ReisePuls Deutschland 2022: Reisen im Rhythmus des Virus - erste Ergebnisse

Geschrieben von Matthias Burzinski am . Veröffentlicht in Lernkurve (Zukunftsblog)

ReisePuls Deutschland 2022 Reiselust

 

Sie haben gelernt im Rhythmus des Virus zu reisen - die Menschen in Deutschland. Woran sich das festmachen lässt? Sie stellen die "pandemischen Faktoren" nicht mehr in den Fokus ihrer Reiseentscheidung, sondern klassische. Das zeigt unsere Reiseentscheidungsanalyse im Rahmen des Reisepuls Deutschland. Doch das ist nicht die einzige spannende Erkenntnis aus unseren Analysen. Positiv stimmt auch: Die Reiselust ist unbändig. Vor allem Familien wollen "raus".

 Erneut haben wir repräsentativ nach Alter(ab 18-75 Jahren), Geschlecht und Bundesländern das Reiseverhalten der reisenden Bevölkerung in Deutschland erfasst (mind. eine Reise mit Übernachtung in den letzten 2 Jahren), sowohl rückblickend auf 2021 als auch vorausschauend auf 2022. Dazu wurden 1.001 Probanden am 15./16.12.2021 befragt. Zu diesem Zeitpunkt steckte das Land bereits in der Delta-Welle, war sich also der Pandemiesituation bereits wieder bewusst.

 

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ReisePuls Deutschland 2022

Wohin die Deutschen 2021 gereist sind: Stimmten die Prognosen?

Interessant ist zunächst jedoch ein Blick auf die Prognosen des letzten Jahres und wie sich die Nachfrage im Jahr 2021 tatsächlich entwickelt hat. Denn: Deutschland als Reiseziel konnte hier besser abschneiden als erwartet. Ein deutlich höherer Anteil, nämlich 56%, hat seinen Urlaub in Deutschland verbracht, 13% mehr als erwartet, wenn auch mit einem recht hohen Anteil an Kurzreisen. Deutlich weniger als erwartet, nur 40% statt 52%, sind ins europäische Ausland gereist. 15% sind gar nicht gereist in 2021, 45% zwei Mal oder mehr, v.a. jüngere Zielgruppen.

Reisedauer 2022

 

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ReisePuls Deutschland: Bundesländer in D - Prognose und Realität

Spannend ist eine weitere Erkenntnis: Die Prognosen für Bayern (24% der Deutschlandreisenden) und Mecklenburg-Vorpommern (14%) sowie Schleswig-Holstein (12%) wurden nahezu exakt getroffen (B 23%, MV 12%, SH 13%), wohingegen die Bundesländer zwischen Hochgebirge und Meer eher höhere Ausschläge verzeichneten. Die überschüssige Nachfrage hat sich demnach eher auf die weniger tradierten Reiseziele verteilt, die damit eindeutig von der Umleitung der Reiseströme profitieren konnten. Baden-Württemberg konnten seinen Anteil an den Deutschlandreisenden verdoppeln (14% statt 7%), NRW konnte 5% mehr Gäste empfangen als erwartet (13% statt 8%).

Wohin reisen die Deutschen im Jahr 2022?

Und in diesem Jahr? Deutschland steht wieder hoch im Kurs. Diesmal wollen 48% in Deutschland reisen, demnach also 5% mehr als im vergangenen Jahr, allerdings sind es 8% weniger als in 2021 tatsächlich nach Deutschland gereist sind. Wir erkennen demnach erneut: Die Nachfrage ist volatil und reagiert kurzfristig auf die Pandemiesituation. Demnach sind Prognosen weiterhin schwierig. Aber: Bayern und die Küstendestinationen können sich vermutlich eher wieder auf die Prognosen verlassen. Diese sind positiv. Sowohl MV als auch SH und Bayern steigen in der Gunst, jeweils 3% mehr geben an, dorthin reisen zu wollen.
Bei den ausländischen Reisezielen gibt es weniger Veränderungen: Spanien und Italien bleiben die Favoriten. Vor Griechenland und Österreich.

 

ReisePuls Deutschland 2022: Reiseziele in Deutschland - Bundesländer - Reiseabsichten

ReisePuls Deutschland 2022: Reiseziele 2022 - Reiseabsichten

ReisePuls Deutschland 2022: Reiseziele Europa - Reiseabsichten

In der Wintersaison kann noch etwas gehen

Die letzte Wintersaison konnte nahezu abgeschrieben werden. Vor einem Jahr wollten nur noch 3% noch im Winter reisen. Das ist in diesem Jahr anders. Immerhin 11% konnten sich im Dezember noch eine Reise im Winter vorstellen. Und auch die Reiseabsichten für das Frühjahr (+13%) und den Sommer (+18%) steigen deutlich: Die Reisenden stehen in den Startlöchern und warten auf das Abflauen der Pandemie.

ReisePuls Deutschland 2022: Reiseabsichten - Reiseplanungen und Nachfrageverteilung

Die reiseentscheidenden Faktoren normalisieren sich

Im vergangenen Jahr standen unter den reiseentscheidenden Faktoren der “Schutz vor Ansteckung” und die “Offiziellen Reisewarnungen” an den ersten beiden Stellen. Auch in diesem Jahr haben wir diese Faktoren mit einem Maximum-Difference-Scaling wieder untersucht, einer verlässlichen Methode zur Ermittlung der Bedeutung der Faktoren. Und? Ein Stück Normalität wird sichtbar. Zwar bleiben die "pandemischen Faktoren" wichtig, aber sie rutschen im Ranking nach unten. Und plötzlich stehen wieder klassische Faktoren hoch im Kurs: das Wetter, der Preis, die Erlebnisse vor Ort. Nach diesem Moment haben sich viele Akteure*innen in der Branche gesehnt. Reisende werden wieder ein kleines Stück berechenbarer.

ReisePuls Deutschland 2022: Reiseentscheidungsanalysen - Reiseentscheidende Faktoren 2022

 

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ReisePuls Deutschland

  • National repräsentative Online-Befragung in Deutschland
  • repräsentativ nach Alter, Geschlecht, Bundesländern, mindestens eine Kurzreise (2-4 Tage) oder Urlaubsreise (> 4 Tage) mit Übernachtung in den letzten zwei Jahren
  • Alter ab 18 bis 75 Jahren
  • Stichprobe: n = 1.001
  • Feldzeit 15./16.12.2021