Klaus Schön (AVS GmbH): "GästeCards sind ein gutes Instrument, um Gastmanagement und Besuchersteuerung zu betreiben."

Geschrieben von Klaus Schön und Matthias Burzinski am . Veröffentlicht in Lernkurve (Zukunftsblog)

AVS GmbH Leiter Tourismusunit 2016Matthias Burzinski im Interview mit Klaus Schön  -  AVS GmbH

Die AVS GmbH sieht sich in ihrer digitalen Infrastruktur für Gästecards sowie Gastbeitrags- und Meldescheinsystemen mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Hier vollzieht sich die Digitalisierung in Echtzeit - mit wachsendem Beratungsbedarf. Klaus Schön (im Bild rechts, mit Gero Weidlich), Leiter des Tourismus-Vertriebs bei der AVS GmbH, erläutert im Interview mit Matthias Burzinski, woraus es aus seiner Sicht jetzt ankommt.

 

Die Corona-Krise hatte den Tourismus im Schraubgriff. Sie haben mit der AVS durch die Betreuung zahlreicher GästeCard-Lösungen Kontakt zu vielen Destinationen. Wie empfinden Sie die Stimmung unter den Tourismus-Kollegen und -kolleginnen vor Ort?

Klaus Schön: Inzwischen kehrt ein Hauch von Aufbruchstimmung ein und man versucht sich für den wieder anlaufenden Tourismus zu rüsten. Zu Beginn der Corona Krise waren unsere Kunden, darunter 280 Tourismus- und Kurorte, allerdings vorwiegend in Krisenmanagement eingebunden, eine völlig neue Situation für jeden. Mancherorts herrschte auch eine Art Schockstarre und nicht wenige mussten überdies rasch in Kurzarbeit gehen. Das machte auch uns betroffen. Die Entwicklung begann ja, als sich die Branche gerade auf eine erfolgreiche Saison einstimmen wollte. Uns alle traf im März die Absage der ITB hart und jedem wurde damit bewusst, dass 2020 ein katastrophales Jahr für den Tourismus werden würde.

Zunächst also konnte und wollte sich verständlicherweise niemand mit Systemen auseinandersetzen, die zumeist darauf anlegt sind, große Mengen an Gästen anzumelden und diesen mit den Cards einen Service zukommen zu lassen. Inzwischen ist man mit der Wiederöffnung um Optimismus bemüht. Es gehen bei AVS zunehmend Anfragen ein und auf Orts- und Destinationsebene beginnt man auch wieder, sich mit den Systemen für die künftigen Gäste zu rüsten.

Wie haben Sie selbst auf die Entwicklungen reagiert? Wo sehen Sie sich selbst und die AVS GmbH in der Krise?

Klaus Schön: Wir haben uns bei AVS umgehend intern damit auseinandergesetzt, welche neuen Anforderungen an unsere Systeme im Zuge der Krise zu erwarten sind und uns hierzu auch mit unseren Kunden und etlichen Beratern ausgetauscht. Als deutlich wurde, dass Massenveranstaltungen und zu viele Kontakte bis auf Weiteres kritisch zu sehen sind, haben wir uns für das AVS-Cardsystem mit den Themen Besucherlimitierung und der Echtzeitanzeige von Besuchern in touristischen Einrichtungen befasst und können hierzu tätig werden.

Wir haben ja überdies mancherorts bereits die Digitale GästeCard für das Smartphone oder das Rechnungsportal im Einsatz, deren Relevanz hinsichtlich der Reduktion von Kontakten nun erheblich gestiegen ist. Viele unserer Kunden arbeiten außerdem ja bereits mit dem AVS-Meldeschein, über welchen die Gastankünfte und auch die Auslastung der Betriebe verfolgt werden können. Ob es Aufgabe der DMO´s wird, die Gast- und Besucherzahlen zu prüfen oder zu melden, bleibt abzuwarten.

Sie sind mit Ihren Lösungen fester Bestandteil der Digitalisierungsstrategien der Destinationen. Zeichnet sich der viel beschworene Beschleunigungseffekt für den digitalen Tourismus tatsächlich bereits ab?

Klaus Schön: Sagen wir mal so: Der akute Bedarf nach Digitalisierung ist zwangsläufig gestiegen. Das Begann schon mit Ausbruch der Krise. Da die persönlichen Vor-Ort-Termine plötzlich nicht mehr stattfanden, wurden wir alle zu mehr oder weniger begeisterten Nutzern von Videokonferenzen und Webinarplattformen. Diese Präsentations- und Kommunikations-Tools werden Alle fortan intensiver nutzen, als vor Corona. So wird es sich auch mit anderen sinnvollen digitalen Werkzeugen verhalten. Die besagte digitale Gästekarte und auch die Online-Meldung der Gäste waren zwar bereits auf dem Vormarsch und gewannen an Akzeptanz. Dies wird nun aber in besonderem Maße an Fahrt aufnehmen. Ähnlich wird es sich sicher mit digitalen Lösungen zur Besuchersteuerung und Kontrolle gestalten.

Zeichnet sich da auch weiterhin ein spezieller Beratungsbedarf ab?

Klaus Schön: Auf verschieden Ebenen werden derzeit neue Strategien für den unmittelbaren aber auch langfristigen Fortgang des Deutschlandtourismus diskutiert, wobei natürlich die Berater gefragt sind. Neben allgemeiner Ausrichtung für die Zukunft der Finanzierung und Zielgruppenorientierung spielt vielerorts auch die Einhaltung der höchst unterschiedlichen behördlichen Auflagen eine entscheidende Rolle. Auflagen bedeuten immer einen gewissen Beratungsbedarf. Kritisch ist dabei die Kurzfristigkeit und das Fehlen von Vorgaben.

Uns ereilen derzeit etliche spontane Anforderungen hinsichtlich der Gastdatenerfassung über den AVS-Meldeschein. Unsere Vertreter in den DMO´s und wir haben es dabei nicht leicht. Zusammen mit einem entsprechenden Gesundheitsschutz sollen die Gäste zugleich so wenig wie möglich in ihrem Urlaubserlebnis eingeschränkt werden. Das wird nicht immer gelingen und es wird sicherlich auch den ein oder anderen Kompromiss und auch manch unglücklichen, improvisierten Lösungsversuch geben. Da nun die schrittweise Öffnung des Tourismus anläuft, besteht akuter Handlungsbedarf und damit entsteht auch so mancher Aktionismus. Beratungsbedarf besteht sicherlich dahingehend auch darin, schnell nachhaltige Lösungen zu konzipieren.

Welchen Beitrag können Meldescheinsysteme und GästeCards in bzw. vor allem auch nach der Krise leisten? Welche Weichen müssen da jetzt gestellt werden?

Klaus Schön: Die Gastbeitrags- und Meldescheinsysteme, wie der AVS-Meldeschein dienen ja primär zur Generierung kommunaler Einnahmen. Diese benötigt man nun mehr denn je. Grundsätzlich sind zudem GästeCards ein gutes Instrument, um auf Orts- oder Destinationsebene Gastmanagement und Besuchersteuerung zu betreiben. In der aktuellen Krisenzeit geht es diesbezüglich speziell darum, Frühwarnsysteme und Kontrollen zu etablieren, um Besucherzuflüsse zu touristischen Hotspots zu regeln und die Gäste wie auch die DMO über temporäre Überlastungen zu informieren.

Hierzu kann AVS mit seiner Systeminfrastruktur und in Zusammenarbeit mit Partnern und den Informationsplattformen einen wichtigen Beitrag leisten. Besucher können registriert und entsprechend auch gezählt werden. Über Schnittstellen erfolgt in Echtzeit das Ausspielen der Daten, um sich beispielsweise die Auslastung einzelner touristischer Attraktionen in Echtzeit anzeigen zu lassen. Gerade Orte, die neben der Gästekartenausgabe über den AVS-Meldeschein bereits ein Cardsystem und Leseterminals bei den Freizeiteinrichtungen im Einsatz haben, sind für diese Anforderungen in einer guten Ausgangslage. Solche technischen Infrastrukturen sind freilich auch nach Corona relevant, denn die Themen nachhaltige Besuchersteuerung und – Limitierung spielten ja schon zu Zeiten des Overtourism eine Rolle. Und diese Zeiten werden wieder kommen.

 

Klaus Schön ist Leiter des Tourismus-Vertriebs der AVS GmbH.