Abgeschwächtes Wachstum in Wien: Neue Märkte im Blick

am . Veröffentlicht in Städte- und Kulturtourismus

vienna-142822 640


Wien erzielte heuer die bisher beste Nächtigungsbilanz eines ersten Halbjahres: Von Jänner bis Juni 2013 wurden insgesamt rund 5,7 Millionen Übernachtungen registriert, um 3,1 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum 2012. Dennoch: Die Wachstumsraten schwächen sich ab.

Im ersten Halbjahr 2012 hatte Wien noch mehr als 8% an Übernachtungen zulegen können. Im Gesamtjahr 2012 waren es rund 7,5%. Allerdings ist es auf hohem Niveau ungleich schwerer, die Wachstumsraten noch zu steigern.

Der erst für Jänner bis Mai vorliegende Netto-Nächtigungsumsatz der Wiener Hotellerie betrug 213 Millionen Euro. Das übertrifft zwar den Vergleichswert 2012, doch ein statistischer Vergleich, der die Entwicklung gegenüber dem Vorjahr zeigen würde, ist aufgrund der seit 1.1.2013 geänderten Steuerbemessungsgrundlage nicht möglich: Es lässt sich nicht feststellen, wie viel vom Differenzbetrag einer tatsächlichen Erhöhung geschuldet sei und wie viel nur der veränderten Berechnungsgrundlage. Im WienTourismus gehe man aber von keinem nennenswerten Wachstum aus.

"Wien hat seine touristische Zugkraft im ersten Halbjahr 2013 mit einem Nächtigungszuwachs von 3,1 Prozent auf 5,7 Millionen Gästenächtigungen, über 80 Prozent davon aus dem Ausland, wieder deutlich unter Beweis gestellt. Ein neuer Juni-Rekord hat dazu auch beigetragen", konstatierte Kettner.

Kettner weiter: "Von den 30 nächtigungsstärksten Ländern haben sich gegenüber dem Vergleichszeitraum 2012 lediglich vier rückläufig entwickelt - Italien, Spanien, Rumänien und die Niederlande. Bemerkenswert ist, dass unsere drei Top-Märkte den stärksten Zuwachs in absoluten Zahlen hatten: Deutschland hat mit einem Plus von 3 Prozent um 34.000 Nächtigungen zugelegt, Österreich mit einem Anstieg von 2 Prozent um 26.000, und Russlands 14-prozentiger Zuwachs bedeutet um 44.000 Nächtigungen mehr als im ersten Halbjahr 2012. Die höchste prozentuelle Steigerung aller Märkte kommt allerdings aus Südkorea, nämlich ein Plus von 29 Prozent auf 53.000 Nächtigungen. Die rasante Entwicklung dieses Marktes haben wir schon länger unter Beobachtung, denn in den letzten fünf Jahren haben sich die südkoreanischen Nächtigungen nahezu verdoppelt. Wir haben deshalb nun beschlossen, ab nächstem Jahr Südkorea als Entwicklungsmarkt aktiv zu bearbeiten. Dies auch in Hinblick darauf, dass sein Reisepublikum sehr ausgabefreudig ist. Laut dem Mehrwertsteuer-Rückerstatter Global Blue standen die südkoreanischen Gäste 2012 unter den nicht aus EU-Ländern stammenden BesucherInnen mit Shopping-Ausgaben von durchschnittlich 311 Euro pro Einkauf an 7. Stelle. Wir glauben, damit eine gute Entscheidung zum richtigen Zeitpunkt getroffen zu haben", sagte Kettner.

Bei Wiens Hauptmärkten gab es die bereits erwähnten und keineswegs unerwarteten Rückgänge aus Italien und Spanien. Die italienischen Nächtigungen sanken um 10 Prozent auf 245.000, während sich die Abnahme der spanischen mit minus 1 Prozent auf 133.000 in Grenzen hielt. Unverändert gegenüber dem ersten Halbjahr 2012 blieben die Ergebnisse aus den USA (276.000 Nächtigungen) und Frankreich (165.000). Zugelegt haben Deutschland (1.146.000, +3 Prozent), Österreich (1.146.000, +2 Prozent), Russland (363.000, +14 Prozent), Großbritannien (203.000, +8 Prozent), die Schweiz (183.000, +2 Prozent) und Japan (136.000, +4 Prozent).

Mit Ausnahme der 5-Sterne-Häuser kam das positive Halbjahresergebnis allen Hotelkategorien zugute. Die durchschnittliche Halbjahresauslastung von Wiens Betten betrug 50,3 Prozent (1-6/2012: 52,6 Prozent), was eine Zimmerauslastung von rund 62 Prozent bedeutet (1-6/2012: rund 65 Prozent). Das Bettenangebot der Stadt hat sich von Juni 2012 auf Juni 2013 um beträchtliche 10,5 Prozent - das sind 5.530 Betten - erhöht.

"Eine so starke Kapazitätserweiterung kann an der Auslastung nicht spurlos vorbeigehen", bemerkte Kettner dazu, "und die Problematik, mit der die Wiener Hotellerie deshalb gerade ringt, ist mir sehr bewusst. Man soll dabei aber auch sehen, dass die vielen neuen Hotels deshalb entstehen, weil Wien insgesamt, und selbstverständlich auch sein Tourismus, so gut floriert, dessen Wachstumspotenzial daher entsprechend hoch eingeschätzt wird. Das Wachstum, auf das die Newcomer vertrauen - und ich teile deren Einschätzung - ist allerdings nicht so kurzfristig erzielbar, dass es den hohen Bettenzuwachs sofort abfangen könnte. Das fordert den Hoteliers momentan einiges an Durchhaltevermögen ab, doch dieses wird sich mittelfristig auszahlen. Wien hat solche Phasen immer wieder erlebt, und es war immer so, dass solche 'Durststrecken' bald überwunden und von länger dauernden Perioden abgelöst wurden, wo die Auslastung nicht nur wieder das gewohnt hohe Niveau, sondern sogar ein noch höheres erreicht hat. Es war jedes Mal ein Qualitätsschub für die Destination, von der Wiens gesamte Tourismuswirtschaft profitiert hat. Das wird auch diesmal nicht ausbleiben, zumal der internationale Trend zum Städtetourismus noch nie so stark war wie heute."

213 Millionen Euro Netto-Umsatz

Unbestimmbar ist allerdings der heurige Trend beim Umsatz der Wiener Hotellerie. Er liegt derzeit für die Periode Jänner bis Mai vor. Mit 213 Millionen Euro netto ist er zwar auf einem höheren Wert als im Vergleichszeitraum 2012, doch ein in Prozenten ausgedrückter Vergleich dieser absoluten Zahlen wäre unzulässig, weil sich mit 1.1.2013 die Steuerbemessungsgrundlage für die Hotellerie geändert hat: Die bis Ende 2012 steuerlich absetzbaren Posten Heizungszuschlag und Bedienungsgeld (nicht von allen Betrieben, aber von vielen und noch dazu in unterschiedlichem Ausmaß angewandt) wurden abgeschafft und durch eine vereinfachte, einheitlich 11 Prozent betragende Internationalisierungspauschale ersetzt.

Kettner dazu: "Würde man den Differenzbetrag zwischen den Netto-Umsätzen von Jänner bis Mai heuer und 2012 zu einem Vergleich heranziehen, wäre das der berühmte Äpfel-mit-Birnen-Vergleich, weil nicht feststellbar ist, wie viel davon tatsächlich eine Erhöhung der Einnahmen und wie viel nur der veränderten Bemessungsgrundlage geschuldet ist. Der Einzelbetrieb kann dies für sich ersehen, weil er weiß, was ihm voriges Jahr nach Steuern übriggeblieben ist und wie viel heuer. Doch der WienTourismus, der aufgrund des Datenschutzes nur kumulierte Zahlen erhält, kann das nicht."

Im WienTourismus gehe man allerdings von keinem nennenswerten Zuwachs, sondern eher von einer Stagnation der Umsätze aus, denn, so Kettner: "Die an der gesunkenen Auslastung sichtbare, verstärkte Binnenkonkurrenz bewirkt einen harten Preiskampf. Keine gute Strategie, und ich kann nur davor warnen sie zu stark auszureizen, was auch die Österreichische Hoteliervereinigung immer betont. Sie empfiehlt, sich stattdessen stärker des Yield Managements und hausspezifischer Zusatzservices zu bedienen. Ich kann das nur unterstreichen."

Der WienTourismus unterstütze solche Maßnahmen durch die Platzierung Wiens als "Premium Destination". Premium umfasse dabei weitaus mehr als Luxus: Es signalisiere, dass auch in niedrigen Preissegmenten exzellente Qualität geboten wird, die einen fairen Preis rechtfertige. Oder wie Kettner es ausdrückt: "Auch ein Drei-Sterne-Betrieb oder eine Jugendherberge können in ihrer Kategorie ein Premium-Angebot darstellen."

Ein Vergleich der Netto-Umsatzzahlen werde ab nächstem Jahr wieder möglich sein, wenn man die Werte 2014 jenen von 2013 gegenüberstellt, die auf derselben Steuerbemessungsgrundlage beruhen.

www.wien.info 
Bild: http://pixabay.com/de/wien-riesenrad-prater-142822/

Tags: Land: Österreich
Städte: Wien