ADFC verlangt verbindliche Finanzierung für flächendeckendes Radwegenetz

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ADFC verlangt verbindliche Finanzierung für flächendeckendes Radwegenetz

 

Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) reagiert auf die im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums durchgeführte Erhebung „Mobilität in Deutschland 2023“, deren Ergebnisse vor Kurzem veröffentlicht wurden. Die Daten zeigen: Der Radverkehr stagniert bundesweit und geht in ländlichen Regionen sogar zurück. Trotz einzelner Fortschritte ist eine Zielerreichung des Nationalen Radverkehrsplans aus Sicht des ADFC nicht absehbar. Der Fahrradclub fordert deshalb deutlich mehr Investitionen und einen verbindlichen Bund-Länder-Vertrag zur Förderung des Radverkehrs.

Zentrale Ergebnisse der Erhebung zum Radverkehr:

  • Radverkehrsanteil bundesweit unverändert bei 11 Prozent
  • Rückgang im ländlichen Raum: Anteil sinkt von 7 auf 6 Prozent
  • Personenkilometer auf dem Rad steigen leicht: 112 auf 118 Mio. km/Tag
  • Durchschnittliche Wegelänge wächst von 3,8 auf 4,3 Kilometer
  • Positiver Trend in Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, Hessen, Baden-Württemberg
  • Negativer Trend in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Berlin, Sachsen, Thüringen
  • Zufriedenheit mit Radinfrastruktur nimmt deutlich ab
  • Nutzung von Pedelecs steigt stark: 8 auf 21 Prozent Haushaltsanteil
  • Nationale Radverkehrsziele bis 2030 nach Einschätzung des ADFC nicht erreichbar

Infrastruktur hält nicht Schritt – Unzufriedenheit steigt

In vielen Städten nehme der Radverkehr zu, doch die Infrastruktur wachse nicht im gleichen Maß mit. Zu schmale, unebene oder plötzlich endende Radwege und fehlende Trennung von anderen Verkehrsteilnehmern sollen zu Unsicherheit führen. Die Folge: Die Zufriedenheit mit der Radinfrastruktur sinkt und die Menschen steigen nicht aufs Rad um.

Pedelecs gewinnen an Bedeutung – Ziele des Radverkehrsplans verfehlt

Während Pedelecs immer mehr Alltagsradfahrten übernehmen, sollen dennoch die strukturellen Rahmenbedingungen hinter den Erwartungen zurückbleiben. Die Bundesregierung habe im Nationalen Radverkehrsplan 3.0 das Ziel gesetzt, dass die Menschen in Deutschland bis 2030 täglich 224 Millionen Kilometer mit dem Rad zurücklegen – fast doppelt so viel wie aktuell. Auch die geplante durchschnittliche Wegelänge von sechs Kilometern sei mit der derzeitigen Entwicklung nicht erreichbar.

ADFC fordert klare politische Weichenstellung

Der ADFC fordere angesichts der Ergebnisse eine deutliche Neuausrichtung der Radverkehrspolitik. Neben einem nationalen Ausbauplan für ein lückenloses Radwegenetz schlage der Verband die feste Verankerung einer jährlichen „Fahrradmilliarde“ im Sondervermögen Infrastruktur vor. Ergänzend soll ein Bund-Länder-Vertrag verbindlich regeln, wie der Radverkehr in allen Regionen gefördert wird.

ADFC-Bundesgeschäftsführerin Dr. Caroline Lodemann betonte: „Die gute Nachricht ist: Dort, wo der Radverkehr seit Jahren erstgenommen und kräftig ins Radwegenetz und die Anbindung an den Nahverkehr investiert wird, dort wächst er auch. Das sieht man sehr gut im Norden Deutschlands, aber auch im Südwesten. Das sollte Ansporn für die nächste Bundesregierung sein, den Radverkehr im Sondervermögen Infrastruktur fest zu verankern – und die Mittel auf die jährlich notwendige Fahrradmilliarde aufzustocken. Besonderes Augenmerk braucht dabei der ländliche Raum. Auch in kleineren Orten und auf dem Land wollen die Menschen freie Verkehrsmittelwahl haben und gesund und klimafreundlich mobil sein können. Die nächste Bundesverkehrsministerin, der nächste Bundesverkehrsminister muss den Radverkehr ernstnehmen. Vernünftige, moderne Verkehrspolitik kommt am Potenzial des Radverkehrs nicht vorbei.“

Weitere Informationen: https://www.mobilitaet-in-deutschland.de/, Nationaler Radverkehrsplan 3.0, https://www.adfc.de/

Bild: © ADFC / April Agentur