Schweiz im Abwärtssog

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Laut den provisorischen Ergebnissen des Bundesamtes für Statistik (BFS) verzeichnete die Hotellerie in der Schweiz im Juni 2012 insgesamt 3,1 Millionen Logiernächte, was gegenüber Juni 2011 einer Abnahme von 5,5 Prozent (-183'000 Logiernächte) entspricht. Hotelleriesuisse fordert erneut ein Gegensteuern.

Insgesamt 1,3 Millionen Logiernächte gingen auf das Konto der inländischen Gäste. Dies entspricht einem Rückgang von 5,6 Prozent (-76'000 Logiernächte). Die ausländischen Gäste generierten 1,8 Millionen Logiernächte, was eine Abnahme von 5,5 Prozent bedeutet (-107'000 Logiernächte).

Um die Auswirkungen von Auffahrt und Pfingsten (im Jahr 2011 im Juni, im Jahr 2012 im Mai) auszugleichen, sind die Resultate der Monate Mai und Juni gemeinsam zu betrachten. Im Verlauf dieser beiden Monate wurden 5,7 Millionen Logiernächte verzeichnet, was einen Rückgang von 2,9 Prozent (-168'000 Logiernächte) gegenüber denselben Monaten des Jahres 2011 darstellt. Die inländischen Gäste verzeichneten eine Abnahme von 1,8 Prozent (-42'000 Logiernächte), die ausländischen Gäste ein Minus von 3,6 Prozent (-126'000 Logiernächte).

Im ersten Halbjahr 2012 kumuliert sich die Zahl der Logiernächte auf 16,8 Millionen. Dies entspricht einer Abnahme von 3,7 Prozent (-643'000 Logiernächte) gegenüber derselben Vorjahresperiode. Die ausländische Nachfrage registrierte 9,3 Millionen Logiernächte und damit einen Rückgang von 6,1 Prozent (-602'000 Einheiten). Die Gäste aus dem Inland verzeichneten 7,5 Millionen Logiernächte und damit eine Reduktion um 0,5 Prozent (-41'000 Logiernächte).

Rückgänge aus Europa

Im Juni 2012 verzeichneten die Besucherinnen und Besucher aus Europa (ohne Schweiz) einen Logiernächterückgang von 168'000 Einheiten (-13%) gegenüber Juni 2011. Deutschland verbuchte ein Minus von 97'000 Logiernächten (-19%) und damit die deutlichste absolute Abnahme aller Herkunftsländer. Es folgen das Vereinigte Königreich (-19'000 Logiernächte / -11%), die Niederlande mit einer Abnahme von 18'000 Einheiten (-23%) sowie Frankreich (-16'000 / -14%). Demgegenüber verzeichnete Russland ein Plus von 2300 Einheiten (+6,8%).

Bei den Gästen aus Amerika resultierte ein Rückgang um 3500 Logiernächte (-1,3%). Mit 3500 Logiernächten weniger (-1,8%) verzeichneten die Vereinigten Staaten die stärkste absolute Abnahme dieses Kontinents. Die Nachfrage aus dem asiatischen Kontinent erhöhte sich um 61'000 Logiernächte (+17%). Die Golfstaaten generierten 41'000 zusätzliche Logiernächte (+94%), das ist die stärkste absolute Zunahme aller Herkunftsländer. Es folgen China (ohne Hongkong) mit einem Logiernächteplus von 8100 Einheiten (+13%), Indien mit einem Wachstum von 7600 Einheiten (+8,7%) und Japan (+5200 / +7,4%). Die beiden Kontinente Ozeanien und Afrika verzeichneten Steigerungen von 1900 (+5,7%) bzw. 1300 Logiernächten (+4,6%).

Unterschiedliche Entwicklung in den Tourismusregionen

Acht Tourismusregionen registrierten im Juni 2012 einen Rückgang gegenüber derselben Vorjahresperiode. Graubünden verzeichnete mit einem Minus von 46'000 Logiernächten (-12%) den deutlichsten absoluten Rückgang gegenüber Juni 2011. Das Berner Oberland verbuchte 39'000 Einheiten weniger (-10%), das Tessin 31'000 weniger (-11%) und die Region Luzern / Vierwaldstättersee 30'000 weniger (-7,9%). Das Wallis verzeichnete ein Minus von 25'000 Einheiten (-9,5%). Demgegenüber registrierte die Region Zürich mit einem Plus von 14'000 Einheiten (+2,7%) das deutlichste absolute Wachstum. Es folgt Genf mit einer Zunahme von 10'000 Logiernächten (+3,7%).

Erstes Halbjahr 2012

In den sechs ersten Monaten 2012 generierten die inländischen Gäste 7,5 Millionen Logiernächte, was eine Abnahme von 0,5 Prozent (-41'000 Logiernächte) gegenüber derselben Vorjahresperiode bedeutet. Die Besucherinnen und Besucher aus Europa (ohne Schweiz) registrierten einen Logiernächterückgang von 782'000 Einheiten (-11%). Deutschland verbuchte ein Minus von 413'000 Logiernächten (-15%) und damit die deutlichste absolute Abnahme aller Herkunftsländer. Es folgen das Vereinigte Königreich mit einer Abnahme von 105'000 Logiernächten (-11%), die Niederlande (-72'000 / -16%) sowie Belgien (-42'000 / -12%), dann Italien und Frankreich mit 35'000 (-7,3%) bzw. 34'000 (-4,8%) Logiernächten weniger.

Demgegenüber verzeichnete Russland ein Plus von 19'000 Einheiten (+6,5%). Bei den Gästen aus Amerika resultierte ein Rückgang um 5700 Logiernächte (-0,6%). Mit 12'000 Logiernächten weniger (-1,7%) verzeichneten die Vereinigten Staaten die stärkste absolute Abnahme dieses Kontinents. Demgegenüber registrierte Brasilien ein Plus von 5600 Einheiten (+5,7%). Die Nachfrage aus dem asiatischen Kontinent erhöhte sich um 165'000 Logiernächte (+13%). China (ohne Hongkong) legte um 60'000 Logiernächte (+27%) zu und wies damit das stärkste absolute Wachstum aller Herkunftsländer auf. Es folgen die Golfstaaten mit einem Logiernächteplus von 59'000 Einheiten (+41%) und Japan mit einem Wachstum von 14'000 Einheiten (+8,2%). Die beiden Kontinente Afrika und Ozeanien verzeichneten Steigerungen von 14'000 (+9,8%) bzw. 7700 (+6,3%) Logiernächten.

Neun Tourismusregionen mussten im ersten Halbjahr 2012 im Vergleich zur gleichen Vorjahresperiode einen Rückgang hinnehmen. Graubünden verzeichnete mit einem Minus von 221'000 Logiernächten (-7,6%) den deutlichsten absoluten Rückgang. Es folgen das Wallis mit einer Abnahme um 150'000 Logiernächte (-6,9%) und das Berner Oberland mit einem Minus von 101'000 Einheiten (-5,7%). Das Tessin und die Region Luzern / Vierwaldstättersee verbuchten 70'000 (-7%) bzw. 53'000 Logiernächte weniger (-3,4%). Demgegenüber verzeichnete die Region Fribourg mit einem Plus von 19'000 Einheiten (+9,9%) das deutlichste absolute Wachstum. Es folgt die Region Basel mit einer Zunahme von 15'000 Logiernächten (+2,2%).

Schweizer Hotellerie gefordert

Hotelleriesuisse zeigt sich besorgt angesichts der Entwicklung. Sorgen bereite der Branche vor allem der zunehmende Preiskampf, dem die Betriebe ausgesetzt seien. Für die kommenden Monate sei Unternehmergeist gefragt. Vom Bundesrat fordert hotelleriesuisse eine massvolle Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative.

Für die Schweizer Hotellerie seien die Bedingungen derzeit alles andere als einfach: Die unsichere globale Wirtschaftslage insbesondere im Euroraum habe die Nachfrage im ersten Halbjahr 2012 empfindlich belastet. «Die Ferienplanung geht verstärkt über das Portemonnaie, was die Schweiz zusammen mit dem starken Franken besonders trifft», sagt Dr. Christoph Juen, CEO von hotelleriesuisse.

Von den durch die Frankenstärke bedingten Rückgängen waren vor allem die Bergregionen betroffen (-6,4%). In den grossen Städten (+0,5%) wurde das Wachstum durch den Spardruck der Firmen abgeschwächt. Bei den Sternekategorien gab es im ersten Halbjahr 2012 keine Gewinner. Mit einem Minus von 5,4 Prozent wiesen die 3-Sterne-Betriebe den größten Verlust aus, gefolgt von den 4-Sterne-Betrieben mit einem Minus von 4,8 Prozent. Am glimpflichsten davongekommen seien die 5-Sterne-Betriebe mit einem Minus von 0,7 Prozent.

«Sorgen bereitet uns vor allem der massive Preisdruck, dem die Betriebe ausgesetzt sind», sagt Juen. Dieser führe teilweise zu Preisen, die weit unter der Grenze der entsprechenden Hotelkategorie lägen. «Damit verschlechtert sich zum einen die Ertragslage, zum anderen wird der Referenzpreis auf ein Niveau gesetzt, das nur schwer zu korrigieren sein wird. Die Nachfrage wird in den kommenden Monaten weiter sinken, wenn auch in abgeschwächtem Masse.» Gerade unter schwierigen Bedingungen sei es zentral, keine Abstriche bei der Dienstleistungs- und Servicequalität zu machen. «Die hohen Ansprüche der Gäste sind trotz des gesteigerten Preisbewusstseins hoch», betont Juen. Eine weitere Herausforderung für die Hoteliers bestehe im kurzfristigen Buchungsverhalten und einer damit verbundenen anspruchsvollen Personalplanung. «Viele Betriebe beweisen Unternehmergeist und meistern diese Herausforderungen trotz erschwerten Umständen gut», unterstreicht Juen.

Massvolle Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative

Gute Rahmenbedingungen seien für die Schweizer Hotellerie gerade in der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Lage entscheidend. In Bezug auf den Wechselkurs sei die Nationalbank weiterhin in der Verteidigung der Untergrenze von 1.20 Franken pro Euro zu unterstützen. Mit einer massvollen Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative könne der Bundesrat beim Erlass der entsprechenden Verordnung zudem einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklungsfähigkeit der Hotellerie und des Tourismus leisten. Insbesondere soll es weiterhin möglich sein, bestehende Hotelbauten in Zweitwohnungen umzunutzen, wenn eine rentable Weiterführung des Betriebs nicht mehr gewährleistet sei. Nur so könne eine enorme Entwertung oder sogar ein Zerfall der Immobilie verhindert und ein nachhaltiger Strukturwandel zugelassen werden.

www.bfs.admin.ch
www.hotelleriesuisse.ch