Vorbild "Bad Banks": In Österreich sollen „Bad Companies“ die Betriebe in der Coronakrise retten

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Der Österreichische Gewerbeverein (ÖGV) hat einen ungewöhnlichen Vorschlag zur Überbrückung der Coronakrise gemacht, dem auch der ÖHV etwas abgewinnen kann.

Nach dem Vorbild der "Bad Banks" aus der Finanzkrise soll es "Bad Companies" geben - eine Art staatliche "Bad Bank" für Unternehmen in Schwierigkeiten. So sollen Zahlungsverpflichtungen dorthin übertragen werden. Konkret bedeute dies, alle seit Mitte März gewährten Überbrückungen und Stundungen im Sinne einer "Bad-Company" in einer eigenen COVID-Sanierungsgesellschaft zusammenzuführen.

Dieses Modell trenne die durch die Krise verursachten Zahlungsverpflichtungen vom operativen und gesunden Geschäft des Unternehmens. Über eine Art "Österreich-Treuhand" lasse der Staat den Firmen Eigenkapital zukommen, indem er die Forderungen der Bad-Company in Beteiligungen umwandele. Dadurch würde die auch in Deutschland gefürchtete Überbrückungs- und Stundungsfalle vermieden.

Auch die Hoteliervereinigung ist angetan von der Idee. „Wir teilen die Einschätzung des Gewerbevereins, dass gut ein Drittel der Betriebe in großen Nöten steckt. ‚Bad Companies‘ zum Auslagern krisenbedingter Schulden nach dem Vorbild der Bankenkrise und den Betrieben rasch und unkompliziert Eigenkapital zur Verfügung zu stellen, wie vom Gewerbeverein vorgeschlagen, wäre für sie wie Licht am Ende des Tunnels“, erklärt ÖHV-Generalsekretär Dr. Markus Gratzer. Regierung und Nationalrat sollen den Gewerbevereins-Vorschlag zeitnah prüfen und realisieren: „So wie die Kurzarbeit gehört auch dieses Instrument aus der Weltwirtschaftskrise 2009 rasch adaptiert.“

Ein Gläubiger je Unternehmen und individuelle Zahlungsziele

Vielen Betrieben werden aktuell Abgaben gestundet – die meisten von ihnen werden die Forderungen nicht so rasch zurückzahlen können. Zahlungsziele immer wieder aufzuschieben wäre eine halbherzige Lösung: ein Damoklesschwert für funktionierende Betriebe mit Krisenschuldenrucksack. „Statt die Unternehmen Verhandlungen mit einer Vielzahl öffentlicher Gläubiger und in weiterer Folge unterschiedlichen Zahlungszielen, Raten und Empfängern zu belasten, sollten besser alle seit Mitte März gewährten Überbrückungen und Stundungen der öffentlichen Hand in einer COVID-Sanierungsgesellschaft gebündelt werden. Die soll die Rückzahlung mit jedem Unternehmen individuell auf Basis von Kennzahlen und Geschäftsgang vereinbaren“, bringt Gratzer die Erleichterung für die Abgabenschuldner und den Zugewinn an Sicherheit für die Gläubiger auf einen Nenner: „Dann kann sich der Unternehmer voll und ganz auf das operative Geschäft konzentrieren. Das wird nach der Krise auch dringend nötig sein.“

Bilanzen um Corona-bedingte Außenstände bereinigen

Ein weiterer Vorteil wäre, dass die Bilanzen um Corona-bedingte Außenstände bereinigt seien. Das würde den Banken trotz Basel III eine Kreditvergabe an Unternehmen ermöglichen, die vor der Krise gesund waren: „Wir wollen verhindern, dass Betriebe, die vor der Krise gesund waren, nach der Krise nicht investieren können oder wollen. Können wir die Corona-Außenstände nicht rasch aus den Bilanzen herauslösen und damit vom operativen Geschäft trennen, wird uns das noch lange nachhängen, viel länger als es mit dieser Lösung notwendig wäre“, befürwortet Gratzer den ÖGV-Vorschlag: Er würde eine raschere Rückkehr zur Normalität ermöglichen: „Der Gewerbevereins-Vorschlag der ‚Bad Companies‘ kann die eine wichtige Maßnahme sein, die Tausende Betriebe in allen Branchen rettet und das Durchstarten nach der Krise erleichtert.“

Eigenkapital-Lösung für Hotellerie im Werden

Die vom Gewerbeverein vorgeschlagene Österreich-Treuhand soll für den Tourismus in Form eines von der ÖHT und Geschäftsbanken mit 500 Mio. Euro ausgestatteten Eigenkapitalfonds realisiert werden. „Das sehen wir sehr positiv, gerade für die Bewertung von Tourismusbetrieben braucht es Branchenkenner“, betont Gratzer und hält fest, dass auch Betriebe in anderen Branchen derartige Lösungen brauchen werden. Ein weiterer ÖHV-Vorschlag ist die Möglichkeit, Eigenkapital steuerfrei aufzuwerten: „Das würde Betrieben mit Grundstücken mit hohem Verkehrswert Investitionen erleichtern. Dabei würde niemand etwas verlieren, da gibt es nur Gewinner. Und vor allem gibt es keinen Grund, das nicht umzusetzen“, hält Gratzer fest.

https://www.gewerbeverein.at/
www.oehv.at


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