Kurstädte werden Welterbe: Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen gehören dazu

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Bad Ems bei nacht

 

Das UNESCO-Welterbekomitee hat beschlossen, die „Bedeutenden Kurstädte Europas“ in die Welterbeliste aufzunehmen. Dazu gehören auch Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen. Insgesamt wurden elf Städte in sieben Ländern ausgezeichnet, in denen geschlossene architektonische Ensembles bis heute von der Bäderkultur zeugen.

Der Antrag wurde von Deutschland gemeinsam mit Belgien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich und Tschechien erarbeitet. Das UNESCO-Komitee tagt noch bis zum 31. Juli online.

„Ich freue mich sehr über den Erfolg der elf europäischen Kurstädte, der dank enger internationaler Zusammenarbeit ermöglicht wurde“, so Michelle Müntefering, Staatsministerin für Internationale Kulturpolitik im Auswärtigen Amt. „Mit ihrer Kurtradition und ihren städtebaulichen Besonderheiten bringen sie auf einzigartige Weise das Phänomen der europäischen Kurstadt zum Ausdruck.“

„Im Antlitz der heute ausgezeichneten Kurstädte spiegelt sich Europa“, erklärt die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Maria Böhmer. „Vielfalt und Einheit gehen hier Hand in Hand. Die Tradition der Kurbäder und ihre besondere Architektur, ihre Gemeinsamkeiten und Eigenheiten offenbaren sich hier wie nirgendwo sonst“, betont Böhmer. „Ich freue mich über diese wichtige und richtige Entscheidung des Welterbekomitees.“

Die Tradition der Kur habe sich in Europa auf besondere Art herausgebildet. Rund um Heilquellen entstand demnach ein eigener städtebaulicher Typus: die Kurstadt. Ihre Blüte erlebte die Bäderkultur zwischen 1700 und den 1930er Jahren. Überliefertes Wissen um die Heilkraft des Wassers sowohl beim Baden als auch beim Trinken wurde systematisch untersucht und angewandt. Die Kurstädte mit ihren Quellen seien zu Orten der Heilung und Erholung gworden, was ihre städtebauliche Entwicklung begünstigen sollte.

 

Baden-Baden Welterbe

 

Rund um die Heilquellen wurden exklusive Kurgebiete angelegt. Seit dem 18. Jahrhundert gehörte es zum guten Ton, dass jede noch so kleine Herrschaft ein Kurbad hatte. So entstanden quer durch Europa von England bis Rumänien rund 1.500 größere und kleinere Kurorte. Architekten von Rang wurden verpflichtet, Trinkhallen, Kurhäuser, Kolonnaden, Grand Hotels, aber auch private Villen und Sakralbauten für die verschiedenen Glaubensgemeinschaften zu entwerfen. In Theatern und Casinos kamen die Gäste zusammen, Kurgärten und Parks verleihen den Orten ihr mondänes Flair.

Bis heute stünden die Kurstädte von Spa in Belgien, das französische Vichy, Bath im Westen Englands, Montecatini Terme in der Toskana, Baden bei Wien, Karlovy Vary, Františkovy Lázně und Mariánské Lázně im böhmischen Bäderdreieck, Baden-Baden, Bad Ems und Bad Kissingen für diese besondere Epoche europäischer Geschichte.

Das UNESCO-Welterbekomitee tagt vom 16. bis 31. Juli 2021 online. Es setzt sich aus 21 gewählten Vertragsstaaten der Welterbekonvention zusammen. Es entscheidet in der Regel jährlich über die Einschreibung neuer Kultur- und Naturstätten in die Welterbeliste und befasst sich mit dem Erhaltungszustand eingeschriebener Stätten. Auf der Liste des UNESCO-Welterbes stehen mehr als 1.120 Kultur- und Naturstätten in 167 Ländern.

Nahezu zeitgleichwurde im Rahmen der Sitzug auch die Mathildenhöhe in Darmstadt zum Welterbe erklärt. Auch über den Limes als grenzüberschreitendes Welterbe soll noch entschieden werden.

www.unesco.de

Bilder: Getty Images/Canva - Bad Ems, Baden-Baden