Sparkassen-Tourismusbarometer: Brandenburg im Aufwind - trotzdem Marktanteilsverluste

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Der Tourismus in Brandenburg entwickelt sich gut. Im ersten Halbjahr 2017 stieg die Zahl der Übernachtungen um 3,1 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Für das gesamte Jahr 2016 lag der Wert bei 2,9 Prozent. Dies geht aus dem Sparkassen-Tourismusbarometer 2017 des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV) hervor.

„Die ostdeutschen Betriebe erreichen Nachfragerekorde dank insgesamt steigender Übernachtungszahlen deutschlandweit“, stellte der Geschäftsführende Präsident des OSV, Dr. Michael Ermrich, heraus. „Aber gleichzeitig verlieren sie Marktanteile an der Gesamtnachfrage.“

Tatsächlich verzeichnete der Ostdeutschland-Tourismus 2016 mit 79,4 Millionen so viele Gästeübernachtungen wie noch nie, aber der Marktanteil bei den Übernachtungen an der Gesamtnachfrage in Deutschland fiel 2016 auf 17,8 Prozent. „Ein ‘immer mehr an Gästen‘ kann nicht überall die Lösung sein“, so Dr. Ermrich. „Wir müssen uns stärker darauf besinnen, die Wertschöpfung durch den Tourismus zu steigern und die Gäste mit Kundennähe und Qualität zu überzeugen. Erfreulich ist die Verbesserung der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen des Gastgewerbes insgesamt. Das vergrößert den unternehmerischen Handlungsspielraum und ermöglicht, in Qualität zu investieren.“

So stieg im brandenburgischen Gastgewerbe die Eigenkapitalquote 2015 gegenüber 2005 um 2,4 Prozent, ostdeutschlandweit jedoch noch stärker um 10,9 Prozent. Die Umsatzrendite stieg bis 2015 auf 7,1 Prozent, ostdeutschlandweit sogar auf 7,8 Prozent.

Erfreuliche Halbjahresbilanz

Insgesamt wird der Tourismus in Brandenburg durch eine stabile Nachfrage von Gästen aus Deutschland getragen.
Die Betriebe in Brandenburg verzeichneten 2016 4,8 Millionen Gästeankünfte (+ 2,6 Prozent im Vergleich zu 2015) und 12,9 Millionen Übernachtungen (+ 2,9 Prozent im Vergleich zu 2015).

Während in Brandenburg von Gästen aus Deutschland 2016 gegenüber 2015 2,8 Prozent mehr Ankünfte und 3 Prozent mehr Übernachtungen gezählt wurden, blieben die Zuwächse von Gästen aus dem Ausland bei den Ankünften (+ 1,1 Prozent) und bei den Übernachtungen (+ 1 Prozent) deutlich dahinter zurück.

Dieser Trend setzte sich im ersten Halbjahr 2017 fort. Von Januar bis Juni wurden 4,7 Prozent mehr Ankünfte und 3,3 Prozent mehr Übernachtungen aus Deutschland und 4,3 Prozent mehr Ankünfte und sogar ein Minus von 0,1 Prozent Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland in Brandenburg gezählt.

Alle Regionen im Plus

Erfreulich sieht die Bilanz in den brandenburgischen Reisegebieten aus. Alle Reisegebiete meldeten im ersten Halbjahr 2017 Nachfragezuwächse bei den Übernachtungen gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Überdurchschnittliche Zuwächse verzeichneten die Betriebe in der Niederlausitz (+ 9,4 Prozent), im Lausitzer Seenland (+ 8,6 Prozent), im Elbe-Elster-Land (+ 8,1 Prozent) und im Havelland (+ 7,5 Prozent). Durchschnittliche Zuwächse meldeten das Ruppiner Seenland (+ 3,4 Prozent) und Seenland Oder-Spree (+ 3 Prozent). Über Übernachtungszuwächse, die leicht unter dem Landesdurchschnitt lagen, freuten sich das Dahme Seenland (+ 2,9 Prozent), Potsdam (+ 2,6 Prozent), Prignitz (+ 2,2 Prozent), Uckermark (+ 1,9 Prozent), Barnimer Land und Spreewald (jeweils + 1,5 Prozent) und Fläming (+ 1,3 Prozent).

Freizeitwirtschaft unter Vorjahresniveau

Im Jahr 2016 verzeichneten die Kultur- und Freizeiteinrichtungen Brandenburgs insgesamt eine stabile Nachfrage mit leichten Besucherrückgängen in Höhe von 0,2 Prozent. Ungeachtet der stagnierenden Gesamtbilanz hatten fast 60 Prozent der Einrichtungen Besucherzuwächse. Im ersten Halbjahr 2017 kamen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum 4,8 Prozent weniger Besucher in die brandenburgischen Kultur- und Freizeiteinrichtungen. Ostdeutschlandweit lagen die Besucherrückgänge lediglich bei 0,3 Prozent.

Schwerpunktthema: Erfolgsfaktor Qualität

Schwerpunktthema des aktuellen Sparkassen-Tourismusbarometers ist der „Erfolgsfaktor Qualität“. Im Wettbewerb wird Qualität zunehmend die Voraussetzung für den Erfolg von Betrieben und Destinationen. Qualität muss aus der Sicht des Gastes definiert werden, betont das Tourismusbarometer. Gefragt seien individuelle Qualitätsstandards. Das erfordere von den Anbietern ein hohes Maß an Zielgruppen-Know-how und Kreativität bei der Angebotsgestaltung. Qualität sei ein Prozess, keine punktuelle Maßnahme. Qualität verlange Strategie, Willen, Investitionen und Kontinuität.

74 Prozent der Gäste vertrauten offiziellen Siegeln. Das Tourismusbarometer gehe der Frage nach, wie diese Instrumente von den Betrieben genutzt würden. Mittlerweile hätten sich neben den Qualitätsinitiativen Bewertungsportale im Tourismus als Wegweiser etabliert. 57 Prozent der Gäste vertrauten bei der Buchung von Angeboten auf Online-Bewertungen.

Qualitätsarbeit ist auch Sache der Destinationen. Bei einer Befragung der brandenburgischen Destinationsmanagementorganisationen (DMO) durch das Tourismusbarometer fühlen sich 84 Prozent verantwortlich für Qualität, ostdeutschlandweit sind es sogar 90 Prozent der DMO. Aber nur 8 Prozent der DMO in Brandenburg äußern, dass sie sich verantwortlich fühlen für die gesamte Servicekette in der jeweiligen Destination, während es ostdeutschlandweit immerhin 20 Prozent sind. Auch nur 31 Prozent der brandenburgischen DMO agieren als Qualitätscoach für die Betriebe, etwa gleich viele wie ostdeutschlandweit (30 Prozent).

Das Tourismusbarometer stellt fest, dass sich die Organisationen in erster Linie als Motivator für die Teilnahme an Qualitätsinitiativen verstehen und als Vermittler von Weiterbildungsangeboten. Diese Haltung der DMO wird künftig kaum mehr ausreichen.

Qualitätssignale aus Brandenburg

Bei der DEHOGA-Klassifizierung erreicht Brandenburg mit 187 klassifizierten Betrieben einen bundesweiten Anteil von 2,2 Prozent (Stand Januar 2017). Einhergehend mit dem deutschlandweiten Trend verzeichnet Brandenburg erstmals Teilnehmerverluste 2017 gegenüber 2016.

Die Initiative „ServiceQualität Deutschland“ ist in Brandenburg erfolgreich. Seit 2011 stieg die Zahl der Teilnehmer hier von 164 auf 349. Der Anteil an den deutschlandweiten Zertifizierungen verdoppelte sich von 5,5 Prozent 2011 auf gegenwärtig 11,4 Prozent (Stand Februar 2017).

Die Klassifizierung von Ferienwohnungen/-häusern und Privatzimmern mit den DTV-Sterneferien verzeichnet gegen den deutschlandweiten Trend in Brandenburg leichte Gewinne. Waren in Brandenburg 2012 noch 1.177 Objekte klassifiziert, so waren es 2017 bereits 1.266 Ferienwohnungen/-häuser und Privatzimmer. Der Marktanteil von allen brandenburgischen Objekten in Deutschland beträgt 2,4 Prozent.

Wachsender Akzeptanz erfreuen sich in Brandenburg auch die Label „i-Marke“ (75 Betriebe), „bett+bike“ (490 Betriebe) und „Wanderbares Deutschland“ (16 Betriebe).

Zunehmend zufriedenere Gäste

Qualitätsarbeit zahlt sich aus. Brandenburg erreichte 2016 einen TrustScore von 81,4 Punkten und konnte so 2 Punkte im Vergleich zu 2012 zulegen. Der Anstieg entspricht dem ostdeutschen TrustScore, der seit 2012 ebenfalls um 2 Punkte gestiegen ist und aktuell bei 82,2 Punkten liegt. Der bundesweite Durchschnittswert hat seit 2012 allerdings um 3,2 Punkte auf aktuell 82,5 Punkte deutlich stärker zugelegt.

Die Zufriedenheit der Gäste mit ihren Unterkünften ist in den brandenburgischen Reisegebieten recht unterschiedlich ausgeprägt. Prignitz und Ruppiner Seenland (zusammen 82,3 Punkte) und Spreewald, Niederlausitz, Lausitzer Seenland, Elbe-Elster-Land und Fläming (zusammen 82,2 Punkte) sind die Reisegebiete mit den zufriedensten Gästen in Brandenburg. Dahme-Seenland und Seenland Oder-Spree (zusammen 81,2 Punkte) liegen etwa im Landesdurchschnitt, während Havelland und Potsdam (zusammen 80,4 Punkte) und Uckermark und Barnimer Land (zusammen 79,8 Punkte) noch Verbesserungspotenzial haben.

www.tourismusbarometer.de