Reformationsjubiläum: Evangelische Kirche stellt Planungen vor

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Lucas Cranach Martin LutherDie Reformation läuft sich warm: Das 500. Reformationsjubiläum soll ein mutiges Aufbruchszeichen für Kirche und Gesellschaft werden. Mit diesem selbstbewussten Signal haben die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) und der Deutsche Evangelische Kirchentag (DEKT) am Montag in Berlin ihre Planungen für das Reformationsjubiläum 2017 vorgestellt.

Ab dem 31. Oktober 2016 sollen Menschen aus Deutschland, Europa und der Welt ein Jahr lang in Festgottesdiensten, Kirchentagen und Veranstaltungen dem 500. Jahrestag des Thesenanschlags durch Martin Luther entgegenfiebern. Zur Planung und Umsetzung zentraler kirchlicher Projekte hatten EKD und DEKT den Verein "Reformationsjubiläum 2017" gegründet.

Die Feierlichkeiten sollen sich deutlich von denen früherer Jahrhundertfeiern abheben. "Das Reformationsjahr 2017 wird international und ökumenisch", sagte der Ratsvorsitzende der EKD, Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm. "Mit dieser deutlichen Unterscheidung von allen anderen Jubiläen der vergangenen Jahrhunderte setzen wir ein Signal der Versöhnung und des Aufbruchs." Das 500. Reformationsjubiläum werde neu auf Christus hinweisen. "Auch die Reformatoren wollten keine neue Kirche gründen, sondern auf Christus verweisen." Er vertraue darauf, dass sich im Jubiläumsjahr mit seinen zahlreichen Höhepunkten viele Menschen wie einst Martin Luther von Christus begeistern lassen. "Dann beginnen sie Versöhnung zu stiften", so Bedford-Strohm. "500 Jahre Reformation zu feiern heißt dann auch, sich öffentlich einzumischen."

Die Präsidentin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Christina Aus der Au, erinnerte daran, dass Reformation immer auch eine Abkehr von Gewohnheiten und damit einen mutigen Aufbruch bedeute. "Nur Umdenken und konsequente Entscheidungen können uns durch krisenhafte Zeiten führen", sagte die Schweizer Theologin vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Mit Blick auf die Kirchentagslosung 2017, "Du siehst mich", erklärte Christina Aus der Au: "Es ist christliche Überzeugung, genau hinsehen zu können und hinsehen zu müssen, weil Gott uns zuerst angesehen hat." Dabei setze der Kirchentag auf Dialog mit anderen Religionen und Konfessionen, aber auch mit säkularen Menschen. "Auch das Ringen um eine Sprache, die man hier und jetzt versteht, ist Erbe der Reformation", so die Kirchentagspräsidentin.

Der Vorsitzende des Leitungskreises Reformationsjubiläum 2017, Gerhard Robbers, hob die Chance des Reformationsjubiläums hervor, junge Menschen mit Glaubensthemen anzusprechen: Zahlreiche Veranstaltungen im Sommer 2017, wie etwa das Konfi- und JugendCamp für 20.000 Jugendliche, könnten dazu beitragen, eine 'Generation 2017' zu prägen. "Vertrauen und der Mut, Neues auszuprobieren sind theologische Herzstücke der Reformation", sagte Robbers. Das KonfiCamp unter das Motto "trust and try" zu stellen, sei eine Einladung an Jugendliche, "Vertrauen zu wagen - sowohl zu Gott als auch zu sich selbst und seinen Mitmenschen", so der Minister der Justiz und für Verbraucherschutz des Landes Rheinland-Pfalz.

Spitzenvertreter der evangelischen und katholischen Kirche wollen im Herbst 2016 zunächst eine Pilgerreise nach Israel und Palästina unternehmen, um sich an die Quellen und Wurzeln des gemeinsamen Glaubens erinnern zu lassen. Dieser ökumenische Start werde ergänzt durch einen ökumenischen Bibelkongress, der am 9. Februar 2017 in Stuttgart unter dem Leitgedanken "Die Heilige Schrift als Basis des Christusfestes" stattfindet. Unter dem Stichwort "healing of memories" feiern katholische und evangelische Kirche am 11. März 2017 schließlich in Hildesheim einen gemeinsamen Buß- und Versöhnungsgottesdienst.

Die internationale Dimension der Reformation spiegele sich in den geplanten Großveranstaltungen wider: Am 3. November 2016 startet der Europäische Stationenweg in Genf und soll ein Band zwischen europäischen Städten knüpfen, die von der Reformation geprägt wurden. Über Mitteldeutschland mündet der Europäische Stationenweg in die Weltausstellung Reformation "Tore der Freiheit" in Lutherstadt Wittenberg (20. Mai bis 10. September 2017). Die Ausstellung, in der Kirchen, Organisationen, Initiativen und Künstler ihre Sicht auf die Reformation präsentieren, eröffnet am 20. Mai 2017 die "heiße Phase" der Jubiläumsfeierlichkeiten.

Einer der Höhepunkte soll das Himmelfahrtswochenende 2017 sein. Zum Deutschen Evangelischen Kirchentag in Berlin ab dem 24. Mai werden mehr als 100.000 Teilnehmende erwartet. Bei den sechs "Kirchentagen auf dem Weg" in acht mitteldeutschen Städten (ab 25. Mai) sollen noch einmal so viele Menschen Station auf dem Weg nach Lutherstadt Wittenberg machen. Gemeinsam treffen sich die Teilnehmenden der Kirchentage zum Festwochenende: Hunderttausende sollen am Sonntag, den 28. Mai 2017, auf den Elbwiesen südlich von Lutherstadt Wittenberg den großen Festgottesdienst mit Abendmahl feiern. Schon ab Oktober 2016 biete das 360°-Panorama des Künstlers Yadegar Asisi "Luther 1517" einen Einblick in das Leben in der damaligen Universitätsstadt.

Zahlreiche Prominente werden 2017 zu "Reformationsbotschaftern", ein Pop-Oratorium über Luther tourt durch viele deutsche Großstädte. All dies erhöht die Aufmerksamkeit für den Start des Jubiläumsjahres. Am 31. Oktober 1517 soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche Wittenberg geschlagen haben. Dies gilt als ein zentraler Ausgangspunkt der weltweiten Reformationsbewegung.

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