Trotz Wachstum: ÖHV kritisiert Marketing der Österreich Werbung

am . Veröffentlicht in Statistik & Benchmarks

Nach vorläufigen Ergebnissen von Statistik Austria wurden für die erste Hälfte der Sommersaison 2012 (Mai bis Juli) 31,19 Mio. Nächtigungen gemeldet. Das entspricht einer Zunahme von 2,5% gegenüber demselben Zeitraum des Vorjahres.

–Im Gegensatz zu den inländischen Gästenächtigungen (-0,3% auf 10,0 Mio.) entwickelten sich jene von ausländischen Gästen mit +3,9% auf 21,19 Mio. positiv. Insgesamt konnte damit das beste Nächtigungsergebnis für die erste Sommerhälfte seit dem Jahr 1995 (32,33 Mio.) erzielt werden. Die Zahl der Gäste (Ankünfte) erhöhte sich im aktuellen Zeitraum Mai bis Juli um 3,0% auf 9,49 Mio., womit das beste jemals erhobene Ergebnis erreicht wurde. Die Zahl der inländischen Gäste konnte dabei um 1,1% auf 3,36 Mio., jene der ausländische Gäste um 4,0% auf 6,13 Mio. zulegen.

Nach Herkunftsländern entwickelten sich – mit Ausnahme von Belgien (-2,8%), dem Vereinigten Königreich (-2,6%), Italien (-9,8%) und Frankreich (-4,5%) – die wichtigsten Herkunftsmärkte positiv; die höchsten relativen Zuwächse erreichten Gästenächtigungen aus Russland (+18,1%), gefolgt von Gästen aus den Niederlanden (+10,9%), den USA (+8,9%), der Schweiz (+5,2%) und Schweden (+4,8%). Nächtigungen aus dem wichtigsten Herkunftsland Deutschland (rd. 52% der Ausländernächtigungen) erreichten mit 11,0 Mio. ein Plus von 2,5%.

Betrachtet man das Nächtigungsaufkommen nach Unterkunftskategorien, so waren Zunahmen in 5-/4- und 2-/1-Stern-Hotelbetrieben (+3,1% bzw. +3,2%) zu verzeichnen, in gewerblichen Ferienwohnungen betrug die Zunahme 8,6%, in privaten Ferienhäusern bzw. -wohnungen +4,6%. Privatquartiere (-3,4%) und 3-Stern-Betriebe (-0,9%) lagen unter dem Vorjahresniveau.

Juli 2012: 15-Mio.-Nächtigungsmarke überschritten

Der nach dem August zweitwichtigste Sommermonat Juli (auf ihn entfallen rund ein Viertel aller Sommernächtigungen) schloss mit 15,12 Mio. Nächtigungen ab, um 1,5% mehr als noch im Juli des Vorjahres. Die Ausländernächtigungen erhöhten sich um 3,0% auf 10,91 Mio. Nach Herkunftsländern dominierte erwartungsgemäß Deutschland mit 5,38 Mio. Übernachtungen (+3,1% gegenüber Juli 2011), gefolgt von den Niederlanden mit 1,45 Mio. Die höchsten relativen Nächtigungszuwächse erreichten die Niederlande mit +12,5%, gefolgt von Russland mit +10,7%. Die Zahl der Gäste (Ankünfte) lag mit 3,99 Mio. (-0,4%) unter dem Vorjahresniveau.

Bisheriges Kalenderjahr 2012: Neues Rekordniveau

Für das bisherige Kalenderjahr 2012 (Jänner bis Juli 2012) lagen rund 82,15 Mio. Übernachtungen vor, um 3,9% mehr als im selben Vorjahreszeitraum; seit Beginn der statistischen Aufzeichnungen wurden für diesen Zeitraum noch nie so viele Übernachtungen registriert. Auch bei den Ankünften konnte mit einer Zunahme von 4,1% auf 21,59 Mio. ein neuer Rekordwert erreicht werden. Zunahmen bei Ankünften und Nächtigungen wurden dabei sowohl von inländischen (+3,3% bei den Ankünften und +1,6% bei den Übernachtungen) als auch bei ausländischen Gästen (+4,5% bei den Ankünften und +4,7% bei den Übernachtungen) erzielt.

Trotz dieser Zahlen gab es Kritik. Kein Grund zur Freude sei für ÖHV-Präsident Schellhorn das "viel zu geringe Plus bei den Nächtigungen. Das hinkt dem Bettenwachstum hinterher." Die Inlandsoffensive habe sich als falsch herausgestellt. Das Plus konzentriert sich auf die Städte. Schellhorn wolle die Berge im Zentrum der Bewerbung sehen.

"Es stehen heuer mehr Betten leer als im Vorjahr. Das ist kein Grund zur Freude", erklärt Sepp Schellhorn, Präsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV) angesichts der mageren Zunahme bei den Nächtigungen: Eine Steigerung um 2,5 % reiche nicht aus, um das gestiegene Bettenvolumen zu füllen. Verschärft werde die Situation dadurch, dass sich die Zunahme auf die Städte konzentriere, die im ersten Halbjahr ein Nächtigungsplus von 8,3 % verzeichneten.

"Die Nachfrage hinkt dem Angebot hinterher. Wirtschaftlich zu arbeiten ist angesichts des momentanen Preisniveaus kaum möglich", erklärt Schellhorn und verweist auf den aktuellen Tourismusbericht des Wirtschaftsministeriums: "Dieser Bericht verdient mehr Aufmerksamkeit als aus dem Zusammenhang gerissene Zahlen", so Schellhorn. Univ. Prof. Dr. Egon Smeral zeige darin auf, dass die Tourismusumsätze seit 2009 international stark gestiegen, in Österreich im gleichen Zeitraum aber gesunken seien. "Dieser Trend setzt sich fort - allen Jubelmeldungen der vergangenen Jahre zum Trotz: Da wird ein schrumpfender Kuchen auf mehr Esser verteilt. Dabei schaut nichts anderes heraus als viele knurrende Mägen", verweist Schellhorn auf den Tourismusbericht: "Ausgaben steigen stärker als Einnahmen", "Spielraum der Unternehmen eingeengt", "Vielzahl von Unternehmen in einer wirtschaftlich sehr angespannten Situation".

ÖW soll Heimvorteil auf internationalem Markt ausspielen können

Neben Maßnahmen zur Marktbereinigung sei aus Sicht der Hotellerie zielgerichtetes Marketing unverzichtbar: "Der Bergsommer als unser ein Spitzenprodukt muss im Fokus einer Kampagne auf internationalen Wachstumsmärkten stehen", so Schellhorn. Der Rückgang im Inland zeigt klar: "Die Österreich Werbung muss ihre Kompetenz dort ausspielen dürfen, wo sie das am besten kann. Sie hat auf internationalen Märkten einen klaren Heimvorteil. Den muss sie ausspielen können, dort müssen wir ihre Präsenz ausbauen. Den Inlandsmarkt bearbeiten besser kleinere Organisationen", richtet der Branchensprecher dem ÖW-Präsidium die klare Erwartungshaltung der Hotellerie aus.

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