Was die DMOs in Deutschland über die ITB-Absage denken

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ITB Berlin Absage

 

Die ITB-Absage wird von den meisten DMO-Vertretern im Deutschlandtourismus bedauert, doch das Verständnis überwiegt. Auch Regressforderungen und ersatzweise durchzuführende Kampagnen werden thematisiert.

visitBerlin

visitBerlin-Geschäftsführer Burkhard Kieker zur Absage der ITB Berlin 2020: „Die erstmalige Absage der ITB zeigt, vor welcher Herausforderung die Reisebranche durch den Corona-Virus steht. Berlin und seine Gastgeber bedauern die Absage, haben jedoch Verständnis. Wir hoffen, dass sich die Situation sobald wie möglich entspannt." Nur wenige Tage später gibt es jetzt den ersten Infektionsfall in Berlin, der auch zur Verschiebung des Berlin Travel Festival geführt hat.

DZT

Die Deutsche Zentrale für Tourismus (DZT) hat die Entscheidung der Messe Berlin mit Verständnis zur Kenntnis genommen. Petra Hedorfer, Vorsitzende des Vorstandes der DZT, erklärt dazu: „Wir verstehen, dass die Entscheidung, erstmals nach mehr als 60 Jahren ITB-Geschichte die Leitmesse des internationalen Tourismus abzusagen, mit Sorgfalt abgewogen wurde. Die DZT hat das starke Wachstum der ITB seit 1966 kontinuierlich begleitet: als Aussteller, in den Gremien (Beirat) und als Partner im Rahmenprogramm. Aber die Sicherheit der Mitarbeiter bei den Ausstellern, der Kunden und Messebesucher hat eindeutig Vorrang. Ich bin überzeugt, dass die Strahlkraft, die die Marke Reiseland Deutschland weltweit bei Urlaubern und Geschäftsreisenden genießt, auch in schwierigen Zeiten trägt.“

Deutscher Tourismusverband

„Die ITB ist das Schaufenster des internationalen Tourismus – und auch für den Deutschlandtourismus eine enorm wichtige Veranstaltung. Wir bedauern natürlich sehr, dass die ITB jetzt nicht stattfinden kann. Man muss aber ganz klar sagen: die Gesundheit und Sicherheit der Menschen geht vor. Deswegen ist die Entscheidung in der aktuellen Situation leider alternativlos - und richtig“, sagt Norbert Kunz, Geschäftsführer des Deutschen Tourismusverband e.V.

Landestourismusverband Mecklenburg-Vorpommern

Birgit Hesse, Präsidentin des Landtages und des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern: „Einen solchen Fall hat es in der Messehistorie und auch in der 30-jährigen Tourismusgeschichte unseres Landes noch nicht gegeben. Wir haben aufgrund der unübersichtlichen Lage Verständnis für die Entscheidung der Behörden, empfinden nachvollziehbarer Weise aber auch Bedauern über die entgangene Chance, Mecklenburg-Vorpommern im Schaufenster der Welt zu zeigen.“ Die ITB als globale Leitmesse sei auch die wichtigste Fachveranstaltung für den MV-Tourismus, um im nationalen und internationalen Zusammenhang neue Geschäfte, Kontakte und Kooperationen anzubahnen und Brücken zur Politik und zu den Medien zu schlagen. Vor zwei Jahren, im Jahr 2018, hatte Mecklenburg-Vorpommern als erstes deutsches Bundesland die Rolle als Partnerland übernommen und damit für Aufmerksamkeit gesorgt.

Der aus dem Ausfall der ITB resultierende Schaden für die Tourismusbranche in Mecklenburg-Vorpommern sei im Moment noch nicht im Detail abzuschätzen, erklärte Birgit Hesse – auch weil nicht sicher sei, ob möglicherweise Regressforderungen geltend gemacht werden können. Klar ist, dass auch aufgrund der kurzfristigen Absage ein Teil der vertraglich geplanten Ausgaben zu Buche schlägt. Zu rechnen ist mit Kosten in sechsstelliger Höhe. Der Tourismusverband prüfe aktuell jeden Einzelfall; verbandsseitig bestehende Versicherungen griffen in dieser speziellen Situation nicht.

Thüringer Tourismus GmbH

Das Wirtschaftsministerium Thüringens und die TTG bedauern die Entscheidung, halten sie in der momentanen Situation aber für gerechtfertigt.

„Die Sicherheit von Gesundheit und Leben hat immer Vorrang. Auch wenn ich mir natürlich gewünscht hätte, dass die neu gestaltete und aufmerksamkeitsstarke Thüringen-Präsentation nun auch umgesetzt worden wäre“, sagte Wirtschaftsstaatssekretärin Valentina Kerst.

„Als Veranstalter des Thüringen-Auftritts bedauern wir diesen Ausfall für die nationale und internationale Präsentation des Reiselandes – auch im Namen aller weiteren Thüringer Austeller“, erklärt Bärbel Grönegres, Geschäftsführerin der Thüringer Tourismus GmbH. Gerade auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Thüringenstand habe der Schutz der Gesundheit oberste Priorität: „Wir blicken mit Wehmut auf die umfangreichen ITB-Vorbereitungen, sehen aber die Sicherheit aller und die Gesundheitsprävention der Messeteilnehmer jedem wirtschaftlichen Nutzen vorangestellt.“.

Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen

Sachsens Tourismusministerin Barbara Klepsch äußert Verständnis zur Absage der Internationalen Tourismusbörse (ITB) durch das Land Berlin: „Diese Entscheidung ist mit Blick auf die Ausbreitung des Coronavirus im Interesse der Sicherheit der Aussteller und Besucher nachvollziehbar. Der Schutz der Gesundheit geht vor! Auch wenn es bedauerlich für alle ist, die bereits viel Kraft, Zeit und Geld in die Vorbereitung der Messe investiert haben“.

Veronika Hiebl, Geschäftsführerin der Tourismus Marketing Gesellschaft Sachsen mbH (TMGS), kündigte eine Kommunikationskampagne an. „Damit die inhaltlich umfangreichen und tiefgründigen Vorbereitungen nicht ins Leere laufen, wird die TMGS jetzt alle Register ziehen, um die auf den ITB-Auftritt punktgenau ausgerichtete Informationsofferte für neue Reiseangebote der sächsischen Tourismusanbieter über unsere Presse- und Social Media-Kanäle breit zu kommunizieren“, sagte sie. Um eine hohe Effektivität und Reichweite zu erzielen, werde das in enger Kooperation mit den Partnern in Sachsen, in Deutschland und über die TMGS-Repräsentanzen im Ausland geschehen.

In diesem Jahr hatte Sachsen geplant, den Freistaat unter dem Motto „Sachsen. Erfrischt!“ zu präsentieren. Die TMGS und 33 Partner hatten zu Urlaub am und im Wasser eingeladen. Damit sollte ein Thema in den Fokus gerückt werden, das das Spektrum der sächsischen Urlaubsangebote bereichert und einen neuen Reiseanlass nach Sachsen bietet.

Rheinland-Pfalz

„Die ITB ist traditionell die bedeutendste Fachbesuchermesse des Jahres für uns, bei der wir nationale und internationale Kontakte pflegen, neue Maßnahmen planen und im Austausch mit Touristikern, Journalisten und politischen Vertretern treten“, erläutert Stefan Zindler, Geschäftsführer der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH. „Die touristische Jahreskampagne 2020 Schatzkammer Rheinland-Pfalz. Auf den Spuren gekrönter Häupter“ sollte im Mittelpunkt der Präsentation am rheinland-pfälzischen Gemeinschaftstand stehen. Neben den zehn rheinland-pfälzischen Regionen waren als Standpartner die Generaldirektion Kulturelles Erbe, der Nationalpark Hunsrück-Hochwald, die Jugendherbergen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland, die Städtegemeinschaft Romantic Cities und das Fashion-Outlet Zweibrücken geplant.

Die Entscheidung der Messe Berlin und der zuständigen Behörden in Berlin stellt Zindler nicht in Frage. „Wir haben den Entscheidungsprozess von Politik und den Veranstaltern gespannt verfolgt. Die Entscheidung zur Absage wurde nach sorgfältiger Abwägung aller Argumente getroffen und ist für uns nachvollziehbar.“