Hilferuf der Alpen: Alpenvereine wollen grenzüberschreitend arbeiten

am . Veröffentlicht in Nachhaltigkeit & CSR

fog-379042 640


Windkraft am Brenner, Pumpspeicherkraftwerk am Jochberg, Bau einer Beschneiungsanlage und eines Speichersees am Sudelfeld in Bayern, Liftstützen im Ruhegebiet der Kalkkögel, Schierschließung in der Kleinfragant - die Gemeinschaft der Alpenvereine meint: "Jetzt reicht's!" und will künftig noch mehr länderübergreifend agieren, um die Angriffe auf die Natur zu bändigen.

Aufhebung von Naturschutzgebieten, Ausbau von Skigebieten und Pläne für neue Kraftwerke - laufend werde der Wert der alpinen Natur-und Kulturlandschaft durch neue Projekte in Frage gestellt. Dabei werde inzwischen auch vor Schutzgebieten nicht mehr Halt gemacht. "Man geht immer mehr über die Grenzen hinaus, einmal muss Schluss sein!", so Andreas Ermacora, Präsident des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV). Ähnlich sehe es der Vizepräsident des Deutschen Alpenvereins (DAV), Ludwig Wucherpfennig: "Im Alpentourismus müssen endlich langfristige Konzepte im Sinne der Nachhaltigkeit umgesetzt werden!"

Gemeinsam zum Schutz des Alpenraums

Aus diesem Grund wollen der Österreichische, der Deutsche und der Südtiroler Alpenverein ihre überregionale Gemeinschaft verstärken, deren klares Ziel die Eindämmung von weiteren Auswüchsen in der Erschließung sei. "Wir werden gerne als die 'Verhinderer' dargestellt. Fakt ist aber, dass es der satzungsgemäße Auftrag der Alpenvereine ist, die Landschaft im Sinne des Bewahrens von Lebensräumen für die Zukunft zu erhalten", so ÖAV-Präsident Andreas Ermacora. DAV-Vizepräsident Ludwig Wucherpfennig meint: "Mehr denn je brauchen wir jetzt eine noch breitere öffentliche Debatte über die touristische Entwicklung der gesamten Alpen."

Intensive Aufklärung und Protestaktionen

Die Alpenvereine wollen massiv und länderübergreifend in ihren Medien informieren und ihre 1,7 Millionen Mitglieder aufklären. Dass eine Region als touristische Destination mittelfristig einen Imageschaden nehmen könne, sei den Erschließern offensichtlich nicht bewusst. Die Mitglieder der Alpenvereine hätten eine hohe Sensibilität und ein Bewusstsein für die Natur. Sie wollen die richtigen Schlüsse ziehen. Ebenso wollen die Vereine künftig bei anlassbezogenen Aktionen gemeinsame Sache machen. "Wir werden auf allen Ebenen verstärkt zusammenarbeiten, wie zum Beispiel auch bei Protestaktionen", sagt Andreas Ermacora.

Erfolgserlebnis am Brenner

Wie erfolgreich ein gemeinsames, internationales Vorgehen sein könne, habe sich am Brenner gezeigt, wo ein Windpark auf Südtiroler Seite verhindert worden sei. "Die enge Zusammenarbeit der alpinen Vereine untereinander und mit gleichgesinnten Umweltverbänden hat sich beim Windparkprojekt am Brenner bewährt. Zahlreiche Menschen dies- und jenseits des Brenners haben sich dafür stark gemacht, dass ein Stück unserer einmaligen alpinen Landschaft erhalten bleibt", so Georg Simeoni, Präsident des Alpenverein Südtirol (AVS).

Schutzgebiete erhalten reicht nicht aus

Seit es Schutzgebiete gibt, fordert der Österreichische Alpenverein eine effiziente Betreuung für diese rechtlich geschützten Räume. Es gehe sowohl um die Wahrung des Eigenwertes der Natur als auch um die damit verbundenen positiven Effekte auf das Wohlbefinden und die Gesundheit der Menschen. Vor dem Hintergrund der großen ökologischen Herausforderungen und dem Nutzungsdruck auf den Alpenraum sehen die Alpenvereine vor allem den Erhalt landschaftlicher Werte als zentrale Herausforderung unserer Zeit an.

Aktuelle Brennpunkte im Alpenraum

In Österreich beschäftigten den Alpenverein derzeit eine geplante Windkraftanlage auf der Handalm in der Steiermark sowie die skitechnischen Ausbaupläne am Mölltaler Gletscher in Kärnten und über die Kalkkögel in Tirol. In den bayerischen Alpen sei gerade erst ein falsches Signal für die touristische Entwicklung gesetzt worden: Mit höchstrichterlicher Genehmigung dürften dort die Beschneiungsanlagen einschließlich Speicherbecken massiv ausgebaut werden. Die Frage nach dem Verhältnis von kurzfristigen wirtschaftlichen Interessen einerseits und dem langfristigen Schutz von Umwelt und Natur andererseits sei also nach wie vor offen. Und ihre Beantwortung sei so dringend wie nie zuvor.

www.alpenverein.at

Tags: Land: Österreich,Schweiz
Bundesland: Bayern
Destinationen: Alpen