WinHealth: Neue Wege im Tiroler Gesundheitstourismus

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Das seit November 2016 laufende INTERREG Projekt WinHealth ist in die erste Intensivphase eingetreten. Im Rahmen einer ersten wissenschaftlichen Studie werden in Tirol die Auswirkungen von Skitourengehen auf die Muskulatur und das allgemeine Wohlbefinden untersucht. Weitere Projekte sind geplant.

Das Interesse potenzieller Studienteilnehmer sei schon im Vorfeld groß gewesen und habe die Erwartungen bei weitem übertroffen, wie beim Pressegespräch am Donnerstag berichtet wurde. Die Studienergebnisse und weiteren Analysen sollen helfen, neue gesundheitstouristische Angebote zu generieren, um Innovationsimpulse für den Gesundheitstourismus zu liefern, die Reputation des Alpinen Naturraums als Urlaubsziel zu erhöhen und die wirtschaftliche Stabilität der Regionen zu stärken.

Standortagentur Tirol und Privatuniversität UMIT nehmen dafür 400.000 Euro in die Hand, über die Interreg-Förderung der EU fließen über 315.000 Euro wieder zurück nach Tirol. Insgesamt vereint das Projekt WinHealth acht Projektpartner und fünf assoziierte Partner in vier Regionen.

Der Tourismus ist im Wandel: Demografische Änderungen, Klimawandel, immer anspruchsvoller werdende Gäste und sich ändernde Aufenthaltsmuster machen ständige Innovationen notwendig. Gemeinsam mit Wirtschaft und Wissenschaft unterstützt das Land Tirol daher neue Projekte mit maßgeschneiderten FTI*-Förderungen und speziellen Services, die über die Standortagentur Tirol in Anspruch genommen werden können.

Das Projekt WinHealth (Abkürzung für WINter HEALTH) setze diesen Innovationsweg fort und verbinde Wirtschaft und Wissenschaft mit dem Tourismus. Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf: „Ein Drittel der österreichischen gesundheitstouristischen Gewerbebetriebe ist in Tirol angesiedelt, jährlich erzielen sie mit ihren über 26.000 Beschäftigten eine direkte Wertschöpfung von 1,4 Milliarden Euro. Mit dem Projekt WinHealth unterstützen wir die heimischen Betriebe aktiv dabei, diese österreichweiten Spitzenwerte zu behaupten und mit der Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen ihren Wettbewerbsvorsprung weiter auszubauen.“

WinHealth soll der internationalen Sichtbarkeit Tirols dienen

Das Land Tirol forciere seit Jahren Projekte, um die heimischen Kompetenzen aus Technologie, Gesundheit und Tourismus miteinander zu verknüpfen. Dementsprechend war auch die Standortagentur Tirol bei der Ideenfindung und der Anbahnung von WinHealth beteiligt. Mit WinHealth sollen auf Basis wissenschaftlicher Ergebnisse Produkte und Dienstleistungen für den Gesundheitstourismus entwickelt werden. Davon soll auch die Region St. Johann profitieren. Ein wichtiger Fokus im Projekt WinHealth liegt auf der Replizierbarkeit der Ergebnisse, wodurch neue Produkte und Dienstleistungen in ganz Tirol angewendet werden können.

Dr. Harald Gohm, Geschäftsführer der Standortagentur Tirol dazu: „Als Vernetzerin von Wirtschaft und Wissenschaft treibt die Standortagentur Tirol aktiv Innovationsprojekte im Tiroler Kompetenzdreieck von Technologie, Gesundheit und Tourismus voran. Das Projekt WinHealth steht prototypisch für diese Schwerpunktsetzung und ist für uns zudem Beleg für die Effizienz unserer Arbeit in den Clustern. Außerdem wird WinHealth die Positionierung Tirols als Gesundheits- und Technologiestandort hierzulande und über die Grenzen hinaus weiter stärken.“

1,2 Millionen Euro Gesamtfördersumme

WinHealth wird im Zeitraum von November 2016 bis April 2019 von acht Partnern in den Regionen Salzburg, Tirol, Südtirol und Udine umgesetzt und von der EU über das Interreg-Programm Österreich-Italien mit knapp einer Million Euro gefördert. Als Lead-Partner fungiert das Institut für Ecomedicine der Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg – Privatstiftung unter der Leitung von Univ.-Doz. Mag. Dr. Arnulf Hartl. Insgesamt bringen die Projektpartner 1,2 Millionen Euro ein, von denen über 80 Prozent über die Interreg-Förderung wieder zurück an die Projektpartner fließen. In Tirol investieren die Standortagentur Tirol und die UMIT mehr als 400.000 Euro, über 315.000 Euro fließen über die Interreg-Förderung wieder an die beiden Projektpartner zurück. WinHealth verfolgt das Ziel, auf Basis wissenschaftlicher Studien gesundheitstouristische Angebote zu entwickeln und damit eine Diversifizierung bei bestehenden touristischen Möglichkeiten anzustoßen. Die Produktentwicklung selbst fokussiert dabei auf drei Kernelemente:

  • Natürliche Gesundheitsressourcen (feinstaubarme, kalte Luft, Höhenlage etc.)
  • Bewegung - „White Exercise“ (Mix aus Wintersportarten)
  • Betriebliche Qualifizierung

In konkreten Zahlen soll WinHealth

  • die Entwicklung von mindestens zwei neuen gesundheitstouristischen Winterprodukten in jeder der vier Partnerregionen, unter anderem in St. Johann in Tirol ermöglichen,
  • mindestens zwei touristische Natur- und Kulturstätten in jeder Pilotregion in Wert setzen, so auch in St. Johann,
  • die Anzahl der Ankünfte im gesamten Programmgebiet um rund fünf Millionen steigern, und zwar durch neue buchbare gesundheitstouristische Winterprodukte.

„Der Innovationsdruck ist hoch, erfolgreiche Projekte im alpinen Gesundheitstourismus wie Hohe Tauern Health haben aber klar gezeigt, welches Potenzial in Natururlauben in Kombination mit neuen Gesundheitsangeboten liegt. WinHealth schärft den Fokus unserer Partnerregionen in Italien und Österreich auf Gesundheitstourismus im Winter“, ist Arnulf Hartl überzeugt.
Pilotregion St. Johann

Als eine der Pilotregionen für WinHealth biete St. Johann mit seinem Angebot an gesundheitsmedizinischen Einrichtungen wie dem Bezirkskrankenhaus, zahlreichen niedergelassenen Ärzten, Therapeuten und weiteren Gesundheitsprofessionisten sowie seiner Erfahrung im Tourismus beste Voraussetzungen.

Gernot Riedel, Geschäftsführer des Tourismusverbandes St. Johann: „Mit dem medizinischem Know-how am Bezirkskrankenhaus rund um Knieorthopädie, der touristischen Expertise und der bestehenden Infrastruktur wird WinHealth St. Johann in Sachen Gesundheitstourismus weiter nach vorne bringen.“ Durch die Teilnahme am WinHealth-Projekt - in Kooperation mit dem Sporthotel Explorer - nutze St. Johann zudem die aktuell vorhandene Investitionsdynamik im Tourismus. Bereits in den letzten Jahren sind über 700 Betten in der Region dazugekommen. WinHealth und ähnliche Projekte sollen durch kompetente Kombinationen qualitätsvoller Angebote und Produkte das Image der gesamten Region langfristig noch weiter heben.

UMIT-Studie: Medizinischen Auswirkungen von Skitouren

Im Rahmen des Projekts habe vor wenigen Tagen eine wissenschaftliche Studie begonnen. Durchgeführt werde diese vom Institut für Sport-, Alpinmedizin und Gesundheitstourismus (ISAG) der Tirol Kliniken und der Privaten Universität für Medizinische Informatik und Technik UMIT unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Wolfgang Schobersberger. Mehr als 300 Personen hätten sich für die Teilnahme an der Studie gemeldet – weit mehr als erwartet. 90 wurden getestet und 50 nehmen tatsächlich an der Studie teil.

In mehreren Teilen würden erstmals die Auswirkungen von professionell geführten Skitouren während eines sechstägigen Aktivurlaubes auf sportmedizinisch messbare Parameter wie die Muskelermüdung sowie das subjektive Wohlbefinden von Probanden mit und ohne Knieendoprothese untersucht. „Bei WinHealth können wir unsere Erfahrung aus der Zusammenarbeit mit Spitzensportlern und der sportmedizinischen Diagnostik auf Spitzenniveau nun erstmals in eine klinische Studie mit Hobbysportlern einbringen. Von den Ergebnissen werden sowohl die Wissenschaft als auch der Tourismus profitieren“ ist Prof. Wolfgang Schobersberger überzeugt. Kosten entstehen für die Teilnehmer – abgesehen von einem geringen Selbstkostenbeitrag – keine. Erste Ergebnisse sollen im Sommer 2017 vorliegen, der zweite Teil der Studie wird Anfang 2018 stattfinden.

https://www.standort-tirol.at/page.cfm?vpath=cluster/internationale-projekte/winhealth