Hotelmarkt Deutschland 2017: Hotellerie weiter auf Wachstumspfad

am . Veröffentlicht in Hotellerie & Hospitality Management

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Nach einem erfolgreichen Jahr 2016 blickt die Hotellerie in Deutschland mit Zuversicht auch auf das laufende Jahr. Mit 279,6 Millionen Übernachtungen in den Hotels, Gasthöfen und Pensionen meldet die Branche für 2016 einen neuen Bestwert und ein Plus von 2,8 Prozent. Das zeigt der neue Branchenreport des Hotelverbandes Deutschland (IHA).

Der Nettoumsatz stieg demnach nominal um 4,1 Prozent (real um 2,4 Prozent) auf 25,9 Milliarden Euro. „Damit verzeichnen wir das siebte Rekordjahr in Folge. Die Hotellerie profitiert von der robusten Konjunktur und Konsumfreude im Land sowie vom anhaltenden Boom des Deutschlandtourismus“, erklärte Otto Lindner, Vorsitzender des Hotelverbandes Deutschland (IHA) in Berlin. Angesichts der weiterhin günstigen gesamtwirtschaftlichen Lage rechnet der Verband für das laufende Jahr erneut mit einem Übernachtungsplus von zwei Prozent. Zugleich verweist der Hotelverband auf eine Vielzahl ungelöster Probleme. Steigende Kosten, wachsende Kapazitäten, unfaire Marktpraktiken im Online-Vertrieb und zunehmende Wettbewerbsverzerrungen sorgen die Hoteliers.

Das Reiseland Deutschland liege nachhaltig im Trend: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes stieg die Zahl der Übernachtungen inländischer Gäste in Hotels, Hotels garnis, Gasthöfen und Pensionen 2016 um 3,2 Prozent auf 213,7 Millionen. Als Ergebnis der steigenden Nachfrage haben sich 2016 alle Kennzahlen des Hotelmarktes positiv entwickelt.

Laut aktuellem Branchenreport des Hotelverbandes „Hotelmarkt Deutschland 2017“ betrug die durchschnittliche Zimmerauslastung 71,0 Prozent, ein leichtes Plus von 0,9 Prozent im Vorjahresvergleich. Die Netto-Zimmerpreise (ohne Frühstück, ohne Mehrwertsteuer) erhöhten sich um 3,5 Prozent auf 93 Euro. Zum Vergleich: In Europa stiegen die Zimmerpreise insgesamt um 0,8 Prozent auf 94 Euro. Die deutschen Hotelpreise lägen damit nur noch leicht unter dem europäischen Durchschnitt. Der Zimmerertrag (RevPAR) der deutschen Hotels erreichte 66 Euro (Vorjahr: 63 Euro). Dies entspricht einem Anstieg von 4,4 Prozent. (Diese Daten basieren auf dem Hotelbenchmark der MKG Group, die Angaben von über 1.100 Hotels in Deutschland mit mehr als 180.000 Zimmern auswertet.)

Trotz bestehender Überkapazitäten an einigen Standorten zeige sich die Hotellerie weiterhin investitionsfreudig. Für die nächsten drei Jahre seien bundesweit 571 Neu-, Um- und Ausbauten geplant (Vorjahr: 517). Werden alle angekündigten Hotelbauprojekte auch realisiert, drängten weitere 85.115 zusätzliche Hotelzimmer (Vorjahr: 74.726) auf den deutschen Hotelmarkt.

Mitarbeiter gewinnen und langfristig binden

Einhergehend mit den guten Umsätzen stiegen auch die Beschäftigtenzahlen. Zum Stichtag 30. Juni 2016 waren laut Bundesagentur für Arbeit im Beherbergungsgewerbe 298.468 Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Dies entspricht einem Zuwachs von 2,0 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Die Gesamtwirtschaft verzeichnete im gleichen Zeitraum ebenfalls ein Beschäftigungsplus von 2,0 Prozent.

Die Sicherung des steigenden Arbeits- und Fachkräftebedarfs bezeichnete der Hotelverbandsvorsitzende als eines der wichtigsten Zukunftsthemen der Branche. „In Zeiten des demografischen Wandels und sinkender Bewerberzahlen sind wir alle aufgerufen, zum einen weiterhin in die Qualität der Ausbildung zu investieren und zum anderen unseren Teams unsere Wertschätzung und Anerkennung noch deutlicher zu zeigen. Wo Flexibilisierungsspielräume in unserer Arbeitswelt bestehen, sollten wir diese auch konsequent nutzen.“

Bürokratie und Kosten senken

Der Hotelverband warnte davor, die positiven Umsatz- und Beschäftigungsentwicklungen durch immer neue Auflagen und Steuern abzuwürgen. „Kommunale Bettensteuern, an denen einige Städte und Gemeinden leider immer noch festhalten, sind kontraproduktiv, unverhältnismäßig, ungerecht und unserer Auffassung nach auch verfassungswidrig“, erklärte Lindner. Zusammen mit dem DEHOGA Bundesverband unterstütze der Hotelverband die Klagen dreier Hoteliers vor dem Bundesverfassungsgericht, das als höchstrichterliche Instanz hoffentlich noch in diesem Jahr für Rechtsklarheit sorgen könnte.

Zusätzliche Belastungen drohten der Hotellerie durch die anstehende Umsetzung der Pauschalreiserichtlinie in deutsches Recht. Nach massiver Kritik seitens der Branchenverbände hat das Bundesjustizministerium an den für die Branche wesentlichen Stellen nachgebessert. Dies betreffe insbesondere die Streichung des § 651u BGB-RefE, wonach selbst Einzelleistungen wie eine reine Hotelübernachtung dem Pauschalreiserecht unterworfen worden wären. Der Verband hofft, dass die Große Koalition dieser Linie auch bei den abschließenden Beratungen im Deutschen Bundestag nun treu bleibe.

Fairen Wettbewerb in Zeiten der Digitalisierung sichern

Ein weiteres Handlungsfeld des Hotelverbandes stellt die alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche durchdringende Digitalisierung dar, die der Hotelverband als Akteur mitgestalten will. „So lobt der Hotelverband bereits zum zweiten Mal einen mit 125.000 Euro dotierten Branchenaward für Start-ups aus, den die Mitglieder im Rahmen des IHA-Jahreskongresses am 13. Juni in Hamburg ebenso vergeben werden wie die Auszeichnung der Produktinnovation des Jahres der Preferred Partner des Hotelverbandes“, kündigte Lindner an.

Auf der Prioritätenliste des Verbandes ganz oben stünden in diesem Kontext auch die Stärkung des Direktvertriebs der Hotellerie. „Über den europäischen Dachverband HOTREC hat der Hotelverband die Kampagne ‚Direkt Buchen‘ gestartet, um die Vorteile des unmittelbaren Kontakts zwischen Gast und Gastgeber gerade auch im digitalen Zeitalter zu unterstreichen“, berichtete der IHA-Vorsitzende. Alle Hoteliers, die an der Kampagne teilnehmen wollen, können sich das kostenfreie „Direkt Buchen“-Logo über die Website www.book-direct-shop.eu/de herunterladen und in ihre Gästekommunikation einbauen.

Der Hotelverband setze sich in diesem Kontext auch weiterhin konsequent gegen wettbewerbswidrige Praktiken in der Distribution zur Wehr. „Online-Buchungsportale sind laut einer aktuellen Verbandsuntersuchung mit einem Buchungsanteil von 25,2 Prozent zum inzwischen bedeutendsten Buchungskanal geworden“, erläuterte Lindner. „Angesichts der enormen Marktmacht der Buchungsportale begrüßen wir das Einschreiten des Bundeskartellamtes gegen wettbewerbsbeschränkende Meistbegünstigungsklauseln von HRS und Booking.com außerordentlich. Wir setzen fest darauf, dass die Untersagungsverfügungen der Wettbewerbshüter auch den anhängigen gerichtlichen Überprüfungen standhalten werden.“

Politischen Handlungsbedarf sieht der Hotelverband zudem im Bereich der so genannten „Sharing“ Economy. „Das derzeitige Rechtsvakuum in vielen Städten und Gemeinden bei der tageweisen Vermietung von Privatapartements geht auf Kosten der Verbraucher, Anwohner und Steuerzahler und verzerrt den Wettbewerb zur stark reglementierten Hotellerie“, machte Lindner deutlich. „Der Gesetzgeber ist gefordert, hier für ein level playing field zu sorgen: Gleiche Rechten und Pflichten für alle Marktteilnehmer, egal ob neu oder etabliert, ob analog oder digital, gleiches Schutzbedürfnis für alle Gäste.“

Um die Chancen der Digitalisierung im Interesse der Gäste und der touristischen Regionen in Deutschland auch wirklich nutzen zu können, erwartet der Hotelverband von den politischen Entscheidungsträgern auf allen Ebenen einen hochwertigen und flächendeckenden Ausbau der Breitbandabdeckung in Deutschland. „Auch ein veritabler Befreiungsschlag beim mehr als lästigen Thema ‚öffentliches WLAN-Angebot‘ bezüglich Störerhaftung, Unterlassungsansprüchen und Netzsperren ist mehr als überfällig“, bringt Lindner die Erwartungshaltung der Branche auf den Punkt.

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Bild: Titel des Branchenreports - IHA