"Be active!": Testlauf für den Deutschen Expo-Pavillon in Mailand

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"Be active!" lautet die Botschaft des Deutschen Pavillons auf der Expo 2015 in Mailand. Er soll nicht nur erlebbar machen, wie bedeutsam ein wertschätzender Umgang mit der Natur für die Ernährung der Zukunft sei, er lade seine Besucherinnen und Besucher auch ein, selbst die Initiative zu ergreifen. Bei einem 1:1-Aufbau in einer Industriehalle in Ludwigsburg wurde die Ausstellung ausgiebig getestet.

Überall auf ihrem Gang durch die „Fields of Ideas“, so der Name des deutschen Auftritts auf der diesjährigen Weltausstellung, fänden die Besucher interaktive Stationen zum Mitmachen. Mit dem „SeedBoard“, einem mobilen Interaktionsfeld, bekomme jeder Besucher einen persönlichen Ausstellungsbegleiter an die Hand, mit dem er Exponate steuern und je nach individuellem Interesse vertiefende Medieninhalte abrufen könne. Auf spielerische, überraschende und humorvolle Weise soll er so erfahren, was deutsche Akteure aus Wirtschaft, Politik, Forschung, aber auch der Zivilgesellschaft bereits im Sinne des Expo-Mottos „Feeding the Planet, Energy for Life“ täten.

„Wir haben auf den vergangenen Weltausstellungen die Erfahrung gemacht, dass die Besucher dann von einem Pavillon besonders begeistert sind, wenn sie bei ihrem Rundgang selbst etwas tun können – in die Hand nehmen, anfassen, bewegen. Deshalb wollten wir auch bei unserem Auftritt in Mailand wieder etwas Außergewöhnliches bieten, das in Erinnerung bleibt“, erklärt Dietmar Schmitz, Generalkommissar des Deutschen Pavillons und Leiter des Referats Messepolitik / Expo-Beteiligungen im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie den deutschen Ansatz. „So wird es auch in den ‚Fields of Ideas‘ mit der Show am Ende des Pavillonbesuchs wieder ein Highlight geben.“

Bienenperspektive

In der rund zehnminütigen Show eröffne sich den Besuchern eine neue, interessante und überraschende Perspektive: Sie sähen Deutschland aus den Augen fliegender Bienen, die sie bei ihrem Flug über das Land begleiteten. Im Zentrum eines runden Raumes führten zwei Musiker, die „BeeJs“, live durch diese Show.

Während in Italien die Bauarbeiten bereits begonnen haben, proben in einem ehemaligen Filmstudio in Ludwigsburg seit Wochen Gitarristen und Beatboxer ihren Auftritt als „BeeJs“. Ihre Aufgabe in Mailand soll es sein, die Besucher dazu zu bringen, mit ihren Händen, Stimmen und dem „SeedBoard“ Klänge und Naturgeräusche zu erzeugen. „Auf diese Weise kreiert das Publikum selbst den mitreißenden Sound zu einer Reise durch Deutschland voller Bilder, Klänge und spannender Momente,“ erklärt Peter Redlin die Idee der Show, die er unter das Motto „Be(e) active“ gestellt hat.

Als Kreativdirektor von Milla & Partner verantwortet er zusammen mit seinem Team das inhaltliche Konzept des Deutschen Pavillons. Der Bienenflug führe über Felder und Streuobstwiesen, hinein in die Stadt, vorbei an Orten und Menschen, die an der Erzeugung und Verteilung von Nahrungsmitteln beteiligt seien. „Spannende und humorvolle Situationen nehmen durch die gemeinsame Interaktion der Besucher überraschende Wendungen und machen das Motto des Deutschen Pavillons ‚Be active‘ eindrucksvoll spürbar,“ ist der Chef der Stuttgarter Agentur überzeugt. Das hohe Maß an Interaktion soll jedem Besucher zeigen, dass er die Zukunft aktiv mitgestalten könne und dass gemeinsames Handeln Freude mache und verbinde.

Bienenaugen

Bewegt durch Drahtseile, angetrieben von Winden, die zwei Seilroboter steuerten, würden in Mailand zwei große Bienenaugen als Projektionsfläche dienen. Sie sollen über die Köpfe der Besucher hinweg quasi durch den Raum fliegen. Was einfach klingt, ist mit großem technischem Aufwand verbunden. Deshalb werde in Ludwigsburg nicht nur die künstlerische Performance geprobt, sondern auch die Technik, die dafür notwendig sei, eingerichtet und getestet – vorerst nur mit einem Bienenauge. Maßgeblich daran beteiligt sei die Universität Stuttgart. Das dortige Institut für Technische und Numerische Mechanik (ITM) habe die Software entwickelt, mit der die Bewegung der beiden Seilroboter programmiert wurde.

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Das Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen (ISW) wiederum habe die Steuerungssoftware für die beiden Seilroboter entwickelt, die an jeweils acht Seile hängen und die sich im Raum bewegen und verdrehen können. Diese Software setze die zuvor programmierten Bahnkurven und Ausrichtungen der Augen in bestimmte Bewegungen um, indem die Roboter die Seile je nach gewünschter Bewegung verkürzten oder verlängerten. Außerdem muss die Geschwindigkeit der einzelnen Seile variabel sein – passend zur Dramaturgie des Bienenflugs.

Eine komplexe Forschungs- und Entwicklungsarbeit, auf die Prof. Dr. Wolfram Ressel, Rektor der Stuttgarter Hochschule, stolz ist: „Die Universität Stuttgart hat bewährte Industrietechnik so erweitert, dass die ungewöhnlichen Anforderungen durch Einbindung aktueller Forschungserkenntnisse erfüllt werden konnten. Ohne unsere beiden Software-Entwicklungen wäre die Umsetzung der Idee mit den Bienenaugen in der Show wohl nicht möglich gewesen. Wir freuen uns, dass die Universität Stuttgart nach dem Erfolg der Expo 2010 in Shanghai auch bei der Weltausstellung in Mailand 2015 als exklusiver Forschungspartner am Deutschen Pavillon beteiligt ist.“

Bienenbesucher

Rund 16.000 Menschen können die Ausstellung und die Liveshow in den „Fields of Ideas“ jeden Tag erleben. Bis zum Expo-Ende sind 7.500 bis 10.000 Shows geplant; bis zu drei Millionen Menschen sollen dann aus den Bienenaugen gesehen und erfahren haben, dass Deutschland eine lebendige, fruchtbare Landschaft voller Ideen sei und wie bedeutsam ein wertschätzender Umgang mit der Natur für die Ernährung der Zukunft ist.

Im Auftrag des Bundesministerium für Wirtschaft und Energie verantwortet die Messe Frankfurt Organisation und Betrieb des Deutschen Pavillons auf der Weltausstellung 2015 in Mailand. Konzept, Planung und Realisierung des Deutschen Pavillons übernimmt die Arbeitsgemeinschaft (ARGE) der Unternehmen Milla & Partner (Stuttgart), Schmidhuber (München) und Nüssli Deutschland (Roth bei Nürnberg). Dabei zeichnen Milla & Partner für das inhaltliche Konzept, die Ausstellungs- und Mediengestaltung verantwortlich, Schmidhuber für das räumliche Konzept, Architektur und Generalplanung sowie Nüssli für Ausführung und Projektmanagement. Das Expo-Gelände liegt in der Nähe des bestehenden Mailänder Messegeländes.

Die Weltausstellung wird sechs Monate lang geöffnet sein – vom 1. Mai bis zum 31. Oktober 2015.

www.expo2015-germany.de