Notre Dame de Milliardaire

Geschrieben von Matthias Burzinski am . Veröffentlicht in .deBlog

notre dame, skulptur

 

Kulturtourismus hat sich in den vergangenen Jahrzehnten zu einem meiner Arbeits- und Beratungsschwerpunkte entwickelt. Das war eine bewusste Entscheidung, weil ich Kultur liebe. Ist einfach so, muss man gar nicht groß erklären. In all den Jahren habe ich auch zahlreiche Kulturerbestätten beraten, darunter auch so einige Welterbestätten. Sie können sich also vorstellen, dass mich der Brand von Notre Dame de Paris sehr berührt hat. Und von vielen aus unserer Zunft weiß ich, dass es ihnen ähnlich ergangen ist. Um es auch allen Digital-Apologeten zu verdeutlichen: Diese Orte haben einen genius loci, der sich niemals digitalisieren lässt.

Und da ich natürlich weiß um die symbolische Bedeutung solcher Stätten, war ich auch nicht verwundert, sondern erfreut, dass Macron gleich den Wiederaufbau mit allen Kräften versprochen hat. Und auch als ich hörte, dass es bereits Spenden gab, dachte ich zunächst, dass dies nachvollziehbar ist bei einem derart aufgeladenen Ort.
 
Als ich dann aber vernahm, dass innerhalb kürzester Zeit eine Milliarde Euro zusammengekommen sind und einige Großspender mehrere Hundert Millionen Euro mal eben aus dem Ärmel schütteln, war es mit meinem Verständnis dahin.
 
Was sagt es eigentlich über eine Gesellschaft aus, dass für eine abgebrannte Kulturerbestätte plötzlich Unsummen einfach so zur Verfügung stehen, und andererseits Menschen - sogar in der gleichen Gesellschaft - in Armut leben, Not leiden, um ihre Existenz kämpfen? Und ich beziehe das hier ausdrücklich nicht auf Frankreich allein, denn auch aus Deutschland, z.B. dem notorisch klammen NRW, fließen Mittel in den Wiederaufbau. Und wir hätten hier sicher das Gleiche erlebt, wenn es eine unserer Kathedralen getroffen hätte.

Worauf ist der moralische Kompass ausgerichtet?

Es mag in Teilen den erschütternden Bildern geschuldet sein, die uns aus Paris erreicht haben. Aber täglich prasseln Bilder von Not leidenden Menschen auf uns ein, die mindestens genauso erschüttern, nein, eigentlich viel schlimmer sind. Wenn es eines Beleges bedurfte, dass Vermögen in unserer Gesellschaft mehr als ungerecht verteilt ist, dann war es dieses Ereignis. Verstörender ist eigentlich nur, dass Reichtum den moralischen Kompass bei einigen offensichtlich in seltsamer Weise verschiebt, dass Steine oder eben Holz – so symbolisch sie auch aufgeladen sein mögen - wichtiger werden können als Menschen. Und das darf - bei aller Liebe zur Kultur - nicht sein.
 
Der Staat Frankreich, so behaupte ich, hätte das Geld für den Wiederaufbau auch so aufbringen können und müssen. Zumal sich abzeichnet, dass möglicherweise eben doch nicht genug in den Erhalt und Schutz des Denkmals geflossen sind. Die Institution Kirche, die dem Anschein nach hier völlig fein raus zu sein scheint, gehört nicht zu den Armen und Bedürftigen. Viele Menschen, denen die Bilder der brennenden Kathedrale sicher ebenso zu Herzen gegangen sind, aber schon - und diese sind jetzt teilweise zurecht entrüstet.
 
Wenn Reichtum irgendwo nutzlos schlummert und einfach so "erweckt" werden kann, dann bitte für wirklich humanitäre Zwecke. Wer 300 Millionen spendet und danach immer noch genug hat, kann es auch für andere, noch sinnvollere Dinge hergeben.

Und der Tourismus?

Ich muss jetzt noch die Kurve von der Politik zurück zum Tourismus kriegen. Nun: Wenn es eine Branche gibt, die Grund zum Spenden gehabt hätte, dann ist es die Tourismusbranche, die von der Anziehungskraft derartiger Stätten lebt. Von ihr hat man wenig gehört. Vielleicht auch zurecht, denn die Spende einer Hotelkette hätte vermutlich ebenfalls moralische Zweifel hervorgerufen, wegen der recht eindeutigen Kosten-Nutzen-Relation. Dabei ist es nur naheliegend, dass in "normalen" Zeiten der Tourismus seinen Beitrag leistet zum Erhalt derartiger Stätten.
 
Doch vermutlich werden wir in diesem Fall noch nicht einmal größere Auswirkungen auf den Tourismus erleben, denn aus dem Dark Tourism wissen wir: Auch die zerstörte Notre Dame wird die Menschen anziehen.

Bild: https://pixabay.com/de/photos/notre-dame-dom-frankreich-paris-111248/

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