Historischer Einbruch des Städtetourismus nach NRW: Alle Regionen im Minus

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Düsseldorf Hafen

 

Zehn Rekordjahre in Folge haben die nordrhein-westfälischen Beherbergungsbetriebe bis 2019 gemeldet. Die Corona-Pandemie hat die Entwicklung jedoch jäh gestoppt: Sowohl Gäste- als auch Übernachtungszahlen brachen 2020 massiv ein und lagen damit auf einem so niedrigen Niveau wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Besonders der Städtetourismus leidet.

Hochrechnungen* von Tourismus NRW zufolge verbuchten die meldepflichtigen Beherbergungsbetriebe in Nordrhein-Westfalen 2020 rund 10,9 Millionen Gäste, was einem Minus von rund 55 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspräche. Die Zahl der Übernachtungen brach gleichzeitig um rund 47 Prozent ein und lag bei 28,1 Millionen. Das Minus bei den Übernachtungen ausländischer Gäste fiel mit etwa -63 Prozent sogar noch gravierender aus, nicht zuletzt wegen der pandemiebedingten Absage nahezu aller Messen. Insgesamt lag die Zahl der Gäste den Hochrechnungen zufolge etwa auf dem Niveau von 1989. Die Übernachtungszahlen sanken gar auf den niedrigsten Wert seit Beginn der Statistiken 1985.

„Die Corona-Pandemie hat die Tourismusbranche mit einer unvorstellbaren Wucht getroffen. Viele Betriebe, die über Jahre, teils auch Jahrzehnte erfolgreich geführt und am Markt etabliert waren, drohen an der Krise zu zerbrechen und für immer zu schließen“, erklärt Dr. Heike Döll-König, Geschäftsführerin des Tourismus NRW.“ Um dies zu verhindern, müssten Hilfszahlungen des Bundes rascher ankommen und gemeinsam Perspektiven für die Branche geschaffen werden.

Entwicklung verlief je nach Destination und Betriebstyp unterschiedlich

Die Entwicklung in den einzelnen Regionen verlief 2020 äußerst unterschiedlich – einen Krisengewinner gab es jedoch nirgendwo. Besonders starke Rückgänge mussten die städtetouristischen Destinationen hinnehmen, da sowohl die normalerweise stark vertretenen internationalen Gäste und Businessgäste weitgehend ausblieben als auch die normalerweise wichtigen Veranstaltungen und Events aufgrund von Absagen als Reiseanlässe ausfielen.

Ländlichere Regionen waren verglichen damit in den Öffnungsphasen hingegen stärker gefragt. Das geringste Minus im Jahresverlauf verbuchte daher auch das Sauerland mit –34 Prozent bei den Übernachtungen. Den stärksten Rückgang verzeichnete Düsseldorf, das gemeinsam mit dem Kreis Mettmann auf ein Minus von 63 Prozent kam. Um den Inlandstourismus zu stärken und Menschen für Ziele in Nordrhein-Westfalen zu begeistern, hat das Land im vergangenen Sommer die Kampagne „#rauszeitlust – Mach mal NRW“ mit 1,2 Millionen Euro unterstützt.

Auch bei den Unterkunftsformen waren pandemiebedingt deutliche Unterschiede zu sehen: Autarke Übernachtungsangebote wie Camping oder Ferienwohnungen kamen deutlich besser durch die Krise als beispielsweise Hotels. So lagen die Rückgänge bei den Campingplätzen bei rund -10 Prozent und bei Hotels bei rund -54,0 Prozent. Noch härter traf es Gruppenunterkünfte wie Hütten oder Jugendherbergen, die ein Minus von 70 Prozent bei den Übernachtungen verbuchten.

Auch Zahl der Tagesreisen geht zurück

Auch die Zahl der Tagesreisen ging 2020 massiv zurück. Nach ersten Lockerungen jedoch zeichnete sich hier eine schnelle Erholung ab – was teilweise sogar zu Overtourism führte. „Die Nachfrage zeigt, dass die Lust der Menschen aufs Reisen keineswegs verloren gegangen ist. Das, verbunden mit einer verbreiteten Immunisierung durch Impfungen, gibt mir Hoffnung für 2021“, erklärt Döll-König.

Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart: „Die Tourismusbranche leidet stark unter den Auswirkungen der Corona-Pandemie. Besondere Rückgänge gab es beim Messetourismus, der von den Lockdown-Maßnahmen nahezu das ganze Jahr über betroffen war. Auch in den kommenden Monaten dieses Jahres ist hier mit erheblichen Einschränkungen zu rechnen. Wir stehen in engem Austausch mit der Branche und unterstützen dort, wo wir können. Dies gilt auch mit Blick auf eine baldige Wiederöffnung und die Entwicklung neuer Angebote. Ich bin fest davon überzeugt, dass der Tourismus nach dem Lockdown schnell wieder an Fahrt aufnehmen wird und die Branche im laufenden Jahr wieder Fuß fasst.“

www.touristiker-nrw.de

* Die Hochrechnungen basieren auf den Zahlen der von IT.NRW veröffentlichten amtlichen Statistik für die Monate Januar bis November 2020 sowie auf der Annahme, dass sich die Zahlen im Dezember 2020 aufgrund des Lockdowns ähnlich entwickelt haben wie im April 2020.

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