Tourismusverband Schleswig-Holstein fordert Verkehrskonzept vom Land

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Investitionen in die touristische Verkehrs-Infrastruktur und ein gemeinsames Verkehrskonzept aller Beteiligten – das sind die Schlüsse, die der Tourismusverband Schleswig-Holstein (TVSH) aus den Ergebnissen einer Studie zieht, die er am 19. Mai 2016 in Kiel vorstellte.

Das Institut für Tourismus- und Bäderforschung in Nordeuropa hatte im Rahmen dieser Studie eine Datengrundlage zur zukünftigen touristischen Erreichbarkeit und Mobilität vor Ort erarbeitet und vor dem Hintergrund der Tourismusstrategie 2025 Handlungsempfehlungen formuliert.

Bei 20 Prozent mehr Übernachtungen innerhalb der kommenden neun Jahre gehen die Autoren von zusätzlichen vier Millionen Pkw-Anreisen und zusätzlichen 1,7 Millionen Bahnreisen im echten Norden aus. Selbst bei einem sehr moderaten Übernachtungswachstum werde sich nach den Worten des TVSH-Vorsitzenden Dr. Jörn Klimant das Verkehrsaufkommen deutlich erhöhen. Das beträfe vor allem das Straßennetz – 84 Prozent der Anreisen nach Schleswig-Holstein erfolgen bereits heute mit dem Pkw. Klimant: „Schleswig-Holstein wird ohne eine moderne Infrastruktur nicht vom touristischen Wachstum in Deutschland profitieren können. Die Erreichbarkeit ist für den Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit der Tourismusorte von existenzieller Bedeutung. Der globale Wettbewerb, sinkende Aufenthaltsdauernund steigende Gästezahlen sind Herausforderungen, denen wir uns heute stellen müssen, um auch morgen als Destination noch konkurrenzfähig sein zu können.“

Kernforderung touristisches Verkehrskonzept

Klimant nannte als Kernforderung die Entwicklung eines touristischen Verkehrskonzeptes für den Umgang mit den zu erwartenden Kapazitätsengpässen. Bereits im Rahmen der langfristigen Planung müssten die Mobilitätserfordernisse der Zukunft mit den touristischen Strategien abgeglichen werden. Touristische Belange seien mehr als bisher in die Verkehrsplanung einzubeziehen.

„Das betrifft sowohl den konkreten Ort als auch den jeweiligen Zeitraum, also was wird ausgebaut und wann wird wo gebaut“, so Klimant. Als Beispiel nannte er den sechsstreifigen Ausbau der A7: „Wenn wie beim Ausbau der A7 Baustellen und Sperrungen vom Verkehrsministerium und Via Solutions frühzeitig kommuniziert werden, wenn der ADAC in der Sommerzeit dort seine Stauberater einsetzt, wenn es ein Kommunikationskonzept Verkehr gibt, an dem alle Betroffenen mitgearbeitet haben, dann ist das ein gutes Beispiel dafür, wie man mit solchen Situationen umgeht.“ Denn klar bleibe: Der Ausbau der Infrastruktur sei auch aus touristischer Sicht dringend notwendig, nur müsse dieser eben rechtzeitig bekannt gemacht werden, auch und gerade in den Heimatregionen der Urlauber.

„Einschränkungen und Belastungen, die im Zusammenhang mit den Bauarbeiten notwendigerweise entstehen, müssen transparent und aktuell mit positivem Tenor an die Gäste des Urlaubslands Schleswig-Holstein kommuniziert werden.“Mit einem tourismusspezifischen Kommunikationskonzept will der TVSH demnach helfen, die Verkehrsströme zu entzerren.

In das geforderte touristische Verkehrskonzept müssen nach Auffassung des TVSH alle drängenden Probleme der Infrastruktur einfließen. Als vorrangig hierbei gelten der Aus- und Neubau im Straßennetz wie auch eine erhebliche Verbesserung der Bahnanbindung, etwa durch mehr Direktverbindungen und Touristikzüge. „Der Tourismus braucht schnelle Verbindungen, im besten Fall als umsteigefreie Direktverbindung, zumindest aber mit reibungslosem Umsteigen zwischen Nah- und Fernverkehr. Schleswig-Holstein ist das Bundesland mit dem geringsten Anteil an Bahnurlaubern. Bei der Schieneninfrastruktur gibt es nach wie vor einen gewaltigen Investitionsstau, der verkürzte Anreise- und Fahrtzeiten verhindert. Und es bleibt natürlich das Problemgebiet Westküste; hier gilt nach wie vor unsere Forderung, dass man mit der Bahn von Hamburg nach Sylt in maximal zwei Stunden kommen sollte“, so Klimant.

Investition in die Verkehrs-Infrastruktur

Was für die Magistralen und die Anreisewege gelte, das treffe ebenso auch auf die regionale Mobilität zu. „Wir müssen anfangen, die Möglichkeit der Mobilität nicht nur als Kostenfaktor zu sehen, sondern sie als notwendige Investition in eine Basisinfrastruktur zu begreifen. Wenn die wichtigsten Ausflugsziele mit dem ÖPNV gut zu erreichen sind, dann verringert das den Individualverkehr auf den Straßen. Die Gäste haben nämlich während ihres Urlaubs keine Lust, sich in eine Blechschlange zu stellen. Sie wollen sich erholen und Land und Leute kennen lernen“, sagte Klimant.

Das Fazit des TVSH: Die Tourismusstrategie des Landes setze auf eine deutliche Steigerung der Übernachtungen bis 2025, und die jüngsten Zahlen für 2015 zeigten, dass diese Strategie inzwischen auch greife. Es dürfe nicht sein, dass der Tourismus sich nicht dynamisch entwickeln könne, weil die Leute leichter nach Mallorca oder auf die Malediven kämen als nach Schleswig-Holstein.

„Die Erreichbarkeit und damit die Infrastruktur eines Tourismusgebietes ist ein echter Standortfaktor und entscheidet immer öfter über Buchung oder Nichtbuchung. Für 42 Prozent der Urlaubsgäste in Schleswig-Holstein spielen Anreise und Erreichbarkeit eine besonders wichtige Rolle bei der Entscheidung für das Reiseziel, das bedeutet Rang drei nach den Aspekten "Landschaft/Lage" und "Klima/Luft". Eine Investition in die Verkehrs-Infrastruktur ist also eine Investition in die Zukunft Schleswig-Holsteins als Tourismusstandort.“

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