Hotellerie im Dauerhoch kämpft weiter gegen Widrigkeiten

am . Veröffentlicht in Hotellerie & Hospitality Management

Iha branchenreportDie Jahresbilanz für das Beherbergungsgewerbe in Deutschland fällt zum dritten Mal in  Folge positiv aus. Die Zahl der Gästeübernachtungen stieg insgesamt um 3,6 Prozent auf einen neuen Rekordwert von 407,3 Millionen Übernachtungen.

„Der deutschen Hotellerie ist es im Unterschied zu früheren Zyklen gelungen, simultan mit der Gesamtwirtschaft die Rezession hinter sich zu lassen und Anschluss an das Vorkrisenniveau zu finden“, sagte der IHAVorsitzende Fritz G. Dreesen in Berlin.

In der Hauptstadt stellte der Hotelverband Deutschland (IHA) am Mittwoch seinen Branchenreport „Hotelmarkt Deutschland 2013“ vor. Dressen machte erneut klar, dass aus seiner Sicht diese gute Entwiclung auf die Mehrwertsteuersenkung für Übernachtungen zurückzuführen sei. Große Sorgen bereiteten den Hoteliers im Lande allerdings die nicht abreißende Diskussion über kommunale Bettensteuern sowie die wachsende strukturelle Abhängigkeit von Online-Buchungsportalen und die damit verbundenen Kostenbelastungen und Wettbewerbsbeschränkungen.

Im Reiseland Deutschland lägen Städte- und Wellnessreisen im Trend, aber auch der Geschäftsreiseverkehr und Tagungstourismus befänden sich im Aufwind. Laut Statistischem Bundesamt stieg die Anzahl der Übernachtungen in der klassischen Hotellerie im Jahr 2012 um 4,1 Prozent auf 250,1 Millionen (Vorjahr 240,8 Millionen). Der konjunkturelle Aufschwung schlug sich auch positiv in den Umsatzzahlen des Statistischen Bundesamtes nieder: Die Hotels, Hotels garnis, Gasthöfe und Pensionen erzielten 2012 einen Nettoumsatz von 20,66 Milliarden Euro (real +1,5 Prozent).

Nach den Auswertungen des Hotelbenchmarks von STR Global, dem für Deutschland die Daten von rund 900 Hotels zugrunde liegen, nahm die durchschnittliche Zimmerbelegung von 64,9 Prozent auf 66,3 Prozent (+2,2 Prozent) zu. Die Netto-Zimmerpreise (ohne MwSt. und Frühstück) kletterten trotz anziehender Konjunktur um 3,3 Prozent auf 94 Euro (Vorjahr 91 Euro). Die deutschen Hotelpreise lägen damit weiterhin um fast 10 Prozent unter dem europäischen Durchschnittswert. Die deutsche Hotellerie erreichte 2012 einen durchschnittlichen Zimmerertrag (RevPAR) von 62 Euro. Dies entspreche einer Steigerung von 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Die guten Konjunkturzahlen spiegelten sich auch in den Beschäftigungszahlen wider: Zum Stichtag 30. Juni 2012 stieg die Zahl der im Beherbergungsgewerbe sozialversicherungspflichtig Beschäftigten um 2,6 Prozent auf 272.440, während die Gesamtwirtschaft ein Plus von 1,6 Prozent verzeichnete.

Trotz bestehender Überkapazitäten entstünden weiterhin zahlreiche neue Hotels zwischen Ostsee und Alpen: Für die nächsten drei Jahre seien bundesweit 499 Neu-, Um- und Ausbauten (Vorjahr 498) geplant – mit einem deutlichen Zuwachs im Bereich der 1- bis 2-Sterne-Häuser. Würden alle Investitionsprojekte auch realisiert, drängten in den nächsten drei Jahren 66.837 (Vorjahr 65.953) zusätzliche Hotelzimmer auf den deutschen Hotelmarkt.

„Die Branche konnte auch dank des reduzierten Mehrwertsteuersatzes kräftig investieren und so ein noch besseres Preis-Leistungs-Verhältnis erzielen“, wiederholte Dreesen sein MWSt.-Mantra. Im Gegensatz zu den von den Medien vermittelten Bildern sei die Hotellerie in Deutschland weitgehend klein- bis mittelständisch strukturiert. So verfügten fast zwei Drittel der Hotels, Gasthöfe und Pensionen über weniger als 20 Zimmer. „Die Mehrwertsteuersenkung war eine dringend notwendige Investition in den Tourismusstandort Deutschland und hat endlich für Steuergerechtigkeit in Europa gesorgt“, glaubt Dreesen. Nun benötigten die Unternehmer aber auch Planungssicherheit. „Wir haben kein Verständnis für die immer wieder aufkommende Diskussion um die Mehrwertsteuersenkung aus rein populistischen Gründen.“

Bettensteuern sorgen für Verärgerung

Trotz des Hintergrunds der Eurokrise zeigt sich die Hotellerie für 2013 wegen der weiterhin starken Binnennachfrage vorsichtig optimistisch. Der Hotelverband gehe weiter von einem moderaten Wachstum der Umsätze um ein bis zwei Prozent aus. „Voraussetzung dafür ist eine verlässliche und vernünftige Politik. Steuererhöhungen wären Gift für die weitere Entwicklung“, betonte Dreesen. So erteilte der IHAVorsitzende kommunalen Bettensteuern erwartungsgemäß eine deutliche Absage: „Faktisch und juristisch ist eine Unterscheidung zwischen privat und geschäftlich veranlassten Übernachtungen nicht möglich. Schließlich könnte jeder Gast behaupten, geschäftlich unterwegs zu sein, um somit nicht der Bettensteuer zu  unterliegen. Zu Recht haben die Richter am Bundesverwaltungsgericht in Leipzig darauf hingewiesen, dass der Steuerehrliche nicht der Dumme sein dürfte.“

Fairer Wettbewerb im Netz gefordert

Neben den politischen Herausforderungen thematisierte Dreesen auch die rasant  wachsende Bedeutung des Internets für die Branche als Vertriebskanal: „Unsere Mitglieder sind besorgt, mehr und mehr die Kontrolle über ihre Preise, Verfügbarkeiten und Konditionen zu verlieren.“ Um die Märkte zum Nutzen der Gäste, der Vertriebspartner und der Hotellerie offen zu halten, habe der europäische Dachverband der Hotels, Restaurants und Cafés HOTREC „Eckpunkte fairer Praktiken in der Online-Distribution“ erstellt.

Der Hotelverband Deutschland (IHA) begrüßte ausdrücklich die Ermittlungen der Kartellbehörden in mehreren europäischen Ländern, darunter auch des Bundeskartellamtes, gegen verpflichtende Best-Preis-Klauseln der marktbeherrschenden Online-Buchungsportale. „Wir sind zuversichtlich, dass das gegenwärtig der Branche auferlegte engmaschige Paritätengitter rechtlich keinen Bestand haben wird. Mittel- und langfristig ist die Stärkung des Direktvertriebes die nachhaltigste Möglichkeit für die Hotellerie, sich aus der strukturellen Abhängigkeit der Buchungsportale zu lösen und ihre unternehmerische Freiheit zu verteidigen“, glaubt Dreesen.

Missbrauch von Hotelsternen wird geahndet

Der IHA-Vorsitzende Fritz G. Dreesen ging auf der Pressekonferenz auch auf ein Thema ein, dass in den letzten Monaten hohe Wellen geschlagen hatte: irreführende Werbung nicht-klassifizierter Hotels mit Sternen. „Wirbt ein Hotel mit Sternen, die ihm nicht von der Deutschen Hotelklassifizierung gültig vergeben sind, liegt ein Verstoß gegen Wettbewerbsrecht vor und der Betrieb setzt sich einem hohen Abmahnrisiko aus.“ Man werde selbstverständlich gemeinsam mit den Klassifizierungsgesellschaften die Marke „Deutsche Hotelklassifizierung“ gegen Missbrauch verteidigen. „Wenn wir Kenntnis von abmahnfähiger, unlauterer Werbung eines Hotels mit Hotelsternen erlangen, gehen wir dagegen in enger Kooperation mit den Experten der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs vor“, erklärte Dreesen. Allen Gästen riet der IHA-Vorsitzende: „Achten Sie auf das offizielle Schild der Deutschen Hotelklassifizierung und überprüfen Sie im Zweifel auf www.hotelsterne.de, ob ein Hotel zu Recht mit Sternen wirbt!“

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