Zentrale Ausstellungen eröffnet: Beethoven jenseits von Mythen und Klischees

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Ausstellung Bundeskunsthalle

 

Im Dezember 2020 jährt sich der Geburtstag von Ludwig van Beethoven zum 250. Mal. Seine Geburtsstadt Bonn feiert dies ein Jahr lang mit dem umfassenden Jubiläumsprogramm BTHVN 2020, das unter der Schirmherrschaft von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steht. Zum Auftakt sind ab dem 17. Dezember die zentralen Ausstellungen in der Bundeskunsthalle sowie im Beethoven-Haus Bonn eröffnet worden.

Sie sollen ein differenziertes und facettenreiches Bild des weltberühmten Künstlers zeichnen – abseits von Mythen und Klischees, mit menschlichen Schwächen und biografischen Widersprüchen. Die Ausstellungen bilden die musikalisch-historische Grundlage für das Jubiläumsjahr.

Die Bundeskunsthalle zeigt in Kooperation mit dem Beethoven-Haus Bonn die große kulturhistorische Ausstellung Beethoven – Welt.Bürger.Musik (bis 26. April). Die Schau folgt den wichtigsten Lebensstationen des Komponisten vor dem Hintergrund geschichtlicher Ereignisse und verschränkt diese mit seinem musikalischen Werk. Rund 250 wertvolle Exponate von Leihgebern aus ganz Europa sowie aus der Sammlung des Beethoven-Hauses werden erstmals in dieser Fülle an einem Ort gebündelt präsentiert – eine Gelegenheit, die sich auf absehbare Zeit wohl nicht wieder ergeben wird.

Zeitgleich wird das Museum im Geburtshaus Ludwig van Beethovens wiedereröffnet. Die Dauerausstellung wurde überarbeitet und neugestaltet und das Museum um einige Räume erweitert, darunter eine Schatzkammer mit Originalmanuskripten Beethovens, ein Musikzimmer sowie ein eigener Bereich für Sonderausstellungen. Hier wird ab dem 17. Dezember die Geschichte des weltberühmten Beethoven-Portraits von Joseph Karl Stieler thematisiert.

Bundeskunsthalle: Beethoven – Welt.Bürger.Musik

In welchem historischen Kontext schuf Beethoven seine visionären Werke? Wie ging er mit seiner zunehmenden Taubheit und Krankheiten um? War er Revolutionär oder politischer Opportunist? Diesen und zahlreichen weiteren Fragen geht die zentrale Ausstellung des Beethoven-Jahres nach. Sie verortet den Künstler und seine Werke in seiner Epoche, der wechselhaften Zeit zwischen Ancien Régime, Revolution, Neuordnung Europas und anschließender Restauration.

Zugleich bietet sie einen differenzierten Blick auf die vielschichtige Persönlichkeit des Komponisten und Menschen Beethoven. Dabei werden auch seit 200 Jahren kultivierte Klischees – wie das des entrückten einsamen Genies – kritisch hinterfragt. Zu sehen sind einige der berührendsten Beethoven-Dokumente, die seit Jahrzehnten nicht mehr ausgestellt oder überhaupt noch nicht öffentlich präsentiert worden sind.

Zu den Highlight-Exponaten zählen herausragende Beethoven-Autographen, darunter die Kopistenabschrift der Eroica und Skizzen zur Ode An die Freude, die bereits 1812 entstanden, oder das Heiligenstädter Testament von 1802, in dem der Komponist seine Verzweiflung über die fortschreitende Ertaubung zum Ausdruck bringt. Das Ausstellungsbüro neo-studio aus Berlin setzt die vielen Facetten des Künstlers und seine Bedeutung sowie den gesellschaftlichen Wandel anschaulich und stimmungsvoll in Szene. Darüber hinaus sind ikonische Beethoven-Portraits wie das allgegenwärtige Stieler-Bild, aber auch eher unbekannte Bildnisse aus jungen Jahren zu sehen.

Auch historische Musikinstrumente, die für Beethovens Kompositionen von zentraler Bedeutung waren, werden präsentiert. Zwei Hammerklaviere, die originalgetreu nachgebaut wurden, vermitteln bei Matinee-Veranstaltungen in der Ausstellung authentische Klangerlebnisse aus Beethovens Zeit. An Hörinseln können die Besucher anhand von Schlüsselwerken in die musikalischen Welten eintauchen. Eine besondere Ausstellungserfahrung versprechen zwei Emoti-Chairs, die Klänge in Vibrationen übersetzen und einen Eindruck davon vermitteln, wie der Komponist trotz Taubheit Musik wahrgenommen haben mag.

Besondere Vermittlungsangebote für unterschiedliche Besuchergruppen, darunter auch für gehörlose und hörgeschädigte Menschen, lassen Jung und Alt auf individuelle Weise Beethovens Welt kennenlernen. Zur Ausstellung gibt es einen Audioguide mit zahlreichen vertiefenden Informationen sowie einen Kinder-Audioguide in Form eines Hörspiels. Es erscheint ein Katalog, der als umfangreicher Bildband zu Beethovens Leben und Werk konzipiert ist.

Neues Beethoven-Haus Bonn

Das Museum im Geburtshaus Ludwig van Beethovens zählt zu den meistbesuchten Musikermuseen weltweit. Die neue Dauerausstellung, die bereits seit Mitte September zugänglich ist, bietet eine zeitgemäße, erlebnisorientierte und emotionale Begegnung mit Beethoven und soll Einblicke in dessen Leben und Arbeiten geben. Ab dem 17. Dezember ist nun das gesamte neue Beethoven-Hauses mit allen neuen Räumen geöffnet: Im Nachbarhaus bietet ein Musikzimmer Raum für regelmäßige Konzerte auf historischen Tasteninstrumenten sowie für andere Veranstaltungen. Im Kellergewölbe darunter werden in der sogenannten „Schatzkammer“ in turnusmäßigem Wechsel wertvolle Originalmanuskripte Beethovens gezeigt.

Erstmals verfügt das Museum nun auch über einen Sonderausstellungsbereich, in dem über das Jubiläumsjahr verteilt vier thematische Wechselausstellungen gezeigt werden. Die Reihe startet ebenfalls am 17. Dezember mit der Ausstellung „In bester Gesellschaft – Joseph Stielers Beethoven-Portrait und seine Geschichte“. Kein zweites Bildnis Ludwig van Beethovens hat eine ähnliche Berühmtheit erlangt wie das Gemälde, das den Komponisten mit dem Manuskript der Missa Solemnis zeigt.

Auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Museums befinden sich nun der Shop mit Kassenbereich und Café. In dem darüber liegenden Geschoss wurde ein Seminarraum für die Vermittlungsangebote des Beethoven-Hauses eingerichtet. Hier gibt es auch per Tablets Zugang zum Digitalen Archiv des Beethoven-Hauses. Musikalisch feiert das Beethoven-Haus den großen Komponisten Ende Januar mit der Jubiläumsausgabe der BTHVN WOCHE (17. Januar bis 9. Februar) und das ganze Jahr hindurch mit zum Teil exklusiven Konzertprojekten und namhaften Künstlern.

www.bundeskunsthalle.de
www.beethoven.de

Bild: Bundeskunsthalle