Sparkassen-Tourismusbarometer: Strategien zur Nutzensteigerung

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In diesem Jahr beschäftigte sich das Sparkassen-Tourismusbarometer Schleswig-Holstein mit der Frage, wie der Nutzen des Tourismus auch über die klassischen Wachstumsziele hinaus weiter gesteigert werden kann.

Im vergangenen Jahr verzeichnete der echte Norden ein Übernachtungsplus von 4,1 Prozent. Damit übertrafen die gewerblichen Betrieben erstmals die Marke von 28 Millionen Übernachtungen. Mit einem Plus von rund 1,1 Millionen Übernachtungen im Jahr 2016 wurde sogar das sehr erfolgreiche Vorjahr (rund 27 Mio. Übernachtungen) noch einmal übertroffen. Als bestes Flächenbundesland platzierte sich Schleswig-Holstein damit klar über dem Bundesdurchschnitt (+2,5 Prozent) und wies zum vierten Mal in Folge eine höhere Nachfragedynamik als seine benachbarten Küstenbundesländer auf.  Die Auslastung der Betten stieg gegenüber dem Vorjahr um 1,2 Prozentpunkte auf 37,0 Prozent.

Und auch bei der Gästezufriedenheit konnte Schleswig-Holstein demnach erneut punkten: Das Land liege in den Bewertungen auf Online-Plattformen derzeit mit 84,2 von 100 möglichen Indexpunkten hinter Bayern auf Rang zwei im undesländervergleich. Bereits 2012 konnten in diesem Bereich Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen überholt werden; die schleswigholsteinische Nordsee liege mit 86,4 Punkten sogar auf Platz sechs aller deutschen Tourismusregionen.

Wachstum in der Nebensaison

„Die Zahlen belegen ganz deutlich: Schleswig-Holsteins Tourismusstrategie greift“, sagte Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Reinhard Meyer bei der Vorstellung des Tourismusbarometers. Positiv sei vor allem ein Wachstum in der Nebensaison zu bewerten. So verzeichneten Beherbergungsstätten ab zehn Betten sowie die Campingplätze im Januar und Februar 2017 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 2,7 Prozent mehr Gäste und 2,2 Prozent mehr Übernachtungen.
Der Wirtschaftsfaktor Tourismus wies im vergangenen Jahr demnach erstmals knapp acht Milliarden Euro an Bruttoumsatz aus. Der Anteil des Tourismus am gesamten Primäreinkommen Schleswig-Holsteins liege damit bei 5,3 Prozent. Dem Land bringe das Steuereinnahmen in Höhe von 245 Millionen Euro.
Der anhaltende touristische Aufschwung schlage sich mittlerweile auch in den Bilanzen der Betriebe nieder. „Mit der Zimmerauslastung sind auch die Zimmerpreise gestiegen. Allein von 2014 auf 2015 wuchs die Gewinnmarge der Betriebe um 4,5 Prozent. Diese Dynamik versetzt die Branche auch in die Lage, fällige Investitionen zu tätigen“, sagte Reinhard Boll, Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Schleswig-Holstein. Und das sei auch nötig: Neben Neuinvestitionen seien auch Investitionen in den Bestand wichtig, um die Qualität weiter zu steigern und zufriedene Gäste anzulocken. „Hier besteht ganz klar noch Ausbaupotenzial“, so Boll.
Die angeschobenen Qualitätsinitiativen gelte es nun fortzuführen, um auch langfristig bei der Gästezufriedenheit und einer höheren Wertschöpfung punkten zu können, betonte auch Dr. Jörn Klimant, Vorsitzender des Tourismusverbandes Schleswig-Holstein. Der Tourismus im nördlichsten Bundesland sei gefragt, die Zukunft weiter aktiv zu gestalten, neue attraktive Angebote auf den Markt zu bringen und auch die Herausforderungen der Digitalisierung strategisch anzugehen.

Mehr als nur quantitatives Wachstum

Das jährliche Tourismusbarometer ist für die Branche immer auch Anlass, vorauszublicken. So seien sich die Akteure einig, den Fokus nicht allein auf das quantitative Wachstum auszurichten. „Nicht alle Orte und Regionen in Schleswig-Holstein können, müssen und wollen in gleichem Maße weiterwachsen“, sagte Klimant. Natürlich leiste der Tourismus einen großen Beitrag für die Regionalentwicklung. „Seine positiven Auswirkungen gehen dabei deutlich über ökonomische Effekte hinaus. Die Branche trägt zu einer stärkeren Attraktivität der Region und des Wirtschaftsstandortes sowie zum Ausbau der Infrastruktur bei“, so Klimant.

Dies konnte demnach anhand der drei Orte St. Peter-Ording, Grömitz und Berkenthin beispielhaft nachgewiesen werden. So zeigte sich unter anderem, dass der Tourismus ein zusätzliches Angebot an Veranstaltungen, Verkehrs- und Freizeitinfrastruktur schaffe. Darüber hinaus sei er wichtiger Arbeitgeber auch für Menschen aus den umliegenden Gemeinden.

Trotz der zahlreichen positiven Effekte für Orte und Regionen könne der Tourismus insbesondere in Spitzenzeiten Begleiterscheinungen hervorrufen, die teilweise als negativ wahrgenommen und sich fast immer aus der typischen räumlichen beziehungsweise zeitlichen Konzentration von Besuchern ergäben. „In Schleswig-Holstein zeigt sich dies punktuell und saisonal z. B. in Verkehrsproblemen. Diese Umstände müssen wir frühzeitig erkennen und ihnen proaktiv begegnen“, sagte Klimant.
Wichtige Maßnahmen seinen hier die unmittelbare Kommunikation mit Einwohnern, Wirtschaft und Gästen sowie eine enge Kooperation mit anderen Wirtschaftszweigen mit dem Ziele, regionale Wertschöpfungsketten zu stärken. Hier besteht nach Ansicht der Experten noch Nachholbedarf.

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