abstand zu halten." Gleichzeitig verwies er auf das warnende Beispiel in Ischgl und den Karneval. Eine zweite Welle wolle jedoch niemand riskieren. Söder verwies laut Tagesschau die Schausteller zudem auf die in diesem Zusammenhang zur Verfügung stehenden Corona-Hilfen des Staates.

https://www.oktoberfest.de/

Bild: https://pixabay.com/de/photos/menschen-menge-m%C3%BCnchen-munchen-1284516/